nine|ᴳᵉᵐᵉᶤᶰˢᵃᵐᵏᵉᶤᵗᵉᶰ

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"Du hast jemand wichtiges in deinem Leben verloren, ich auch."
_________

Stille.

"Gott, das klang scheiße. Vergiss was ich gesagt habe" Nervös vergrub Manuel seine Hände in den Hosentaschen. Ich hätte wohl antworten sollen, er war sensibler als es in seinen Videos schien.

"Nein, ist schon gut. Ich bin ganz Ohr"

Er wank nur ab.

"Nein. . . Du hast genug Probleme, ich will dir nicht noch weiter ans Bein pissen"

Mein Blick ruhte nur fordernd auf ihm. In der Psychologie galt dies als eine sehr beliebte Art und Weise seinen Gesprächpartner wortlos mitzuteilen, weiterzusprechen. Ich wusste das zu gut, meine Psychologin tat sowas gelegentlich. Mit erfolg.

Ebenso sprang auch Manuel in kurzer Zeit darauf an. Kurz die Unterlippe beißend, teilte er mir seinen Verlust mit.

"Mein Vater war Kettenraucher. . .-"

Dumpf flog -durch den schleifenden Gang Manuels- einer der Kieselsteine in die Höh, ehe es wieder seinen Platz auf dem Asphalt fand, durch welchen wir wanderten.

"-Die folgen davon werden eben sehr oft unterschätzt"

". . . Lungenkrebs?"

"Lungenkrebs."

". . . Du verwendest sowas doch oftmals umgangsprachlich?"

Zurückzuführen auf die altbekannten Insider Germanletsplays', wobei es sich im ein oder anderen Wortschatz über Tumore handeln vermag ebenso anderen schwer heilbaren Krankheiten.

"Das ist meine Art damit umzugehen"

Ungewöhnlich. Aber es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, es interessiere mich nicht, wovon man oftmals ausgehen durfte.

Das letzte womit ich mein Interesse teilen durfte, entsprach der Ansammlung an Kisten Chessies' deren Anwesenheit für mich immernoch an erster Stelle stünde.

Wobei mir der Kontakt mit Peter unbehagen bereitete.

"Also ich verstehe schon wieso du dich so scheiße fühlst, Micha"

"Ich sammel Kisten"

Für einen Kontext war ich zu Mundfaul.

"Häh?"

"Also. . . Kisten von Ihr"

Wie auch immer man das falsch intperetieren konnte, Manuels Gesichtsausdruck versicherte mir genau, das er dies soeben tat.

"Wie genau meinst du das?"

Mir entglitt ein seufzer.

"Wir stimmen den anderen nur zu, wenn wir eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und uns empfinden. Ich habe dir gerade meine genannt"

Nun schien es auch Germanletsplay verstanden zu haben.

Das restliche Gespräch beruhte auf den austausch von Vorlieben und Abneigungen. Wobei es 'Selbstgespräch' zu nennen, wohl passender umschrieben hätte.

Ich lauschte nur aufmerksam seiner Stimme. Gab acht auf die gestikulierungen meines Freundes, ehe wir wieder teil der Gesellschaft Manuels' Familie wurden.

Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß ich den Verlust. Den Vorfall welcher mein Leben grundlegend auf den Kopf gestellt hatte. Vergaß, dass ich vor einem Tag noch erbärmlich vor mich hinvegitierte und im Begriff war zu schimmeln oder erwartete, dass etwas passiert, was keine Veränderung darstellte, sondern mich unterhielt.

Mich von ihr ablenkte.

Beinahe schon selbstironisch, das ich mir dessen immer in den unpassendsten Situationen bewusst geworden war.

Zumindest fand ich meine Erleuchtung. Selbst wenn sie auch soeben keinen Platz von bedeutung einnahm.

Der aufprall von Türknauf und Wand, was sich ganz danach anhörte, als wäre durch die gewaltige Kraft, Putz von abgebröckelt, riss mich aus meinen Gedankengängen und versetzte mich zurück in die Gegenwart.

Welche mich nicht allzu freundlich empfang. Im Gegenteil. Stattdessen nahm mein Auge ein Szenario war, welches mich glatt an die Szenen aus Werwolf vs Vampir - Filmen erinnerten, in welchen sich soeben gennante, gegenüberstanden und mit wütenden Mienen den Erzfeinden einen Blick zuwarfen, der, wenn es denn möglich gewesen wäre, hätte töten können.

Dasselbe fand mit Manuel und seiner Familie statt. Die garstige Meute an betrunkenen verhielten sich, gemäß ihres körperlichen zustandes, auch wie welche und erfüllten das cliché, alle Alkohol konsumierenden Personen seien von Agressionen durchtrieben und umso empfänglicher für 'Streitereien'.

Die andere Seite des Raumes nahm Manuels Mutter ein, welche ganz vorn stand und dem älteren Herren -nennen wir ihn hier einfach mal passenderweise den Rudelführer der idiotischen Alkoholiker- mit zusammengekniffenen Augen und aufgerichteter Haltung offensichtlich ein Warnsignal gab, schleunigst den Schwanz einzuziehen.

Da er offensichtlich keinen besaß, ließ sich ihre unausgesprochene bitte nicht erfüllen und der Schwanzlose Rudelführer schlug mit geballter Faust auf den Tisch, an welchem vor kurzen noch alle der hier anwesenden, Platz genommen hatten und der großteil sein größtes Amusement darin fand, sich ihr Maul über einen gewissen Fremden -mir- zu zerreißen.

Anstatt, dass sich die Situation widerlegte und einer von beiden nachgab, passierte das Gegenteil.

Noch befand sich die Faust der Temperamentvoll Frau nicht in dem Gesicht des unhöflichen Rudelführers.

Der Raum wurde so erfüllt von Hass und dem penetraten Geruch des Alkohols, das bis zu unseren eintreten, keine Worte aus den Mündern der beiden Parteien entwich. Geschweige denn ihre Aufmerksamkeit uns entgegen brachten.

"Willst du nichts unternehmen?"

Flüsterte ich, mit den leisesten Unterton den ich aufbringen konnte, sodass es aber dennoch verständlich für Manuel war, in dessen Ohr.

"Warts ab."

Erwiderte er nur gelassen und verschränkte seine Arme abwartend vor seinem Brustkorb. Damit gab er mir irgendwie zu wissen, dass Situationen wie diese, nicht zum ersten mal im Kreise der Familie Fuß gewannen.

Auf Kommando zog die Mutter Germanletsplays' einen großen Anteil an Luft ein, sodass es für einen Außenstehenden deutlich zu beobachten war, wie sich ihr Brustkorb hob.

"Du bewegest jetzt schleunigst deinen Arsch von hier; Ach, vergiss bloß nicht den Rest von dir, dann überlege ich es mir vielleicht auch nochmal, deine grässliche Visage nicht in einen Regenbogen zu verwandeln, Karsten."

Der Schwanzlose Rudelführer hörte wohl auf den Namen 'Karsten'. Wie passend.

Und eben genannter sollte ihre ausgesprochenen Worte auch ernst nehmen und lieber seines Weges gehen, zum wohle aller beteiligten.

Siehe da, er tat es. Wobei es wohl mehr daran lag, dass Peter nebenbei schon die dahinterstehenden Anhänger Karstens' antrieb, sich fortzubewegen.

Manuel war schon einige Meter von der Tür getreten, um den unerwünschten Gästen einen unkomplizierten Abgang zu wünschen. Nur reichte meine Auffassungsgabe dafür aus, zu realisieren was er tat, indessen sich Karsten schon gen Tür bewegte, in welcher ich weiterhin noch stand.

"Aus dem Weg, Kalkleiste"

Und ich verlor festen Boden unter meinen Füßen.

Lonely|ZomgerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt