Kapitel 2

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Ich arbeitete bei einem Unternehmen, das sich „Variety" nannte. Das Unternehmen managte die Angelegenheiten von anderen Menschen. Ich hatte dort eine volle Stelle, ich hatte schließlich zwei Kinder und braucht das Geld.

Ich betrat das Gebäude und begrüßte Michelle, meine Kollegin. Wir verstanden uns gut miteinander und ich würde sie als  gute Freundin bezeichnen. Ich schloss meine Sachen in einem Spind für die Mitarbeiter ein und machte mir den Schlüssel, der eigentlich mehr ein Sensor war, an meinem Handgelenk neben meiner Uhr fest.

Es war kurz vor neun. Um neun begann meine Arbeit. Ich war sozusagen die Empfangsdame hier. Ich hatte den Überblick über die Termine und schickte die Leute zu den richtigen Büros. Deshalb musste ich auch halbwegs ordentlich aussehen. Der erste Eindruck zählte.

Ich nahm mir als mein Make-up aus meiner Tasche und machte mich vor dem Spiegel, der in dem Toilettenraum für die Mitarbeiter hing, zurecht. Ich band mir meine schulterlangen, braunen Haare zu einem Zopf in meinem Nacken zusammen. Dann packte ich mein Zeugs wieder ein und begab mich zu meinem Platz.

Ich sortierte ein paar Akten und schaute die Termin für heute durch. Ich setzte mir mein Headset auf, damit ich jederzeit telefonisch erreichbar sein konnte. Ich fuhr meinen Computer hoch und tippt ein bisschen was ein. So ging das den ganzen Tag. Ich bekam Anrufe, die ich weiterleiten musste, schickte Leute zu den richtigen Büros, in denen ihre Ansprechpartner saßen und sortierte verschiedenste Papiere.

Bei mir war es so, dass ich meine Pausen einteilen konnte, ich durfte insgesamt eine halbe Stunde Pause machen. Dann stellte ich das Telefon auf die Warteschleife, sodass die Leute dort warten mussten, bis ich wieder da war, und aß mein Brot an meinem Arbeitsplatz. Meine Thermoskanne hatte ich dort immer stehen und immer, wenn ich Zeit hatte, trank ich einen Schluck.

So verging der Tag, bis es vier Uhr nachmittags war. Ich war so erleichtert gewesen, als ich einen Kindergarten gefunden hatte, der eine Nachmittagsbetreuung anbot. Ich machte Schluss für heute. Dass ich nicht mehr arbeitete, merkte man immer daran, dass ich den Zopf in meinem Nacken sofort löste. Ich mochte offene Haare lieber.

Ich fuhr meinen Computer herunter, brachte noch ein paar Akten in die dafür vorgesehenen Schränke und schaltete das Telefon ab. Dann packte ich meine Sachen zusammen, ging zu meinem Spind und zog meine Jacke an. Ich verabschiedete mich von Michelle und winkte kurz zu James hinüber.

Er arbeitete ebenfalls in der Eingangshalle, sodass wir uns immer sahen und auch viel miteinander kommunizierten. Mit ihm musste ich klar kommen. Das war aber auch nicht schwer, da er echt nett war.

„Grüß die Kleinen von mir!", rief Michelle mir nochhinterher, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Ich verließ das Gebäude und lief zu meinem Auto, das auf dem Mitarbeiterparkplatz hinter dem Gebäude stand. Ansonsten würde ich keinen Parkplatz finden, hier war zu viel los. Ich fuhr zumKindergarten, wo ich meine beiden Engel in die Arme schloss.

„Mummy!", riefen sie beide. Voller Stolz zeigte Fiona mir ein Bild, das sie heute gemalt hatte. Es waren zwei kleine Figuren mit einer größeren in der Mitte.

„Guck mal, das bist du.", erklärte sie mir und deutete auf die mittlere Person.

„Wow, das ist echt fantastisch.", lobte ich sie. Natürlich war es kein Kunstwerk, aber mir bedeutete es trotzdem viel. 

„Mummy, ich habe mir heute an einem Stein weh getan.", meinte Sophie aufgeregt und zeigte mir ihren Ellenbogen, an dem eine klitzekleine Wunde zu sehen. Es blutet eglücklicherweise nicht einmal. Ich kniete mich neben sie und pustete einmal darüber.

„Besser?", fragte ich sie lächelnd.

„Ja, danke, Mummy!" Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich lachte und nahm die beiden an den Händen. Die Erzieherin kam zu mir und wir wechselten ein paar Worte, was heute so passiert war. Nichts Besonderes. Gut so, Ausnahmen konnte ich gerade nicht brauchen.

„Bis morgen!", verabschiedete ich mich von Nicole, der Erzieherin und verließ den Kindergarten mit zwei fröhlich hüpfenden Kindern an den Händen.

Zuhause beschäftigten die beiden Mädchen sich in ihrem Zimmer, worüber ich ganz froh war, dann musste ich nichts tun. Ich nutzte die Zeit und schminkte mich ab. Danach machte ich den Abwasch, den ich am Abend vorher nicht mehr geschafft hatte.

Dann erbarmte ich mich meiner Wohnung und holte sogar den alten Staubsauger heraus. Als ich in das Zimmer meiner Töchter kam, verzogen die beiden sich mit ihren Kuscheltieren in die Küche und spielten dort auf dem Tisch weiter. Sie mochten den lauten Staubsauger nicht. Aber es musste nun einmal sein.

Ich sah mich in dem Zimmer der beiden um. Sie schliefen in einem recht großen Einzelbett. Irgendwann würden sie zwei Betten brauchen, aber noch passten sie gut in das eine. Daneben stand ein Regal, in dem unten zwei Kisten mit Spielzeug standen. Das hatte ich günstig erwerben können. Es war ein bisschen Playmobil und Schleich-Puppen.

Darüber standen ein paar Kinderbücher, die ich mit ihnen lesen konnte und aus denen ich ihnen abends zum Einschlafen vorlas. In der Kommode auf der anderen Seite des Raumes waren ihre Klamotten. Es war kein großes Zimmer, aber es reichte für die beiden.

Ich stellte den Staubsauger zurück in meinen Schrank und ging zu den beiden in der Küche. Es war mittlerweile Zeit fürs Abendbrot geworden. Ich deckte den Tisch, während Fiona und Sophie ihre Kuscheltiere zurück ins Zimmer brachten, wo sie auf dem Bett auf sie warten würden.

Abends aßen wir immer nur Brot, da die beiden im Kindergarten warmes Essen bekamen. Ich selber hatte abends immer viel Hunger, weil ich den Tag über nicht viel aß. Die beiden erzählten mir, was sie heute draußen auf dem Spielplatz des Kindergartens gemacht hatten, was sie wahrscheinlich ein bisschen überdramatisierten, aber mir war das egal.

Wir räumten den Tisch ab und ich bemerkte mit einem Blick in den Kühlschrank, dass es mal wieder Zeit war einkaufen zu gehen. Die beiden gingen ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und machten sich fertig fürs Bett, während ich an meinem Handy ein bisschen auf Instagram unterwegs war.

Die beiden kamen zu mir in die Küche und bettelten mich an, dass ich ihnen eine Geschichte vorlesen sollte. Als würde ich das nicht jeden Abend machen. Sie zogen mich in ihr Zimmer, wo sie sich ins Bett legten und ich mich auf die Bettkante setzte. Ich deckte sie zu, die beiden lagen eng aneinander gekuschelt unter der Bettdecke.

Ich nahm ein Buch aus dem Regal und begann zu lesen. Dabei schmückte ich die Geschichte noch etwas aus und untermalte sie mit Gesten, bis die beiden schliefen. Ich klappte leise das Buch zu und ging aus dem Zimmer. Die Tür ließ ich einen Spalt weit offen, denn im Flur brannte immer ein kleines Licht, falls nachts etwas passierte.

Ich machte noch schnell die Küche ordentlich, bevor ich mich unter die Dusche stellte, um ich zu entspannen. Danach legte ich mich in mein Bett und las noch ein bisschen in meinem Buch. Als ich müde genug war, legte ich es zur Seite, löschte das Licht und glitt ins Land der Träume.

Family [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt