'Ich fahre sie schon.' Can hat dahinter noch einen Zwinkersmiley gesetzt, was mich reizt.

"Du hast ihm im Ernst ein Bild geschickt?" Ich schaue fassungslos zu Can, der seelenruhig sein Omelett ist. "Hast du gut gewürzt", ist das Einzige, was ich zuhören bekomme. "Can!", zische ich, doch es interessiert ihm nicht im Geringsten. "Okay, fein. Wenn das so ist." Ich wähle Aykans Nummer und stelle auf Laut, sodass Can alles mitbekommt.

"Ja?" Sofort schnellt Cans Kopf finster zu mir.

"Aykan?" Ich zwinkere Can zu und nehme eine Gurkenscheibe in den Mund.

"Shana? Alles in Ordnung?" Can steht gefährlich langsam auf und auch ich erhebe mich vom Barhocker.

"Ja, alles bestens. Ich hätte da eine Frage an dich." Ich werde langsam immer schneller und Can kommt mir von Schritt zu Schritt gefährlicher vor.

"Ja, bitte?" Ich stelle kurz auf Stumm.

"Er ist so freundlich!", kommt es zynisch von mir, bevor ich wieder auf Laut stelle.

"Würdest du mich morgen zur Uni fahren?" Cans Augen verdunkeln sich.

"Ich-, ja, klar! Heimat 7, richtig?" Ich höre, wie Can scharf die Luft einzieht und mit schnellen Schritten auf mich zukommt.

"Ja, richtig. Ich wollte mich noch für gerade eben Ent-," Can reißt mir das Handy aus der Hand und legt auf.

"Willst du mich verarschen?!", zischt er und drückt mich gegen den Kühlschrank. "Nein", hauche ich und schaue ihn provozierend an. Er beginnt seinen Unterkiefer zu mahlen und mich mit seinen Blicken zu taxieren. Can lehnt sich zu mir nach vorne und fährt mir über meinen Oberarm. Gerade bedauere ich und freue mich zugleich, dass ich ein Tank-Top anhabe. "Netter BH", raunt er mir zu und zieht am Träger, weswegen meine Augen sich weiten. Verdammt! Ich weiche sofort aus und versuche die Träger zu schnell wie möglich zu verstecken. Wie peinlich! "Du kannst das Top ruhig ausziehen." Cans Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen, was mir das Blut ins Gesicht schießen lässt. "Du kannst mich mal!", zische ich, woraufhin Can zwei Schritte nach vorne wagt. "Gerne, ich stehe auf Nachtisch, nach dem Frühstück." Mein Mund öffnet sich empört. "Vor allem süßes." Er leckt sich über die Unterlippe, was verdammt sexy aussieht. Gott, kannst du ihn bitte hässlich machen? Ich will seine Unterlippe sein, hehe. "Vergiss es!", fauche ich, als ich wieder zu mir komme und sicher gegangen bin, dass man meine Träger nicht sieht. Auf dem Barhocker lasse ich mich wieder nieder und ziehe mein Top ab und zu etwas nach vorn, da man die Ränder der BH-Schalen durchsieht und ich genau das über alles verabscheue! Ich weiß, dass Can mich die ganze Zeit anstarrt, doch durch das Essen versuche ich mir nichts anmerken zulassen. Ich greife nach einem warmen Brötchen und esse es, dabei schaue ich kurz zu Can, der mich unbekümmert weiter anschaut. "Was?", frage ich nuschelnd, da ich noch Brötchen im Mund habe. "Du siehst hübsch aus." Sofort fällt mir das Brötchen aus dem Mund, was ich zum Glück noch rechtzeitig wieder zurück in den Mund stopfen kann. "Can!", murre ich und beiße ein weiteres Stück ab. "Ist doch so?" Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und mir wird sehr warm. Sein Blick wird irgendwie intensiver, was mich nervös macht. "Kannst du aufhören so zu gucken?", nuschele ich und esse eine Gurke, in der Hoffnung, dass ich irgendwie wieder die Normaltemperatur erreiche. "Nein." Okay, er ist total komisch! "Hast du etwa eine Morgenlatte?", frage ich und halte mir sofort die Hand vor den Mund. Verdammt! "Ich-, das ist mir-," "Ausgerutscht?", fragt Can und kneift die Augen spitzbübisch zusammen. "Möglicherweise?", murmele ich und trinke etwas. "Nein, heute nicht." Ich nicke. "Das... das ist doch gut?" Er legt den Kopf zur Seite. Sein Blick hat nicht an Intensität verloren, was mich glühen lässt. "Ja", summt er. Okay, er muss langsam damit aufhören! "Was geht in deinen Gedanken ab?", möchte ich wissen und zucke kurz zusammen. "Was denkst du, male ich mir so schönes aus?" Ich atme tief ein und schaue ihn an, auch wenn sein Blick mich dazu bringen sollte gleich hier und jetzt zu schmelzen. "Ich habe das Gefühl, dass du gleich über mich herfällst und... weiß Gott was machen wirst", nuschele ich wahrheitsgemäß und sehe, wie Can sein Gesicht empört verzieht. "Shana! Du hast ja richtig dreckige Gedanken." Ein schiefes Lächeln legt sich auf seine Lippen. "Gefällt mir, wir können sie ja gleich praktizieren. Die Kücheninsel eignet sich besonders gut für so etwas." Er zwinkert mir zu, während ich erröte. "Nein", gebe ich mit fester Stimme von mir und räuspere mich. "Aber deine Gedank-," "Nein, Can." Er schmollt und schaut auf seinen leeren Teller. Da ich keinen Hunger mehr habe, räume ich alles ab, wobei mir Can netterweise hilft und putze mir die Zähne, bevor ich mich auf mein Bett fallenlasse. Wir haben gerade mal 09:47 Uhr und ich dachte, wir hätten schon halb Elf.

Ignoranz Where stories live. Discover now