Kapitel 31

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Ich habe mich beschlossen für einige Tage nach Hause zufahren. Da es sowieso Ferien sind und meine Mutter mich schon fast nötigt wieder zu ihr zukommen, kommt es mir gelegen wieder zurück zufahren.

'Was machst du?', schreibt mir Can.

'Ich packe.'

'Du fährst zu deinen Eltern?'

'Jap.'

'Gut, dann kann ich dich ja mitnehmen.' Verdutzt schaue ich auf mein Handy.

'Das ist nicht nötig, Saliha fährt mich.'

'Keine Widerrede. Saliha muss nicht unnötig fahren und kann mit Malik sein.' Ich muss schmunzeln.

'Du fährst also auch nach Hause?'

'Ja, meine Mutter hat mich schon von Kopf bis Fuß beleidigt, weil ich solange nicht mehr Zuhause war.' Ich muss lachen. Ich habe Cans Mutter echt vermisst.

'Brauchst du noch lange, um zu packen?', fragt er mich, weswegen ich mir eine kurze Übersicht verschaffe.

'Eine Stunde vielleicht.'

'Sag mir dann Bescheid, ich hole dich ab.'

'Okay, danke.'

"Saliha?", rufe ich. "Ja?" Sie kommt in mein Zimmer und schaut mich fragend an. Ich lächele verlegen. "Du brauchst mich doch nicht zu fahren", murmele ich. Ihre Augenbraue geht wissend nach oben. "Fährt ein Medizinstudent dich etwa?", ruft Ranja aus der Küche, weswegen ich erröte. "Möglicherweise?" Forschende Laute verlassen Ranjas und Salihas Mund. "Im Auto können viele Dinge passieren, Verhütung zählt!", ruft Ranja, weswegen wir anfangen zu lachen. "Kümmere du dich lieber um Ramazan und du Saliha, ich weiß, wie sehr du und Malik euch aneinander kuschelt." Ich lache, während Saliha rot wird und das Zimmer verlässt. Meine rosafarbene Short wechsele ich gegen eine schwarze Hose um, genau wie ich mein weißes Tank-Top gegen ein dunkelblaues Oberteil einwechsele. "Welchen Duft nehme mich?" Crescent Bay und Coconut Passion habe ich eingepackt, und hoffe, dass sie mir reichen werden für die paar Tage. Am Ende nehme ich einen weiteren Victoria Secret Duft zur Hand und sprühe mich zufrieden ein. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass ich noch gut eine halbe Stunde Zeit habe, weswegen ich mich auf mein Bett niederlasse. Soll ich einen Tag auch zu Can nach Hause gehen? Seine Mutter würde ich gerne wieder sehen. Bevor ich wieder nach Hause fahre, werde ich sie besuchen. Ich muss lächeln, da ich an den Tag denken muss, an dem ich das erste Mal bei Can war. Sie dachte wirklich, ich wäre Cans Freundin und zukünftige Frau. Am meisten hat es mich amüsiert, dass sie erleichtert war, dass ihr Sohn nicht schwul ist. Ich schreibe Can, dass er kommen kann und schließe meine Augen, bis es dann an der Tür klingelt und ich das Gekicher meiner Mitbewohner höre. "Scheiße!" Ich stehe schnell auf und sehe, wie Ranja und Saliha über beide Ohren grinsen. "Och nö", jammere ich und greife mir meine Tasche. "Viel Spaß euch noch", säuselt Ranja, während Saliha gluckst. "Ja, grüßt Ramazan und Malik doch von mir", kommt es leicht zynisch von mir. "Spaß werden wir haben, danke", sagt Can, der meine Tasche nimmt. Pervers grinsend schließt Saliha die Tür. Seufzend drehe ich mich zu Can, welcher mich schmunzelnd betrachtet. "Es macht euch wohl sehr viel Spaß, mich zu ärgern?" Er nickt und läuft die Treppen hinunter. Im Auto angekommen geht Can sicher, ob ich auch wirklich angeschnallt bin, bevor er dann losfährt. "Wie lange bleibst du?", frage ich, woraufhin er mit seinen Schultern zuckt. "Wie lange bleibst du?" Nun zucke ich mit meinen Schultern. "Keine Ahnung." Ich spiele mit meiner Locke und schäme mich, meine Frage zu stellen. "Can?", nuschele ich und schaue zu ihm. "Ja?" Indigniert fahre ich mir über meine Wange. "Kann ich-, also darf ich deine Mutter-, also darf ich einmal zu euch?" Unsicher schaue ich zu Can, der gerade seine Augenbrauen zusammenzieht. "Natürlich! Was ist das für eine Frage, Shana?" Ich zucke schüchtern mit meinen Schultern. "Kann doch sein", murmele ich. "Du kannst sogar bei uns übernachten, das wäre kein Problem." Seine Gastfreundschaft und seine Großzügigkeit lassen Glücksgefühle aufkommen. "Nein, das ist nun zuviel des Guten." Ein schiefes Lächeln legt sich auf seine fülligen Lippen. "Du kannst wirklich jeder Zeit bei uns schlafen. Wir können uns sogar ein Bett teilen." Er leckt sich über seine Unterlippe, was mich erschaudern lässt. "Nein, danke", sage ich leicht angewidert. Ja, bitte! "Überleg es dir. Es ist ein echtes Abenteuer mit mir im Be-," "Can!", warne ich ihn, was ihn leise lachen lässt. "Schon gut." Nach einer halben Stunde fahrt, verbinde ich mein Handy mit dem Aux-Kabel und nicke meinen Kopf leicht im Takt zu Kris Kross' - Jump. "Erzähl etwas", fordere ich von Can, der seinen Nacken knacken lässt und dabei unverschämt gut aussieht. "Die Wette läuft bis jetzt gut." Ich verdrehe meine Augen. "Die Wette hat vor zwei Tagen begonnen." Er nickt. "Und bis jetzt kein Streit." Seufzend schließe ich meine Augen. "Hast du eine Lieblingsfarbe?", frage ich ihn. "Nein, nicht wirklich. Nichts grelles, das ist scheußlich. Dunkel ist gut." Ich nicke. "Was ist mir dir?" Schulterzuckend schaue ich zu ihn. "Ich habe keine Lieblingsfarbe. Solange es gut aussieht, mag ich es", lautet meine Antwort. "Hast du einen Lieblingsfilm?" Ich schnalze mit meiner Zunge. "Ich dachte, ihr Mädchen habt immer einen Lieblingsfilm, so eine Schnulze oder so." Ich schaue Augen verdrehend zu ihm. "Deine Weiber vielleicht." Er schürzt seine Lippen. "Nicht Titanic oder so?" Ich schüttele meinen Kopf. "Ich habe diesen Film noch nie geguckt", gestehe ich. Ich weiß nur, dass am Ende das Schiff untergeht und das Jack und Rose sich verlieben. Und, dass Jack Rose nackt zeichnet. "Selbst ich habe ihn geguckt." Amüsiert schaue ich zu ihm. "Welche Eroberung hat dich dazu gezwungen?", möchte ich schmunzelnd wissen. Er verdreht seine Augen und seufzt. "Ramazan." Ich lache und schüttele den Kopf. "Ach, Ramazan." Ich stelle mir gerade vor, wie Ramazan sich heulend an Can klammert und ihn Jack nennt. "Obwohl! Ich habe doch einen Liebslingsfilm, na ja eine Filmreihe." Meine Augen leuchten. "Welche denn?" "Die Rocky-Saga, plus Creed! Gott ich habe wegen dem Film so geweint! Allgemein stehe ich auf die Stallone Filme." Seine Augenbrauen heben sich und ein zartes Lächeln legt sich auf seine Lippen. "Dann haben wir ja etwas gemeinsam", schmunzelt er. Kein Wunder, dein Geschmack kann man dir an deinem hübschen Gesicht ablesen. Alles, was gut ist, magst du. "Hast du nirgends geweint?", frage ich. "Nein, es hat mich zwar mitgenommen, als Mickey gestorben ist oder als bei Rocky Krebs diagnostiziert wurde, aber geweint habe ich nicht." Ich nicke. "Genau an den Stellen habe ich geweint", gestehe ich nuschelnd. "Ehrlich?" Er schmunzelt. "Ja, das ist total traurig", gebe ich mürrisch von mir. "Stehst du nicht auch auf diese Fifty Shades Kacke da?" Zornig ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Das ist keine Kacke, du Idiot!" Ich haue ihn, was ihn schmunzeln lässt. "Was denn? Der Typ fickt sie hart und fesselt sie. Wenn dich das wirklich anturnt, dann lade ich dich gerne in meinen Keller ein." Sofort werde ich rot und schaue entrüstet Can an, der kurz zu mir schielt. "Mund zu." Er schiebt mein Kinn hoch und fängt dann an zu lachen. "Du hast auch nur das Eine im Sinn", murre ich. "Es geht im Film doch nur darum." Kopfschüttelnd schaue ich zu ihn. "Da geht es auch um Liebe, du Trottel! Christian liebt eigentlich nicht und dann trifft er Ana und alles ändert sich", säusele ich verträumt. "Wow, das ist ja so berührend. Wortwörtlich, wenn man sich bestimmte Szenen anschaut." Augen verdrehend wende ich mich an Can. "Anscheinend hast du den Film ja schon geschaut, wenn du aus Erfahrung sprichst." Ein dreckiges Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. "Ja, nebenbei habe ich ein Mädchen gefi-," "Okay! Ich will es nicht hören!", zische ich. Jetzt habe ich immer Can in einer bestimmten Lage in meinen Gedanken, wenn ich mir diesen Film anschaue. Danke, Can!

Ignoranz Where stories live. Discover now