11. Kapitel

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Lange gingen wir mit unseren Taschen die Straße hinunter. Vorbei an rauschenden Taxis und Autos. Als es schon lange Nachmittag war, musste ich die Stille brechen, die über uns wie ein Fluch lag: "Wir brauchen einen Schlafplatz, Ana". Meine matten Worte kamen erst Sekunden später bei meiner benebelten Freundin, Ana, an.

"Ja, ich weiß", sagte sie dann letztendlich.

Ich sah von weitem ein Hotel, und teilte es auch Ana mit. Wir beschlossen nun hinein zu gehen um zu fragen, ob wir dort übernachten können. Ein feiner Herr machte uns die vergoldete Flügeltür auf. Im Hotel war alles sauber (anders als in diesem Pub). Überall standen Orchideen die wunderschön und wie neu aussahen. Ich kam mir so ungewaschen und in diesen dreckigen Klamotten echt dumm vor.

"Tut mir leid, aber wir sind fast ausgebucht. Haben Sie denn viel Geld dabei? Wir hätten nämlich nur noch zwei Suiten...", sagte der Mann am Tresen, nachdem wir ihn nach einem Zimmer gefragt hatten.

"Okay, nein. Das Geld wird wahrscheinlich nicht reichen", antwortete ich mehr zu Ana als zu dem Angestellten, nachdem ich aufgeregt nachsah.

"Gut, dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende!", meinte der Mann unfreundlich.

Meine Alarmglocken fingen an zu kreischen - es war schon fast Wochenende? Zögerlich fragte ich, welcher Tag heute war, und der Angestellte sagte mir, es wäre Freitag. "Okay, danke... das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm". Ich lächelte ihn an, und zog dann Ana hinter mir her.

"Hey! Das tat weh!", rief sie wehleidig als die schweren Türen hinter uns zuknallten.

"Tut mir echt leid, aber wir müssen uns beeilen..."

"Warum das denn jetzt?"

"Am Wochenende haben die meisten Geschäfte zu, und wir brauchen unbedingt etwas zu essen. Wie sollen wir denn sonst den Tag überstehen?"

Mit diesen Worten zog ich Ana ein weiteres Mal hinter mir her - diesmal aber nicht ganz so doll.

"Zeig her - wieviel Geld haben wir noch?", fragte ich Ana als wir vor einem Pub standen.

"550£. Wird das reichen?"

"Ja, diesmal buchen wir zwei Nächte, einverstanden?" Zur Antwort auf meine Frage nickte Ana bestätigend.

"Hallo, was wollt ihr beiden hübschen denn hier?", schnalzte der Barmann als er uns sah. Ich erkannte sofort seinen irischen Akzent.

"Wir würden gerne ein Zimmer für zwei Nächte buchen", antwortete Ana.

"Aha...", er hielt inne. Nun blickte er zu mir. "Du bist das Mädchen was angeschossen wurde, nicht? Wie geht es dir?" Mir stockte der Atem.

"Das lass mal nicht Ihre Sorge sein", sagte Ana fassungslos. Der Ire lächelte sie kurz charmant an, und dann gab er in seinen alten Computer alle Daten ein.

"Ihr wollt ein Zimmer mit zwei Betten, stimmt's?", sagte er nach einer Weile ohne aufzublicken.

"Ja, das ist richtig", sagte ich so abfällig wie möglich.

Wieder lächelte er uns an. Stumm gab er uns den Schlüssel für unser Zimmer.

*

"Wow, der Ausblick ist wirklich atemberaubend!", rief ich direkt als wir das Zimmer betraten und unsere Taschen abstellten. Neben dem Fernseher hing eine Uhr, die es um 11:00 Uhr mittags anzeigte.

Das etwas schmuddelige, muffige Zimmer war sehr altmodisch eingerichtet. Ich hatte persönlich den Eindruck, dass hier eine Frau am Werk war. Auf den kleinen, süßen Nachttischen standen jeweils eine große Hortensie. Ich hatte eine rosafarbene Hortensie und Ana eine lilafarbene. Ich fand das Zimmer hübsch und irgendwie gefiel es Ana dem Anschein nach auch wirklich.

The Queen Where stories live. Discover now