Kapitel 5

3 0 0
                                    

"Taja... Tanja... Tatjana... hmm... Tarja. Da ist es:

Tarja kommt aus dem Altpersischen und bedeutet soviel wie das Gute festhaltend, Inhaber des Guten, die Mächtige, die Wissende, die Beschützerin."

Tarja saß den ganzen Abend schon vor ihrem Laptop und schaute nach Namensbedeutungen. "Marek... Jasper... Krass, was es alles gibt." Sie suchte nach anderen Namen, egal ob sie Menschen kannte, die so hießen oder eben nicht. Tarja hatte Langeweile und versuchte sie zu vertreiben.

Außerdem wartete sie auf die Nachricht von Marek. Sie dachte schon den ganzen Abend an ihn. Der Junge mit den schönen roten Haaren und dem blassen Gesicht. Aber er war nicht einer der Jungen, die Augenringe bis zum Boden hatten, nein. Marek sah gut aus, mit einigen Sommersprossen auf seinen hohen Wangenknochen und unter seinen blauen Augen. Ja, Tarja gefielen Rothaarige, aber Marek hatte doch noch irgendwas Anderes an sich, dass sie an ihn denken ließ.

Wie nett er gewesen war, als er ihr das Handy gab, aber als sie bei Jasper saßen, sprach er kaum noch mit ihr. Ob sie ihn vergrault hatte, weil  ihr Gespräch mit Jasper so angenehm war? Er war ja auch nicht hässlich, auf keinen Fall. Und die Sympathie war auch da. Aber Marek hatte doch einen bleibenderen Eindruck hinterlassen.

"Marek... schreib mir doch. Du hast meine Nummer, nicht ich deine." So langsam war sie genervt von der Warterei, obwohl gerade mal fünf Stunden vergangen waren.

"Was erwarte ich eigentlich? Das war irgendein Kerl, mit dem ich heute mal eine Stunde gemeinsam am Tisch saß und das war's. Wieso sollte der mir überhaupt irgendwann nochmal schreiben? Wäre doch ein Wunder wenn. Tarja, schlag dir das aus dem Kopf! Das gibt nix."

In ihr schieden sich die Geister. Der Engel meinte, sie solle ihm Zeit geben. Er wäre ein schüchterner Junge und man schreibt nicht am gleichen Tag. Der Teufel meinte jedoch, dass er sich eh nicht melden wird und sie sich nicht darauf einstellen soll und auch nicht darauf warten soll. Wieso auch? Wenn er sich meldet, dann wird er sie nur verarschen.

Offiziell wartete Tarja also auf keine Nachricht von Marek, aber ein kleiner Teil hoffte noch auf sie. Denn Hoffnung war das, was in Tarja immer als letztes starb. Ihre Hoffnung hatte ein Überlebenstraining gemacht. Ihre Hoffnung kam zunächst gegen jeden Zweifel an und ihre Hoffnung starb immer nur oberflächlich. Die Glut ihrer Hoffnung lag im Kreise des Lagerfeuers in ihr drin.

IllusionWhere stories live. Discover now