two|ˢᵒ ˡᵉᵉʳ

400 44 6
                                    

Mein Blick fiel auf das Bett. Meine Therapeutin riet mir eher wegzuziehen, weit weg. Vielleicht sogar zu meiner Mutter, aber das kam für mich nicht in frage. Hier hatte ich mit ihr gelebt.

Alles war so eingerichtet um es uns beiden gleichgültig zu machen. Bis jetzt bereute ich es ihr da in den Sachen Dekorationen überhaupt ins Wort gefallen zu sein.

Es war doch noch die einzige Erinnerung, die mir an ihr blieb.

Wir hätten uns nicht wegen soetwas sinnlosen streiten sollen, wenn jemand nichtmehr da ist wird einem erst klar wie wichtig diese Person einem überhaupt war und ich hatte sie geliebt, über alles.

Wegziehen kam nicht infrage. Ich durfte nicht diese, von ihr eingerichtete, Wohnung verlassen. Es war eine Erinnerung. Eine Erinnerung die bei jedem ach so kleinen Gedanken schmerzte. Denn es war meine eigene Schuld.

Im Türrahmen des Schlafzimmer stehend, liefen mir Tränen die Wange entlang bis zu meinen Lippen. Es schmeckt salzig, genauso wie der Kartoffelpürre den Sie vorbereitet hatte, vor Monaten.

Wir hatten gelacht und ihn danach weggeworfen, andere hungern und wir werfen Essen einfach weg wenn es uns nicht passt. Wie ungerecht.

Wortlos lag mein Blick durchgehend auf dem Doppelbett. Es war so leer ohne ihre Stimme, Anwesenheit und positiven Ausstrahlung. Doch alles was in dieser Wohnung ist, wird hier auch für immer bleiben. Wie unordentlich es ist fiel mir auch erst auf als ich über einen Bücherhaufen stolperte und mir das Körbchen von Gonzo und Balu ins Blickfeld kam.

Die beiden sind bei meiner Mutter. Ich sagte ihr, ich würde mit Chessie in den Urlaub fahren und sie soll bitte auf die beiden aufpassen.

Lüge.

Wie kann man nur so eiskalt sein und seine eigene Mutter ohne zu zögern Monatelang anlügen. Ihr die Wahrheit zu sagen kam mir derzeitig auch überhaupt nicht in den Kopf. Solange sie sich noch nicht meldete um Beschwerden einzureichen war doch alles okay.

Genau, okay.

Meine Beine trugen mich in die Küche. Ein reinstes Chaos und über den Gestank mussten wir wirklich nicht reden. Doch ihr Duft lag in der Luft. Ich wollte nicht das sich überhaupt irgendwas ändert. Denn es erinnerte mich an Sie.

Auf dem Küchentisch lag eine einzelne,dünne Rote Strähne. Diese glänzte leicht auf als ich das Licht der Küchenlampe anschaltete, da es anfing draußen zu dämmern.

Ein hallendes Geräusch durchfuhr meine Ohren und ich wusste ehrlich gesagt nicht ob es Halluzinationen waren, wegen dem Schlafmangel oder jemand der grade klingelte. Aber das war unwahrscheinlich.

Seitdem Vorfall kapselte ich mich vollkommen ab und vermied größtenteils Kontakt. Was beinahe unmöglich schien bei den vielen Nachrichten, von Internetfreunden. Doch einer schrieb mich bisher nicht einmal an.

Germanletsplay.

Paluten war derzeit wohl interessanter genauso wie HerrBergmann. Ehrlich gesagt verletzte mich das etwas, wir kannten uns doch so lange...

Stattdessen meldete sich aber Peter öfters bei mir und nahm eher die 'Vater' Rolle ein. Fürsorglich wie eh und je. Bei ihm hat man dass Gefühl ihr würdet euch jahrelang kennen.

Ein festes klopfen rüttelte mich aus meinen Gedanken. Diese Halluzinationen waren manchmal wirklich schlimm. Seit der Isolation kann man nicht einmal mehr Realität von Einbildungen unterscheiden. Dass war aber tagtäglich so warum sollte sich denn plötzlich jemand melden?

Nach kurzer schockstarre die ich damit verbrachte oder zumindestens versuchte die Geräusche einzuordnen widerlegte sich das ganze auch schon recht schnell. Es war so ruhig, nur der Wind peitschte ab und an gegen die geschlossenen Fenster und verursachte ein unangenehmes zischen.

Im Fenster widerspiegelte sich nur blass mein Abbild. Sah ich wirklich so schlimm aus wie es meine Psychologin meinte? Langsam strich ich mir über die Hand, das ganze bestand nur noch aus Knochen die von einer dünnen Schicht Haut überdeckt wurden.

Mein Hungergefühl verschwand mit der Zeit, genauso wie mein Magen der sich Woche für Woche immer mehr verkleinerte. Das Maximum an Nahrung die ich zu mir nehmen konnte, war Brot und ein Apfel. Wenn nicht schon ein halber Apfel Zuviel wahr.

Doch dass waren wohl Nebenwirkungen der Schlaftabletten, die nichts bewirkten. Hautausschlag gehörte auch dazu. Hieß, man litt ohne Wirkung. Dementsprechend würde der Spitzname 'Lebendes Frack' hier eine ganz neue Bedeutung widerlegen.

Schlaf war zur Zeit für mich wie Russisch Roulette, reiner Zufall. Man legt sich ins Bett und entweder schläft man ein, wenn auch nur für ein paar Stunden, oder man verbringt die Nacht wach und wird noch mehr verhindert. Zweiteres trifft mehr zu.

Diese Nacht war genauso. Zwei- bis Dreistündiger Schlaf wenn überhaupt. Denn durch das ständige aufwachen wird man nur noch müder. Manchmal bildete ich mir sogar ein eben Gonzo gesehen zu haben, denn es war Stock dunkel. Was dazu führte die Nachttischlampe einzuschalten. Denn immer wieder vielen mir Shiloutten in's Blickfeld die nicht existierten.

Nach diese anstrengend Nacht, halb ausgeschlafen, zumindestens besser als zuvor, tapste ich zur durchgehend klingenden Tür. Jetzt war ich auch deutlich aufnahmefähiger als gestern. Bestimmt war das nur die Post, was anderes erschloss sich mir nicht.

Müde gähnend legte ich eine Hand auf die Türklinke und öffnete diese.

Verwirrt rieb ich mir die Augen, es war kein Traum. Nach dieser Feststellung blieb mir ein Kloß im Hals stecken, dass war das letzte womit ich gerechnet hatte.

Dieses Gesicht war mir so vertraut.

Lonely|ZomgerWhere stories live. Discover now