Save the words

Prüfungsangst

Herzrasen. Schweißausbrüche. Nervöse Zuckungen irgendwelcher Körperglieder. Ich stehe neben meinen Mitschülern, die sich untereinander mit ihrer Angst und Nervosität anstecken.

Ich sehe es in ihren Augen, ihren Bewegungen. Rieche es in der Luft.

Ich weiß nicht wieso, aber ich bin ganz ruhig, ganz entspannt. Auch wenn ich die Emotionen der anderen wie ein elektronisches Knistern über meine Haut tanzen spürte. In einem anderen Leben hätte mich die Prüfungsangst der anderen mitgerissen, fort geschwemmt in einen Strudel hinab in meine persönliche Hölle, in der die Angst zu Versagen mich martert, mich quält und verbrennt...

Aber nicht dieses Mal. Dieses Mal fühle ich mich, ja wie ein Zuschauer, der alles wahrnahm: Emotionen, Worte, die Sprache der Körper. Aber vor allem die Prüfungsangst, die wie ein schleichendes, süßliches Gift die Luft um die Menschen verpestet, ihnen den Atem und nach einiger Zeit den Verstand raubt.

Von diesem Gift berauscht, sind die anderen wie Tänzer, die nach einer von dem Gift gespielten Melodie ihrer eigenen Choreographie folgen. Sie wanken, sie schwanken, drehen sich im Kreis und heben die Arme wie in einer Bitte um Gnade zu einer unbekannten Gottheit.

Und wie auf das Zeichen eines Regisseurs, der zum Start der Filmaufnahmen ruft, erreicht die Prüfungsangst ihren Höhepunkt. Wie trainierte Tiere springen alle los, hinein in das Gebäude in dem die Prüfungen stattfinden auf die man sich seit Beginn der Ausbildung vorbereitet hat.

Ich stehe einfach nur da, folge mit meinen Augen dem Strom der Menschen. Die Sonne schien hell von oben herab. Der Himmel war strahlend blau. Keine Wolke bedeckte den Himmel, als ich mit einem leichten Lächeln hinter mir die Tür schloss. In wenigen Stunden wäre ich frei.

Und das alleine machte mich froh und war mein Serum gegen das Gift, dass durch die Prüfungsangst die Luft zu infizieren.

Ich war immun und ich war frei.

Leise quietschend schloss sich die Tür hinter diesem Kapitel.