□● Kap. 3●□

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Einige Stunden zuvor:

"Also Andy, du weißt was du zu tun hast?" fragte die Frau und sah den größeren mit erwartungsvollen Augen an. "Ja." antwortete dieser knapp. "Die größte Schwierigkeit wird sein, deinen Klienten dazu zu bringen, dir zu glauben." meinte die Kleinere. "Oftmals hilft es, einen Arm oder ein Bein durch eine Wand oder ähnliches zu stecken." erklärte sie weiter. Der Mann nickte nur.
Auch für ihn war diese Mission, die erste ihrer Art. Er hatte schon viele andere Aufgaben erledigt, aber das hier, war etwas ganz anderes. Man musste jemanden beschützen, der schwächer war als man selbst. Welch ein Grauen. Aber es musste getan werden, das sagte ihm sein Pflichtgefühl.

Guardian gähnte wieder einmal:"Ich gehe dann mal... Meinen Klienten suchen. Tu du das Gleiche. Wenn wir sie gefunden und überzeugt haben, müssen wir uns wieder irgendwo treffen.
Ich hoffe den anderen zwei geht's gut. Ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl im Magen... " "Vielleicht liegt's am Kaffee." stichelte Andy. "Ach sei doch leise, du wandelnder Eisblock." meinte die Frau. "Ich gehe jetzt. Viel Spaß wünsch ich dir!" sagte sie und wand sich zum Gehen.
Guardian ließ sich ein paar Zentimeter über dem Boden schweben und flog durch die Gänge.
Erwin Smith, ihr neuer Klient. Sie würde in seinem Büro warten, bis er käme. Das war die beste Lösung. Das sagte ihr ihre Erfahrung.
Sie nahm einen Schluck aus der Tasse und dachte über all die Klienten nach, die sie schon gehabt hatte. Über all das, was sie schon erlebt hatte.
Sie dachte darüber nach, wie sie sich gefühlt hatte, als sie auf ihre erste Mission gegangen war und was es in ihr zerrissen hatte, als... Nein! Ihr wurde schlecht wenn sie daran dachte!
Was die Mitglieder ihres Teams wohl fühlten? Bis auf Andy waren sie alle blutjung. Sie wussten nichts davon. Würde es sie auch so mitnehmen wenn... Nein! Das reichte! Das war jetzt egal! Sie konnte sich später in Selbstmitleid suhlen, jetzt hatten sie eine Aufgabe.
Doch schon überkam sie wieder die Müdigkeit. Es war Tag und die Sonne schien! Sie hasste beides wie die Pest! So viel Tatendrang war ungewöhnlich für sie! All das was sie tat, war sinnlos! Es war so dumm... Naja was half ihr das nun?
Plötzlich erblickte sie eine Tür auf der 'Kommandant Erwin Smith' stand. Bingo!

Sie schwebte durch die Tür und erblickte ein sehr geordnetes Arbeitszimmer.
Sie materialisierte sich.
In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch aus massivem, dunklen Holz, auf dem, fein säuberlich, riesige Berge an Papier gestapelt waren.
Der Mann hatte zu tun, das war sicher.
Sie warf einen Blick auf die Blätter. Formulare, Schreiben, Berichte. Alles ordentlich sortiert. Das hatte bestimmt ewig gedauert.
Guardian blickte hinab zu dem Messer, welches an ihrer Hose befestigt war und ein widerliches Grinsen erschien auf ihrem Gesicht.
Sie hatte schon längst mal wieder die Schärfe des Messers testen wollen und der schadenfreudige Sadist in ihr, war sich absolut sicher, dass es jetzt unglaublich witzig wäre, wenn sie das an den Formularen täte.
Ihr Blick wurde wieder teilnahmslos. Sie setzte sich auf den Stuhl, der am Schreibtisch stand und musste feststellen, dass dieser reichlich unbequem war.
"Immer dieses altmodische Mobiliar..." dachte sie und legte die Füße auf den Tisch.
Sie stellte ihren ewigen Begleiter, die Kaffeetasse ab, zog das Messer aus seiner seiner Scheide und nahm sich das erste Formular.
Sie laß kurz was auf dem Blatt stand, doch ließ sie es nach dem zweiten Satz bleiben. Sie durfte jetzt nicht einschlafen und diese Formulare brachten sie dazu!
Also nahm sie das Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger der einen Hand, so dass es schräg in der Luft hing. Dann setzte sie das Messer an. Mit einer einzelnen, fließenden Bewegung, schnitt es du den Bogen Papier.
Guardian grinste befriedigt. Dieser Vandalismus tat so gut.
Plötzlich hörte sie ein pattern. Es begann zu regnen.
Sie blickte nach draußen. Graue Wolken zogen auf. Es würde wohl Gewittern. Dann war die Wahrscheinlichkeit, dass Erwin bald kommen würde recht hoch.
Sie durfte nicht schlafen. Nicht einmal ein Stündchen.
Wie sehr sie es hasste! Aber wenigstens war die Sonne weg und bald wäre es Abend, dann würde es ihr besser gehen.

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