1.3. Eiskuss

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„Seit diesem Schuljahr wird endlich auch der Patronus Zauber behandelt!"

Ich war wie erstarrt als ich die Worte unserer neuen Lehrerin im Fach für Verteidigung gegen die dunklen Künste hörte. Ein Patronus Zauber?
Abgesehen davon, dass ich es sowieso noch nie geschafft hatte einen hinauf zu beschwören, würde ich es nun niemals mehr schaffen können. Wie alle Todesser verlor ich jegliche Kraft dazu diesen Zauber anzuwenden. Und jetzt sollten wir ihn vor der ganzen Klasse ausüben, wenn sowieso schon jeder über mich und das dunkle Mal tuschelte?

"Mister Potter, wollen sie ihren Patronus als Erster vorführen?", fragte die Lehrerin ermutigend, doch Harry schüttelte hektisch den Kopf.

War sein Patronus etwa immer noch ein Frettchen? Kurzzeitig flammte Hoffnung in mir auf, dass er mich doch nicht hassen würde.

"Okay, ich verstehe nur zu gut, wenn sie zu bescheiden sind", zwinkerte die Lehrerin und wandte sich lächelnd zu mir, "Mister Malfoy, was ist mit ihnen?"

Ich begann zu zittern. Warum musste sie unbedingt mich fragen? Bevor ich auch nur ein Wort rausbrachte, sagte plötzlich jemand laut und mit gehässiger Stimme: "Er kann nicht! Er ist ein Todesser!"

Alle Blicke richteten sich auf mich. Ich fühlte mich wie vor mein Gesicht geschlagen und auch die Lehrerin schien überfordert mit der Situation zu sein. Mir wurde schwindelig.

"Ich... Ich muss hier raus", stammelte ich und stürmte panisch aus dem Klassenzimmer.

Während ich mit wild klopfendem Herzen nach draußen rannte dachte ich immer wieder daran, dass mich jeder in dieser Schule verabscheute. Auch wenn niemand mein dunkles Mal gesehen hatte, so waren sich doch alle sicher, dass ich ein Todesser sein musste. Mit Tränen in den Augen rannte ich bis zum großen See und blieb am Ufer völlig außer Atem stehen. Es war kalt draußen und der eisgraue Himmel spiegelte sich in den leichten Wellenbewegungen des Wassers wider.

"Ich halt es nicht mehr aus", murmelte ich gleichzeitig wütend, gleichzeitig traurig und krempelte hektisch meinen linken Ärmel nach oben.

Der schwarze Totenkopf und die Schlange sprangen mir sofort ins Auge. Auch wenn mein ganzer Unterarm mit Narben verziert war, so erkannte man das dunkle Mal dennoch ohne Schwierigkeiten. Manche Schnitte waren kaum verheilt. Wie hypnotisiert starrte ich auf meinen Arm. Ich hasste mich für meine früheren Entscheidungen.
Immer noch zitternd zog ich mein Messer aus der Hosentasche und klappte es auf. Lange Zeit betrachtete ich die silberne Klinge und mittlerweile rollten mir einige Tränen über die blassen Wangen.

"Mach's nicht...", ertönte auf einmal eine Stimme hinter mir und ich zog erschrocken meinen Ärmel wieder nach unten.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Sofort wusste ich wer es war.

"Warum bist du mir gefolgt...", flüsterte ich und mein Hals schien sich zuzuschnüren.

"Sieh mich an, Draco."

Mit gesenktem Blick drehte ich mich um und versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken.

"Was willst du noch von mir?", wimmerte ich verzweifelt und traute mich endlich in seine Augen zu blicken.

Seine wunderschönen Augen. Nichts hatte ich mehr vermisst als diesen Anblick.

"Warum, Harry? Warum? Warum musste es soweit kommen?", ich konnte meine Tränen kaum zurück halten.

"Wir haben nicht zusammen gehört...", sagte Harry mit mitleidigem Blick.

Wut stieg in mir auf: "Ich habe dich damals nur beschützen wollen!"

"Nein, du hast nur dich beschützt!", sagte Harry aufgebracht.

Ich zuckte zurück: "Das ist nicht wahr..."

"Du hast doch Pansy sowieso ständig bevorzugt und du hast mich angelogen. Du hast versprochen kein Todesser zu sein, doch ich habe es gesehen, Draco. Damals, in der Nacht wo Dumbledore gestorben ist! Ich habe es gesehen!", der Gryffindor wurde immer lauter.

Ich war kurz geschockt, doch dann zischte ich: "Das geht dich doch überhaupt nicht das Geringste an!"

Harry's Augen funkelten erbost und er schüttelte nur enttäuscht den Kopf: "Warum bin ich dir überhaupt nachgerannt?"

Verzweifelt presste ich meine Lippen auf seine und küsste ihn. Was hätte ich sonst tun sollen? Meine Tränen konnte ich nun nicht länger zurück halten. Als ich mich aus dem Kuss löste schaute Harry mich mit kalten Augen an.

"Ich liebe dich immer noch", wimmerte ich.

Er drückte mich nur stumm von sich weg und drehte sich um. Bevor er verschwand, blickte er noch einmal kurz zurück.

"Ich habe dich niemals geliebt..."

Narben  |  drarry pt. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt