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Die ernsthaftigkeit der Lage, wurde mir von diesem Zeitpunkt erst deutlich.

Bisher hielten mich nur noch halb betrunkene, friedvolle Familienangehörige der Büttinger davon ab dem -vor Jahren im Internet- vollkommen verschleierten Germanletsplay leibhaftig zu sehen.

So ganz ohne Maske.

Einfach nur als Manuel.

Die Monate der Schlaflosigkeit machten sich wieder einmal bemerkbar. Bekannte Hitzeanfälle und ganz besonders bei mir, aktivierte sich da noch konstantes unwohlsein. Meine Psychotherapeutin nannte es auch Paranoia.

Berechtigt wenn man die Lage genauer einschätzen tat.

Dem Essen wollte ich mich nicht zuwenden. Nicht einmal im Traum konnte ich daran denken; Essen fremder selbst nur einmal anzufassen. Ebenso waren die Blicke vorhin schon beunruhigender denn je, wodurch es mir deutlich schwieriger fiel Wörter zusammenzufassen und mich einem fremden zu äußern, den ich das erste mal in meinem Leben sehen durfte.

Durch dem eigenartigen Geruchsgemisch zwischen Alkohol und Kuchen, drang ein frischer Windzug hindurch welcher nahezu für einen Moment dieses Geruchsspektakel meiner ausgeprägten Nase enthielt.

Mein Augenmerk fiel auf den Braunhaarigen, eben eingetretenen Jungen Mann.

Die Schultangen Haare zierten dessen helle Haut, welche dennoch nicht mit seiner Maske verglichen konnten und betonten nahezu seinen Smaragdgrünen Augen.

Der beschreibung seiner selbst, zumindest wie er sich im Internet äußerte und der tatsache das diese Persöhnlichkeit heute wohl anscheinend Geburtstag hatte, musste das Manuel sein.

Seine Mundwinkel erhoben sich Blitzartig nach diesem Anblick.

Ja, vermutlich war das Objektiv betrachtet eine schon sehr amüsante Situation. Vermutlich. Andererseits lag mein interesse nicht darin das zu schlussfolgern.

Dieser Geruch von Alk schwebte schon seit geraumer Zeit im Raum umher und man kann sich sicher sein, im moment hatte ich mir gewünscht das mein Geruchssin einfach von dannen ging um nicht weiter diese Gerüche ertragen zu müssen.

Mein Blick lag weiterhin auf Manuel, welcher anscheinend seinen Spaß daran fand seine Verwandten so zu sehen.

Dieses blöde Grinsen. Blöd deshalb, weil mir diese Art von grinsen noch nie in meinem Leben vorgekommen war. Nach vorn gespitzte Lippen, ein weit geöffnetes Mundwerk und zum abschluss die strahelnd weißen Zähne.

Eine Sache der ich mir bei der Bildlichen vorstellung Manuels, bis jetzt eigentlich noch recht unschlüssig war.

Nichts gegen weiße Zähne.

Einem gesichtslosen Gaming-Youtuber wurde es nunmal in die Wiege gelegt clichéhaft unhygienisch durch den Alltag zu wandern.

Soviel dazu.

"Zimbel?" Jetzt erst wurde mir bewusst das Manuel den Platz hinter meinen Stuhl eingenommen hatte und probierte nachzuvollziehen wen ich da gerade mit meinem Blick durchbohrte.

Beim genaueren hinsehen war zu erkennen, das mein Augenmerk es wohl in all seiner paralyse auf die Wand abgesehen hatte.

Da es mir so schien als würde er anscheinend auf eine Antwort warten und mir die Situation ohnehin schon unangenehm genug war, stieß ich ein signalisierendes: "Hm?" aus.

Klassisch. Mit diesem Wort konnte man nie etwas falsches sagen. Merkt euch das.

"Ich geb dir einen Tipp: probier ja nichts von dem Kuchen, das stinkt heftig nach Aids!" Sympathischer denn je.

"Verstanden, boss"

Fragt mich nicht warum, aber so dumm es auch klingen mag. Es fühlte sich so an als würden wir uns Jahrelang kennen. Was wir auch taten nur. . . hatte ich gedacht das es doch relativ viel ausmachen würde ihn nun zu sehen. Er war genau so wie auch in seinen Videos, bisauf einen kurzen Moment und das war als der grünäugige eingetreten war, dort konnte man einen hauch von betrübnis erkennen. Ganz kurz.

Ob das nun von wichtigkeit war oder nicht, konnte jemand wie ich jetzt noch nicht ganz einschätzen. Jedenfalls war ich mir sehr zuversichtlich, das es bei den hier anwesenden nicht den hauch einer relevanz zeigte. Pure einbildung möchte ich es aber nicht nennen. Lieber einfach mal noch im Hinterkopf behalten.

"Erweist du mir die ehre und stellst mir deine Familie vor?" Fragte ich ein wenig Ideenlos. Ja, das war einer dieser Stillen die sich wirklich unangenehm fühlten und ganz speziell in solchen beobachtete man explizit was der eigentliche Gesprächspartner tat. Wie sein scannender Blick davor auf mir lag, entging mir daher nicht.

"Da gibt es nicht viel zu erzählen" Sein Räuspern quittirte diese Aussage deutlich. "Sie kommen eben von überall her, sind im gegensatz zu dir auch recht normal und bei deutlich besserer Gesundheit" fuhr Manuel fort und bei dieser Aussage musste ich mir eingestehen ein wenig hellhörig geworden zu sein.

"Bei besserer Gesundheit als ich?" Hakte ich ein wenig verwirrt nach, worauf der grünäugige nur aufstand. Ich würde scharf darauf tippen das Peter einfach nicht den Mund halten konnte.

"Lass uns ein wenig rumlaufen, ich bin ungern unter so vielen Leuten" entgegnete er und ich konnte das ganze nur nickend bestätigen. Vorallem bei der Mords-guten Laune die hier herrschte, war das ganze doppelt beunruhigender. Mit einem fröhlichen betrunkenen im Kreuz, ließ sich wirklich nicht gut reden.

Also wandten wir uns raus und der geruch von Frisch gemähten Rasen stieg mir erneut in die Nase. Mir war noch nicht ganz bewusst ob dieser Geruch doch noch unter 'recht ertragbar' zählen konnte oder mich teils ein wenig zur Übelkeit zwang. Etwas von beiden.

"Peter hat es dir erzählt?" Es war mehr als rhetorische Frage anzusehen, denn woher sollte Manuel es sonst wissen? Gut eventuell seine Mutter, von der ich mir wirklich sehnlichst wünschte sie würde es lieber nicht erfahren. Nicht weil ich mich schäme, einfach weil es nicht jeden etwas anging. Ganz speziell nicht fürsorgliche Mütter.

". . . Nyaaa" Das klang süß. Einerseits weil feststand das Manuel sich verplappert hat, anderseits reichte schon die tatsache aus das er sich rausreden wollte aber der Jahrelangen Freundschaft vertrauen schenkte und mir gegenüber ehrlich blieb.

"Hör zu Zimbel, Peter ist jemand der immer maximal einer Person etwas wichtiges verraten muss, da es ihn sonst bedrückt und-"
"Du musst dich nicht rechtfertigen"

Während wir so daherliefen, fiel mir ein bekanntes Kindergekicher auf. Das Mädchen welches vorhin kurzerhand verschwunden war lief neben uns her und äußerte nur ein bitchiges: "Idiot".

Wer zur hölle war das und wieso ignorierte Manuel sie?

Vielleicht hatte das schon seinen Grund, daher tat ich es ihm gleich.

"Ich verstehe dich" Leicht hob sich meine Augenbraue, die mit abstand erste Mimik welche sich heute bei mir regte war diese. ". . . Tust du das?" Hakte meine Wenigkeit skeptisch nach.

"Du hast jemand wichtiges in deinem Leben verloren, ich auch."

Lonely|ZomgerWhere stories live. Discover now