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Wie eigentlich jede Nacht war ich alleine in dem kleinen schäbigen Raum, den ich mein Zimmer nannte. Ich lag in meinem  quietschenden Bett und starrte an die vermoderte dunkle Holzdecke, bis ich irgendwann vor mich überkommender Übelkeit die Augen schloss. Ich konnte und sollte nicht schlafen, dass war eine dieser Sachen die ich sicher wusste. Und davon gab es leider nicht viele. Schon den ganzen Tag hatte ich Schuldgefühle gegenüber meiner Mom für etwas, das ich nur tat, um zu ihr helfen. Sie hoffte immernoch sie könnte uns Zwei mit ihrem spährlichen Gehalt über Wasser halten, aber ich wusste sie war kurz davor in den immensen Schulden die sie bei Freunden und Feinden gemacht hatte zu ertrinken. Also hatte ich auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen, als ich heute der Arbeit in der mickrigen Bar zugestimmt hatte. Ich wusste zwar nicht was mich dort erwartete, doch ich war bereit das Risiko einzugehen, nachts in der Straßen der Stadt zu arbeiten, die die höchste Kriminalitätsrate der ganzen Vereinigten Staaten hatte. Der Besitzer, hatte mir am Telefon nur kurz die Adresse gegeben und sich meine Kleidergröße geben lassen, bevor er überstürzt aufgelegt hatte, wahrscheinlich froh überhaupt jemanden gefunden zu haben, der in seiner schäbigen Bar arbeiten wollte.

Schlussendlich machte ich mich also bevor meine Mom nachhause kam, auf den Weg.

Nach einem etwas längeren Marsch angekommen, wurde ich gleich von meinem neuen Chef mit in die hinteren Räume genommen und er drückte mir eine staubige schwarze Schürze und ein lädiertes weißes Hemd in die Hand. Erst wirkte es so als wolle er bleiben doch letztendlich drehte er sich um und verließ den Raum, damit ich mich endlich in Ruhe umziehen konnte. Nachdem ich das getan hatte öffnete ich die Tür und schaute mich nach ihm, Mr. Brown, um, den ich dann in der Tür zum kleinen, stinkenden Schankraum entdeckte. "Komm her Mädchen", sagte er nach kurzer Zeit, in der er mich betrachtet hatte, "Ich zeige dir was du zu tun hast." Ich ging ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei und betrat die Bar. Dann stoppte er mich plötzlich und machte meine Bluse mit seinen eklig knochigen Fingern einen Knopf weiter auf, dabei lächelte er schmierig "Wir wollen ja auch was verdienen." Ich ließ das unkommentiert um nicht augenblicklich zu kotzen und ging einfach auf die Theke zu. Ich bereute meine Entscheidung schon jetzt.

Als er mir dann nach einer gefühlten Ewigkeit alles erklärt hatte, verzog er sich und ließ mich mit einem unwohlen Gefühl zurück. Warum tat ich das hier? Ich fing an die Gläser zu spülen, bis ich sah das sich jemand vor mich gestellt hatte und über den Tresen hinweg versuchte mich anzusprechen: "Hey Kleine, du kommst mir bekannt vor, kann es sein dass ich dich schonmal gesehn hab?" Ich überlegte kurz, ob ich überhaupt antworten sollte, entschied mich dann aber dafür, um das Geschäft nicht mit meiner Unfreundlichkeit schlechter zu machen, als diese Bruchbude eh schon war. "Nicht dass ich wüsste Sir. Könnten sie mich bitte einfach weiter arbeiten lassen?" "Nisch so unfreundlich Göre, und jetzt schenk mir ein Bier aus" Ich tat was er mir, leicht angetrunken, befohlen hatte und holte ein Glas unter dem Tisch hervor. Nachdem ich abgezapft hatte, stellte ich es ihm vor die Nase, er schaute mich an und grinste leicht amüsiert. Erst dann fiel mir auf das er lange nicht so alt, arm und schmierig aussah wie der Rest in diesem Schuppen. Ich schätzte ihn auf vielleicht höchstens 20, er hatte leicht gelige schwarze Haare die ihm stränig in die Stirn fielen und ein grimmiges, markantes Gesicht "Warum bist du hier?" fragte ich, aufeinmal neugierig geworden. "Warum sollte ich dir etwas sagen, was dich nichts angeht?" stellte er mir, plötzlich keck grinsend, eine Gegenfrage. "Aber wer sagt denn, das ich nicht wie die ganzen anderen hier bin um was zu trinken und freizügige Kellnerinnen zu genießen?" fügte er an. "Niemand Sir, ich dachte nur... Sie sehen anders aus als die gewöhnlichen Gäste", ich versuchte meine dumme Frage höflich zu relativieren, doch wahrscheinlich redete ich kurz gesagt einfach nur Scheiße.

"Was sagt das darüber aus warum ich hier bin?" Ja, was sagte das darüber aus? Jetzt fing ich selbst mit den Vorurteilen an, die ich normalerweise so verabscheute. "Nichts Sir" Langsam beugte er sich vor und schaute mir mit seinen erschreckend grünen Augen in meine. "Und selbst wenn, ich wüsste nicht was Sie das angeht!" Mit diesen Worten stand er auf und verließ ohne sich nocheinmal umzusehen die Bar. Sein Bier stand immernoch unberührt vor mir und ohne nachzudenken trank ich es auf Ex, um diese Nacht ohne Nervenzusammenbruch zu überstehen, das ging dann wohl aufs Haus... Schon kurze Zeit später fühlte ich mich wieder besser und hatte wieder genug Rückgrat um ein paar betrunkene, grabschende, alte Pedophile zu bedienen.

Als ich grade dabei war einem von ihnen ein Getränk zu bringen, wurde ich ohne Vorwarnung rückwärts auf einen fremden Schoß gezogen. Bevor ich auf ihm landete versuchte ich lächerlicherweise im letzten Moment noch den kurzen Rock runterzuziehen, den ich nur an hatte, weil dieser - und keine Strumpfhose - Arbeitsbedingungen waren. Doch es gelang mir nicht so recht, mir rutschte der Skaterrock, der mir sowieso nicht mal zur Hälfte der Oberschenkel ging so hinauf, dass ich nicht mehr auf ihm Sitzen konnte und stattdessen die raue Jeans des Typen unter mir spürte. Die Bestellung war mittlerweile auf den Boden gefallen, das Glas zerbrochen und der Boden voll mit Whiskey, aber das interessierte diesen Arsch nicht, der gerade begann meinen Hals abzulecken und den Kopf so über meinen Nacken zulegen, dass er einen tollen Ausblick in mein halb offenes Hemd hat. Erst versuchte ich meine Arme vor der Brust zu verschränken, jedoch merkte ich erst kurz darauf, dass es meine mittelmäßige Oberweite nur noch mehr nach oben drückte, als es der zu kleine BH sowieso schon tat. Also legte ich meine Hände in den meinen Schoß um mir kurz Zeit zu lassen kurz zu überlegen wie ich aus dieser Situation wieder rauskomme. Der ekelerregende Mann, dessen Gesicht ich nicht einmal gesehen hatte, leckte weiter an meinem Hals rum und saugte an meiner Haut. Ich schüttelte mich, woraufhin er kurz von mir abließ, nur um mich dann noch fester gegen seinen Bierbauch zu ziehen. Langsam reichte es mir. Wütend warf ich mich hin und her bis er mich endlich frei ließ.

Ich bückte mich und sammelte das zerbrochene Glas ein, brachte es zurück, machte ein neues und brachte das Getränk dem Herren der es bestellt hatte. Danach machte ich mich daran einen Lappen zu suchen mit dem ich die Sauerei aufwischen konnte, was ich dann auch tat. Und da sagt man doch so schön Scherben bringen Glück?! In diesem Moment hätte ich am liebsten gen Himmel geschrien was ich davon halte...

Circa eine viertel Stunde später hatte ich meine Gedanken wieder geordnet, ich wusste schon davor das soetwas passieren könnte. Immerhin ist so eine Bar in den Slums in der Nacht voll mit betrunkenen Perversen. Das war von Anfang an ein Risiko.

Dann riss mich plötzlich ein lauter Knall aus meinen Gedanken.

Erst Sekunden später realisierte ich, dass das ein Schuss war. Kurz darauf ertönte ein zweiter, ich verkroch mich unter der Theke, um ja nicht eine der Kugeln anzubekommen, die hier gerade höchstwahrscheinlich durch den ganzen Raum flogen.

Genau das war die zweite große Gefahr hier: die Gangs. Ihre Kämpfe forderten in den ganzen Vierteln immer wieder eine hohe Zahl an Opfern, meistens Zivilisten die nicht in die krummen Dinge dieser Art von Kriminellen verstrickt waren.

In diesem Moment war für mich nur klar, dass das doch keine gute Idee war und ich ganz sicher nie wieder hierher zurück kommen würde, falls ich diese Nacht überhaupt überleben sollte. Ich war mir der Gefahren zwar bewusst gewesen, aber ich wenn ich tot wäre könnte ich Mom noch weniger unterstützen. Also riss ich mir mit einem Mal die Schürtze vom Leib, schlich ich zur Hintertür und rannte. Ich rannte in einem Affentempo, das man sich einfach aneignet wenn man in so einer Zone aufwächst, nach Hause. Dort stürzte ich mich sofort in mein kleines Zimmer zog mir ohne zu Zögern das ursprünglich geliehene Hemd vom Leib und fing bitterlich an zu schluchzen.

ChangesWhere stories live. Discover now