16. Von Zimmerlampen und weißen Decken

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Etwas blendete mich und meine Sinne kehrten langsam aber sicher zurück. Auf einmal registrierte ich ein viel zu hellen Lichtblitz, welcher genauso schnell verschwand, wie er gekommen war. Ich kniff die Augen reflexartig zusammen.. Zu.. hell.. "Sie wacht anscheinend wieder auf..." Wer redete da? Ich zwinkerte und musste feststellen, dass ich abermals in einem Zimmer mit zu greller Lampe und zu weißer Decke aufwachte. Und natürlich war es nicht meine Zimmerlampe geschweige denn meine Decke. Innerlich seufzte ich auf. Ich war das ganze "Ohnmächtig-gewerde" schon langsam leid. Wie oft würde mir das denn noch passieren ehe ich endlich meine Ruhe hatte? Ich wandte mich meinem Umfeld zu und erkannte langsam aber sicher die verschwommen Umrisse eines Erwachsenen in weißem Anzug, welcher in der Nähe meines Bettes stand. Der Mann (wie ich mittlerweile erkennen konnte) drehte sich zu mir um. "Anna? Können Sie mich verstehen?" Er sprach sanft und langsam auf mich ein, als ob meine Auffassungsgabe etwas beschränkt sei, was sie vermutlich im Moment tatsächlich war. Ich versuchte zu nicken. Es glich allerdings eher einer ungewollten Kopfbewegung. Mir fiel eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich öffnete meinen Mund um doch noch klar zeigen zu können, dass ich begriff, was er sagte. "..jaa..", kam krächzend aus diesem heraus. Meine Kehle war komplett eingetrocknet. "..Wasser.." Ich hoffte nur, dass er ein gutes Gehör hatte.. und tatsächlich: ich meinte zu erkenne wie er nickte. Ich erkannte, dass er eine kleine Taschenlampe in der Hand hielt. In etwa so eine, wie sie Ärzte benutzten um die Pupillenreflexe zu testen. Das war vermutlich auch der Ursprung des seltsame Lichts, das ich wahrgenommen hatte. Die Strähne hatte angefangen sich direkt zu meiner Nase zu bewege, wo sie auf einmal anfing unglaublich zu kitzeln. Ich stöhnte leise auf und versuchte sie wegzupusten. Mit trockener Kehle und Schmerzen an den Schleimhäuten war das natürlich nur begrenzt effektiv. Na gut, dann musste ich halt doch die Hände bewegen. Ich versuchte meine rechte Hand Richtung Gesicht zu befördern, nur hielt mich irgendetwas davon ab. Noch nicht ganz bei Sinne versuchte ich es erneut. Wieder klappte es nicht. Verwundert hielt ich inne. Es war nicht so, dass ich meine Arme nicht hätte bewegen können, sondern viel mehr, dass mich etwas am Bett festhielt.

Der Pfleger, der anscheinend kurz ein Glas Wasser holen gegangen war, kam wieder zurück. Langsam aber sicher wurde mein Blick klarer und ich bemerkte, dass es der Pfleger von gestern war. Den, den ich als so nett und auch noch gutaussehend empfunden hatte. Er stellte das Glas neben mir ab. "Warten Sie. Ich mach Sie schnell los." Losmachen? Wovon? Ich drehte meinen Kopf etwas, um zu sehen, über was er sich da an meinem Bett zu schaffen machte. Es waren Riemen. Weiße Riemen, die um meine Handgelenke befestigt worden waren... Ein unwohles Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich hasste es hilflos oder wehrlos zu sein und mit diesem Riemen -angekettet an ein Bett- war ich beides, doch Marius -seinen Namen hatte ich endlich von seinem Schild entziffern können- band mich immerhin gerade los. "..Warum?", krächzte ich wieder. "Sch sch. Nicht sprechen. Nicht, dass Sie Ihre Schleimhäute noch beschädigen. Die Riemen waren nur dazu da, damit Sie sich während ihres Anfalls nicht verletzten." Oh, das war ja schön zu hören: Ich war also nicht nur wieder ohnmächtig geworden, sondern hatte auch noch gleich einen Anfall bekommen. Toll, Anna. Das hast du wirklich super gemacht. Marius war mittlerweile einmal um das ganze Bett gewandert und half mir nun auf. Er reichte mir das Glas mit Wasser. Schluck für Schluck trank ich es aus. Ich fühlte sofort, wie die Schmerzen in meinem Hals langsam verklungen. Das war schon mal viel besser.. "Danke." Endlich konnte ich wieder normal reden und zwar ohne Schmerzen. Er winkte ab. "Ich lass Sie dann wieder allein. Ich glaube Ihre ..Verwandtschaft ..möchte sicherlich ganz gerne noch mal mit Ihnen alleine reden bevor sie wieder geht" Verwandtschaft? Ich sah mich um und erst jetzt bemerkte ich, dass Ina total in sich zusammen gesunken auf einem Stuhl in der Ecke saß. Ihre Mutter saß neben ihr und hatte ihr den Arm umgelegt. Sie streichelte sanft über ihren Rücken. Waren sie etwa die ganze Zeit über anwesend? Hoffentlich nicht .. Ich wollte nicht, dass Ina das mit ansehen hatte müssen. Sofort schämte ich mich. Ina blickte auf und ich schnell Richtung Boden. Ich beobachte gekonnt aus dem Augenwinkel wie beide aufstanden und hörte zu gleich die Tür wieder ins Schloss fallen. Jetzt hatte Marius mich also mit meiner angeblichen Verwandtschaft alleingelassen. "Anna?" Ich sah auf, denn vor ihren Blicken konnte ich nun nicht länger fliehen. "Hmm?", versuchte mich bemerkbar zu machen, doch meine Stimme klang viel zu hoch um auch nur ansatzweise natürlich zu wirken. Ich räusperte mich und sah wie Ina lächelte. Immerhin. Humor hatte sie noch. "Ich pack‘s dann .. Sonst bekomm ich später gar kein Auge mehr zu." Ich nickte. "Ist in Ordnung.", antwortete ich ihr. Sie trottete langsam hinaus und ich erkannte, dass ihr Gesicht tränenverschmiert war. Bedröppelt sah ich wieder zu Boden. Wieso musste denn auch gerade Ina anwesend sein, wenn sich mein Körper mal wieder dazu entschloss irgendwelche Faxen zu machen?! Frau Schneider verabschiedete sich ebenfalls freundlich von mir. ".. und noch eine gute Besserung, Anna!", waren ihre Worte, als letztendlich auch sie mein Zimmer verließ. 

Verwandt mit Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt