one|ᴴᵉʳʳ ᴿᵃᶰᵏˡ

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Weiße Wände.
Unangenehme Stille die zu Nervosität führte. Dumpfe Unterhaltungen konnte man durch die geschlossenen Türen wahrnehmen. In Gedanken versunken saß ich wieder da und wartete nur auf den Moment. Alleine schon dieser neutrale, chemische Geruch widerte mich an.

Der Junge Mann mir gegenüber tippte vor Nervosität, mit seinen Fingerkuppen, anständig auf den kleinen, ebenfalls weißen, Tisch. Dieser war mit einigen Prospekten versehen.
Der andere neben mir nuschelte einige unverständliche Wörter vor sich her und starrte wie paralysiert gegen die weiße Wand.
Wöchentlich sah ich diese beiden hier, zur selben Zeit am selben Ort. Wechselte aber nie mehr mit Ihnen als Blickkontakt, der dann in unruhiges auf den Boden starren, endete.

"Herr Rankl"

Die weiche Frauenstimme zerrte mich aus meinen Gedanken und bewegte meine Wenigkeit dazu aufzustehen.

Ich fühlte mich müde, mit jeder Bewegung schien ich in dem Glauben, dass meine Körperteile schwerer wurden. Seit dem Vorfall mit ihr schlief ich kaum oder schaffte es überhaupt mal ein Auge zuzubekommen. Selbst die Ärzte rieten mir einen Therapeuten aufzusuchen.

Gesagt, getan.

Mittlerweile zog sich diese Therapie schon seit Monaten lang und jedes Mal waren es die gleichen Fragen mit den selben Antworten welche zur vollkommen einfältigen Auswirkung führte.

Nichts.

Es gab einfach keine, natürlich möchte ich nicht an den Qualifikationen meiner Psychiaterin Zweifel, aber anscheinend war es nun doch so. Sich zwanghaft hier her zu schleppen war auch nicht grade leicht. Denn mein Körper fühlte sich so an als könne er tagelang schlafen.

Am besten einfach schlafen und nie mehr aufwachen, oder einfach aus diesem furchtbaren Albtraum erwachen, der sich schon seit Monaten zieht.

Wiederwillig trugen mich meine Beine in den Raum und ich nahm auf einen der Sessel Platz. Wenn das dazu dienen sollte, sich zu entspannen dann befand sich die tickende Wanduhr defintiv an einem unangebrachten Ort.

Die Junge Frau stutzte noch einmal ihre Brille zurecht und widmete sich dann mir. Ihr Blick lag sanft auf mir und begutachtete mein Äußeres. Das aber nur sehr besorgt.

"Sie sind meinen Rat nicht gefolgt?"

Ich verneinte die Antwort mit einem wortlosen Kopfschütteln. Ihr Blick durchdringte mein Antlitz  und man hatte Angst bald den Kopf zu verlieren.

"Ich muss das Gesundheitsamt bald von ihrer derzeitigen Lage informieren und so wie es aussieht werden sie dann zur Zwangsernährung gewiesen"

Mein Blick verweilte zu Boden. Sie verfiel daraufhin nur in verzweifeltes seufzen.

"Wie sieht es aus mit Hobbys? Immernoch der Tagestrott vor dem Computer?"

Diese Frau kannte mich ja beinahe besser als ich mich selbst. Nach dem Vorfall mit ihr hatte ich mich verändert, abgekapselt und hinter meiner fröhlichen Maske in YouTube versteckt. Nur während den Videos war ich der fröhliche Michael. Selbst Maudado fiel mein niedergeschlagenes Verhalten auf, so gut ich mich auch bemühte im Teamspeak das bestmöglich zu verbergen. Alleine schon die Tatsache das ich anständig wach bin und so gut wie kaum schlafe bereitete ihm sorgen.

Ich hatte es bisher noch nicht geschafft irgendjemanden davon zu erzählen, nicht einmal meiner Mutter, die Gott seid dank weit, weit weg wohnte. Denn ich wollte alleine sein, denn genau so verhielt ich mich auch.

"Ja"

"Das sind Anzeichen an Depressionen, sowie Suchten und wir hatten auch schon mal über Suizid geredet Herr Rankl"

Augenverdrehend wendete ich nun meinen Blick zu ihr, anstatt des blitzblanken Parkettbodens. Warum hatte ich denn auch auf diese Ärzte gehört. Da war ich wohl noch zu nett und nicht vollkommen gefühlskalt wie jetzt.

"Bis jetzt hab ich's zumindestens noch nicht probiert"

"Was eine Erleichterung Herr Rankl! Da bin ich aber beruhigt"

Nachdenklich starrte ich sie an.

"Ironie?"

"Ja...
Sie müssen wirklich mehr unter die Leute kommen, sogar die Menschenkenntnisse gehen ihnen aus"

Danach herrschte Stille, ich war mir unsicher ob sie jetzt darauf wartete dass ich was sagte oder meine Therapeutin doch am überlegen war.

"Ich geben Ihnen noch etwas Zeit, sagen wir... der nächsten Termin in einer Woche"

"Was passiert wenn ich nicht komme?"

"Dann streich ich sie aus meiner Liste und überlasse sie dem Schicksal, denn Therapie ist grundlegend eine freiwillige Sache nur möchte ich Ihnen noch eins mit auf den Weg geben"

Sie atmete diesmal einmal schwer ein.

"Sie fallen immer weiter in dieses Schwarze Loch und probieren garnicht erst daraus zu kommen, sie fallen und fallen doch irgendwann... Ist es zuende, Herr Rankl"

Lonely|ZomgerWhere stories live. Discover now