1.6. Mehr als Freunde

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Harry ging stumm neben Hermine und Ginny aus der großen Halle.

"Kommst du mit, Harry?", fragte die Rothaarige stürmisch und griff nach seiner Hand.

Verwirrt starrte Harry seine Freundin an.

"Hogsmeade?", flüsterte Hermine dem Gryffindor schnell zu, doch Ginny bemerkte es und funkelte die beiden wütend an.

"Doch, doch! Natürlich komme ich mit", versuchte Harry sie zu beschwichtigen, doch in Gedanken verfluchte er sich dafür.

Er hatte Malfoy schon längst zugesagt, dass sie sich heimlich in Hogsmeade treffen würden, doch wenn er nun gezwungen war Händchen haltend mit Ginny herumzuspazieren, dann würde alles auffliegen.

"Gut, ich dachte schon du hast es vergessen", murmelte die junge Weasley missbilligend und zog Harry hinter sich her.

Während die drei Gryffindor und andere Schüler nach Hogsmeade eilten, überlegte sich Harry verzweifelt, wie er sich von den zwei Mädchen entfernen und zu Draco gelangen konnte. Er fühlte sich schlecht Ginny schon wieder alleine zu lassen, da er natürlich Gefühle für die Rothaarige hatte, doch Draco schien ihm im Moment viel interessanter. Draco war einfach anders.

Kaum war eine Stunde und gerade mal ein halbes Butterbier vergangen, da versuchte Harry sich rauszureden: "Ginny, mir geht es nicht sonderlich gut..."

Hermine seufzte und Ginny verdrehte augenblicklich die Augen: "Schon wieder?"

Harry stutzte: "Was?"

"Das ist das fünfte Mal in den letzten zwei Wochen, dass es dir nicht gut geht", sagte Ginny mit fragendem Unterton.

"Ich glaube...", murmelte Harry unsicher, "Grippe!"

Dann ließ er die zwei Mädchen einfach sitzen.

***

Ich stand hinter einem der vielen Süßigkeitenläden und wartete auf Potter. Er wusste wo er mich finden würde, doch er ließ sich mal wieder Zeit.

Gespielt genervt stemmte ich meine Hände in die Hüfte als er endlich auftauchte: "Potter, Potter... Unverschämtheit mich warten zu lassen."

Er grinste nur und drückte mir einen Kuss auf die Lippen: "Malfoy..."

Glücklich drückte ich den Gryffindor gegen die Wand und fuhr durch sein dunkles Haar: "Warum treffen wir uns immer noch heimlich?"

Sein Blick verfinsterte sich augenblicklich, doch er sagte nichts. Ich nahm an, dass er es wohl selbst nicht wusste.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, atmete noch einmal tief ein und schaute Harry tief in die Augen: "Bitte, ich will mich nicht verstecken. Ich liebe dich."

Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich sah wie Röte in Harry's Gesicht stieg.

"Potter", sagte ich ruhig, "Ich will mehr..."

"Was?", der Gryffindor drückte mich mit großen Augen von sich weg.

"Gar nichts!", ich spürte wie auch ich knallrot wurde.

Traurig blickte ich Harry an. Ob ihm wirklich was an mir lag?

"Warum willst du nicht richtig mit mir zusammen sein?", murmelte ich unsicher.

Harry steckte nervös seine Hände in seine Hosentaschen und starrte auf seine Füße. Als er ansetzte zu antworten zog er seine Hände wieder heraus und wollte einen Schritt auf mich zugehen, als plötzlich ein Zettel aus einer Hosentasche fiel. Ohne zu zögern schnappte ich mir diesen und faltete ihn auseinander.

"Warte-", schrie Harry, doch es war zu spät.

"Ich liebe dich -G.", las ich mit zitternder Stimme laut vor und Tränen traten in meine Augen, "Ich wusste es..."

"So ist es doch gar nicht!", stammelte Harry panisch, "Ginny hat es mir einfach eingesteckt!"

"Ginny?", fauchte ich, "Warum denn ausgerechnet sie?"

Bevor der Gryffindor etwas erwidern konnte, ging der Zettel in meiner Hand in Flammen auf und rieselte als schwarze Asche zu Boden. Mit starrem Blick schaute ich auf Harry. Ich sah Angst in seinen Augen.

"Was hast du... Ich meine, wie hast du?", stammelte er und trat einen Schritt zurück.

Ich zuckte nur langsam mit den Schultern: "Warum lügst du mich an?"

"Ich und Ginny sind nur Freunde, aber sie liebt mich..."

"Mehr als Freunde, würde ich mal sagen", zischte ich wutgeladen, "Aber mit mir willst du keinen Schritt weiter gehen!"

"Doch!", schrie Harry verzweifelt, doch ich wusste, dass er log.

"Ich bin doch nur ein Spiel für dich!", schrie ich zurück und schubste Harry beiseite um an ihm vorbeizurennen.

Ich lief voller Wut los, mein Kopf glühte und mein Herz raste. Diese verdammte Weasley! Tränen flossen über meine Wangen. Warum konnte Potter sich nicht für mich entscheiden? Keuchend ließ ich mich nach minutenlangem Rennen auf einem großen Feld außerhalb von Hogsmeade fallen.

"Verdammt", weinte ich und starrte in den Himmel.

Wie in Trance griff ich nach meinem Taschenmesser. Potter hatte es mal wieder geschafft...

Narben  |  drarry pt. 2Место, где живут истории. Откройте их для себя