9. Flucht von Zuhause

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Meine Mutter fiel fast in Ohnmacht, als sie realisierte, was ich ihnen da gerade an den Kopf geworfen hatte, und selbst mein Vater schien vollkommen aus der Fassung geworfen zu sein. Vielleicht ein paar Sekunden schien die ganze Szene wie eingefroren. Ich war selbst komplett durcheinander. Ich wollte eigentlich erst überlegen, was ich mit der Info über meinen Halbbruder machen wollte und vor allem, ob ich überhaupt handeln sollte und doch stand ich jetzt hier und hatte alles herausgeschrien. Plötzlich ergriff mich das Gefühl der Angst. Was würden meine Eltern tun, wenn sie aus ihrer Schockstarre wieder aufwachten?! Ich rannte nach oben, zog mir schnellst möglich irgendeine Hose an und erwischt natürliche gerade die abgefuckte schwarze Jeans mit ihren Löchern. So schnell es ging rannte ich aus dem Haus. Zum Glück hatte ich noch an meinen Rucksack gedacht. Meine Eltern starrten sich noch immer beklommen an, als ich die Tür hinter mir zufallen ließ.

Weil ich Angst hatte, dass meine Eltern mir folgen würden, um mich an der Bushaltestelle noch mal aufgreifen zu können, lief ich den gesamten Weg zur Schule. Ich musste schrecklich aussehen. Verstrubelte Haare. Löcher in der Hose. Uralte Chucks -zum Teil ebenfalls mit Löchern. Und meine Sweatshirt Jacke inklusive meiner fingerlosen Handschuhe. Vermutlich hätte ich mir selbst in dieser Aufmachung nicht über den Weg getraut. 

Nach der Schule und einer Menge seltsamer Blicke entschied ich mich zu der immer noch kranken Ina zu fahren. Nach Hause konnte und wollte ich nicht. Ich hatte wahrlich Angst, was passieren würde, wenn ich je wieder dort aufkreuzte. Vielleicht würde mein Vater so ausrasten, dass er mir als Begrüßung eine verpasste. Und wenn ich bedachte, wie sie mich behandelt hatten, bloß weil sie ihr Geheimnis bewahren wollten .. Nein, ich wollte nicht daran denken, was mir eventuell erblühte. 

Ich klingelte und bemerkte, wie sich etwas im Haus rührte. Die Tür wurde geöffnet und Inas Mutter stand vor mir. "Oh.. Guten Tag, Frau Schneider. Könnte ich zu Ina?" Sie begrüßte mich fröhlich und ließ mich eintreten. Ina hatte ihr Zimmer im Keller, weil dort mehr Platz war und ihr älterer Bruder mittlerweile fast den gesamten Dachboden in Beschlag nahm. "Sie ist unten und hat sich gerade etwas hingelegt, also sei bitte ein wenig leise, wenn du runter gehst. Magst du eventuell einen Tee?" Ich schüttelte den Kopf und bedankte mich. Vorsichtig schlich ich nach unten in Richtung Inas Zimmer und klopfte leise. Ich hörte ein verrotzes "Herein?" durch die Tür. Ich trat ein. "Anna?" Ina blickte mich verschlafen von ihrem Bett aus an und blinzelte erst mal. "Was machst du hier?" Sie richtete sich auf. "Ich hatte Streit mit meinen Eltern...", flüsterte ich schon fast. Ina deutete auf ihr Bett. "Setz dich und erzähl." Ich nahm Platz und schilderte was passiert ist. "Er ist also dein Halbbruder?" Ich zuckte mit den Schultern. "Scheint so .." Ina seufzte. "Man, ganz ehrlich. Dein Leben würd ich auch nicht haben wollen." Ich nickte. "Ich würds momentan auch gern tauschen, aber ich glaube nicht, dass irgendwer meine Eltern wollen würde." .."Willst du vielleicht für heute übernachten? Ich kann mit meiner Mum reden, damit du nicht mit deinen Eltern telen musst." Ich schüttelte den Kopf. "Ich will nicht, dass sie wissen wo ich bin..." "Ich weiß, aber sonst is meine Mum verantwortlich und das ist keine so gute Idee." Ich ließ mich doch noch überzeugen und Inas Mutter schaffte es auch tatsächlich mit meinen Eltern zu reden und sie davon abzuhalten gleich hier aufzukreuzen und mich wieder heimzuschleifen. Der Abend bei Ina war wunderbar. Endlich wieder aufatmen nach all der Zeit. 

Wir sahen gerade ein paar Folgen "Supernatural" unter anderem auch unsere Lieblingsfolge (Und täglich grüßt das Murmeltier), als Ina etwas einzufallen schien. "Du Anna, ich hab noch was für dich. Wart ma kurz." Ich blieb auf dem Sofa sitzen, während Ina durch ihr Zimmer trottete und in allen möglichen Ecken nach etwas suchte. "Hier. Damit du auch endlich mal wieder erreichbar bist." Sie reichte mir ein altes Handy. Ein Samsung. Immerhin schon mit Touch und immerhin wesentlich besser als nichts! "Woher hast n das jetzt aufgetrieben?!" Ina ließ sich wieder auf das Sofa fallen und wickelte sich in ihren Decken ein. "Das ist mein Altes. Hat sogar noch Guthaben drauf. Könnteste im Prinzip auch aufladen." Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ina war einfach die absolut Beste! "Danke Ina! Ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich machen würde!" Ina winkte ab. "Absolut kein Problem. Brauch das alte Ding ja eh nicht mehr." .. Da fiel mir etwas ein. "Hat dir Floid eigentlich noch mal geschrieben?" Sie nickte. "Er hat mal gefragt, wies dir geht. Hab halt dann gemeint, dass ich im Moment krank bin und deshalb nicht wusste, was bei dir so los ist."  .."Hmm. Okay." Ich startete das Handy und stellte den PIN mit Ina gemeinsam um. Außerdem gab ich noch die wichtigsten Kontakte ein: Ina und Flo. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm die Ereignisse von heute schreiben sollte oder ob er sich dann eventuell zu viele Sorgen machen würde. Andererseits steckte er genauso knietief mit drinnen wie ich. Also SMS tippen -mit extrem schlechten Touch und blöder Tastatur.

<Hi, Flo! Ich hab Inas altes Handy bekommen (die Nummer hier ^^)! Hab heute ausversehen nen ziemlichen Streit (der Grund liegt ja auf der Hand ._.) mit meinen Eltern angezettelt und übernachte erst mal bei ihr.. LG Anna.>

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Ach und nochmal ein fettes Danke für die Votes und die vielen Reads! :)

Und ich rufe mal wieder zum Kommentieren auf! :D (Ach und ich hab jetzt auch eine FB Seite für News und co. -> einfach mal aufs Profil klicken! :3)

LG Heide

Verwandt mit Floid?! (LeFloid FF)Where stories live. Discover now