Slenderman

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Wald

"Ich hätte auf die Zeit achten sollen," murmelte ich, während ich meine Jacke zu machte und in den dämmernden Himmel schaute. Ich stand mitten im Wald, mein Handy war gerade dabei zu sterben und es wurde mit der Zeit verdammt kalt. Als ich mich dann auch noch nach dem Weg zurück umsah, seufzte ich frustriert auf. Ich hatte mich verlaufen. Typisch.
Ich schaute auf mein Handy, in der Hoffnung Netz zu haben und genug Akku um meine Mutter anzurufen.
Weder noch.
Genervt begann ich in die Richtung zu laufen, in der ich den Waldrand vermutete, doch mit der Zeit wurde es immer dunkler und ich konnte kaum noch den Boden erkennen. "Verdammte Scheiße!", fluchte ich und setzte mich auf einen Baumstumpf, der, sehr zu meinem Glück, nass war. Verlaufen und ein nasser Arsch. Sehr toll.
Ich war kurz davor einfach loszuheulen, als ich ein Knacken hörte. Ich sprang auf, bereit loszulaufen, als ein kleines Rehkitz mich mit großen Augen ansah. Die tiefschwarzen Augen blitzten in der Dunkelheit scheu auf, doch es kam langsam näher als ich meine Hand nach ihm ausstreckte. "Komm her kleines Bambi," murmelte ich lächelnd.
Ich liebte Tiere und die Natur schon immer. Als kleines Kind kamen sogar Eichhörnchen zu mir und setzten sich auf meine Schultern, ließen sich von mir füttern. Weshalb es mich nicht überraschte, als auch das Reh zu mir kam und sich am Kopf streicheln ließ. "Du kennst nicht zufällig den Weg raus, oder Bambi?" Ich zog die Hand zurück und ich hätte schwören können, dass das Rehkitz mich traurig ansah.
"Ein Tier wird dir wohl kaum den Weg zeigen," sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, nicht merkend, dass das Rehkitz panisch die Flucht ergriffen hatte. Es dauerte einige Sekunden, in denen ich den Mann anstarrte, ehe ich begriff wer, oder eher was, da vor mir stand.
Es war ein Mann im schwarzen Anzug, seine blutrote Krawatte bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Hemd. Er war mindestens drei Köpfe größer als ich und hatte kein Gesicht.
Ich trat einen Schritt zurück. "Wer zur Hölle bist du?" Meine Stimme zitterte, doch der Mann sagte nichts.
Dann traf es mich. "Heilige Scheiße! Du bist Slenderman! Ich dachte du bist nur eine verdammte Geschichte!" Slenderman schnaubte. Zumindest glaubte ich das. Immerhin musste es verdammt schwer sein zu schnauben, wenn man keine Nase hat.
"Ignorante Menschen," sagte er in einem kühlen Tonfall. "Solange etwas nicht normal ist, kann es nicht existieren." Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Erstaunlich das du immer noch da stehst und nicht kreischend wegläufst." Seine Stimme klang amüsiert. Ich zuckte mit den Schultern. "Ist zu dunkel. Ich würde höchstwahrscheinlich hinfallen, mir den Knöchel verstauchen und dann hättest du ein genauso leichtes Spiel, wie wenn ich einfach stehen bleibe."
Er nickte. "Deine Art zu denken ist äußerst interessant. Wie heißt du?" Innerlich verabschiedete ich mich von meinen Eltern und Freunden, verfluchte noch ein letztes Mal meine Lehrer und entschuldigte mich bei sämtlichen großen Mächten für all meine Sünden, ehe ich antwortete. "(Y/N)"
"Also (Y/N) ich könnte dir den Weg aus dem Wald zeigen oder dich umbringen... Du hast die Wahl."
War das sein Ernst? "Also um ehrlich zu sein würde ich gerne nach Hause... Könntest du mir bitte den Weg hier raus zeigen?" Vielleicht brachte Höflichkeit ja was.
"Und warum sollte ich das tun?", fragte er. Offensichtlich fand er es lustig. Super. "Weil ich zu charmant und liebenswürdig zum sterben bin? Weil ich Bitte gesagt habe? Und weil es verdammt kalt ist?"
Er lachte, was mich zum seufzen brachte. "Ich mag dich (Y/N). Du bist interessant. Niemand würde es jemals wagen so mit mir zu sprechen."
"Ist ja auch schwer zu sprechen, wenn man schreit, nicht wahr?" Wieder lachte er.
Plötzlich nahm er mich hoch, hielt mich fest und ging los. "Du hast mich überzeugt. Ich bringe dich hier raus."
Ich umarmte ihn. "Dankeschön!"

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