Illusion

Kapitel 11

Die Tage vergingen und bei Marek und Tarja gab es nicht einen Tag, an dem sie nicht in Kontakt standen. Tarja war fasziniert von seiner Art die Dinge zu sehen - Er war so anders. So ein schönes Anders.  Ihr Chat bestand nicht einfach aus "Was machst du so?" oder "Wie war die Schule?", nein. Bei ihnen ging es um Gedanken und Gefühle. Tarja war zu Marek so ehrlich wie zu sonst niemandem, dennoch sagte sie nicht gleich, dass sie ihn interessant fand. Sie versuchte ihm das unterschwellig mitzuteilen. Und mit jeder Nachricht, die sie absendete oder bekam, wuchs der Wunsch, Marek wiederzusehen.

Es waren schon fünf Tage vergangen, seit sie Marek und Jasper kennengelernt hatte. Von Jasper selbst hatte sie nichts mehr gehört, außer aus Mareks Erzählungen. "Soll ich ihn nach einem weiteren Treffen fragen?" Sie sprach wie so oft mit sich selbst. Natürlich konnte sie sicher sein, dass er sie auch ganz in Ordnung fand, da er dauerhaft das Gespräch per WhatsApp aufrecht erhielt.

Ihren Freunden hatte sie immer noch nichts von der Begegnung mit ihm erzählt. Tarja wusste nicht wieso sie immer sagte, dass da kein Junge für sie wäre, wenn ihr Freundeskreis sie fragte. Vielleicht wollte sie auch nur das Geheimnisvolle bewahren, dieses Etwas, das zwischen ihr und Marek lag. Sie hatte Angst, dass es verloren gehen könnte, wenn sie es offenbarte und momentan war es das Kostbarste, was sie hatte.

"Okay Tarja. Du schreibst ihm jetzt, ob ihr euch wiedersehen könnt. Du weißt, dass du ihn kennenlernen willst. Also mach jetzt." Tarja versuchte sich zu ermutigen, ihn nach einem Treffen zu fragen. Nach leichtem Zögern schrieb sie also: "Hast du Lust, nochmal was zu unternehmen? Ich würde dich gerne wiedersehen.." Bevor sie auf "Senden" klickte, löschte sie den letzten Satz. Der kam ihr dann doch zu deutlich vor. Währenddessen fragte sie sich, was denn so schlimm daran wäre, wenn er wüsste, was sie über ihn denkt. "Gefühle sind doch nichts schlimmes, aber vielleicht habe ich einfach nur Angst, nicht zurück gemocht zu werden.", denkt sie, bevor sie sich auf den Weg zum Kino macht, wo sie sich mit einigen Freundinnen treffen wollte.