Alles neu und doch so alt

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Mein Start ins neue Schuljahr. Noch einmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als Mona.
Einzig und allein als Mona Casey. Notfalls auch als verrückte Mona Casey.

Ich war schon früh wach, um mich fertig zu machen. Heute würde ich meine Freunde wiedersehen. Nach einem Jahr im Ausland freute ich mich mehr auf sie als auf alles andere. Auch, wenn das unser Abschlussjahr war.

Aber jetzt saß ich im Auto und freute mich auf mein Zimmer im Internat und überhaupt alles, auf das ich letztes Jahr verzichtet hatte.
Ich freute mich auf meine Volleyballmannschaft und ja, irgendwie freute ich mich auch auf unsere Lehrer.

Und dieses Jahr war meine Chance, noch einmal mein Leben hier zu genießen. In vollen Zügen.
Wir fuhren langsam den Kieselweg die Einfahrt hoch und sahen dann die ganzen SUVs der Familien, die es für wichtig hielten, ihr Geld so gut wie möglich zur Schau zu stellen. Die Sportwagen werden nur zu speziellen Veranstaltungen hier her gefahren. Aber ich sollte nicht so herablassend über diese Familien reden, wir fuhren ja auch mit einem Range Rover hier her.

Als wir vor dem Schloss anhielten, stieg ich aus und sah mich erst mal um. Hier hatte sich wenig verändert. Und dann entdeckte ich auch schon meine beste Freundin. Anna wohnte hier schon immer mit mir in einem Zimmer, es war nie anders. Wir hatten einige wechselnde Zimmergenossinnen, aber es waren auf jeden Fall immer wir zwei.

Ohne Rücksicht auf irgendjemanden zu nehmen lief ich auf sie zu und umarmte sie-zumindest dachte ich zu diesem Zeitpunkt, dass sie es war.
,,Ähm, entschuldigung, aber ich glaube-", die von mir umarmte Person kam nicht weit, denn rief Anna aus ein paar metern Entfernung dazwischen. ,,Mona, falsche Person. Ich bin hier drüben!", sie brachte diese Sätze kaum zustande, weil sie so lachen musste. Wie lieb von ihr.

Beschämt sah ich die Person an, die ich umarmte. ,,Hi, ich bin Mona", ich versuchte mich an einem Lächeln, das mir eher schlecht als recht gelang. ,,Mona, das ist Ally. Sie war letztes Jahr mit mir in einem Zimmer und wird das dieses Jahr auch sein", meine beste Freundin hatte noch immer das größte Grinsen überhaupt auf dem Gesicht. Ich hätte es ihr gerne aus dem Gesicht geschlagen, denn auch wenn ich sie lieb hab, ich mag es nicht, wenn man sich über mich lustig macht.

,,Nun, dann willkommen im Zimmer", ein weiterer scheiternder Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen. Ich wusste noch nicht so recht, was ich von ihr halten sollte. Anna schien heute hingegen extrem gut gelaunt, denn sie zog uns mit einem Elan ins Schulhaus, der nicht größer hätte sein können.

Auch drinnen hatte sich wenig verändert. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass jedes Jahr in den Sommerferien Restaurierungen vorgenommen wurden. Alles hier, von der Zedernholztreppe bis zu den prunkvollen Kronleuchtern, war in perfektem Zustand. Hier wurde gezeigt, wie reich jeder hier war.

Wir gingen zu unserem Zimmer wie immer diverse Treppen hoch und ich war jetzt schon erschöpft. Endlich oben angekommen gingen wir an etlichen offenen Türen vorbei, bis wir da waren und es beziehen konnten. Mit dem Gepäck wurde uns später geholfen und jetzt war sowieso nur Zeit, um sich die Uniform anzuziehen.

Zugegeben, ich mochte die Uniform. Sie war in einem wunderschönen dunklen Grünton, der sich zwar nun wenig mit meinen blauen Haaren vertrug, aber was solls. Sie bestand klischeemäßig aus einem Rock, einer Bluse, Krawatte und einem Blazer. Auf dem Blazer war das Schullogo, zwei Rosen, aufgestickt.  Prinzipiell wie überall anders auch. Aber sie war trotzdem schöner, als andere.

Und dann gingen wir auch schon zur Versammlung. Ich hoffte wirklich inständig, dieses Jahr Vertrauensschülerin zu werden. Das war schon von Anfang an mein Traum.
Die Treppen wieder hinuntergeeilt lief ich voll in jemanden, nun, ich berührte ihn nicht oder so, aber einfach diese Art von in jemanden reinlaufen, naja, ihr wisst schon.
Auf jeden Fall war das mein ehemalig bester Freund. Isaac. Und der unterhielt sich gerade sehr angetan mit ein paar seiner anhänglichen Mädchen.

Abstoßend, ekelhaft und naja, er is ein Arsch.

Nothing else mattersWhere stories live. Discover now