Kapitel 9

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Manuela von Meinhardis

Als sie ihre Augen öffnete, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Sie spürte ein weiches Laken über ihrem Körper, die Federn eines Kissen, welches unter ihrem Kopf lag. Manuela grub ihr Gesicht hinein und sog den Duft der Nacht in sich hinein. Nun wusste sie wieder, wo sie war. Der ihr nur allzu vertraute Duft hat es ihr verraten. Doch wo war sie? Suchend sah Manuela sich um, doch sie war allein. Sie sah aus dem Fenster und erkannte, das es noch immer dunkel war. Der Wind klopfte gegen das Glas und die Fensterläden lärmten. Wie lang hatte sie geschlafen? Das sie irgendwann zu Fräulein von Bernburg schlich, wusste sie noch. Ihr war der Sturm nicht geheuer und sie sehnte sich nach ihrer Nähe. Deswegen ging sie in ihr Zimmer und legte sich neben sie. Scheinbar hat das Fräulein sie nicht bemerkt, denn sie schlief ganz friedlich und rührte sich nicht. Doch wo war sie nun? Ein paar Minuten sind vergangen und Manuela war immer noch allein. Plötzlich fühlte sie sich einsam. So beschloss sie, aus dem Bett zu steigen und nach ihr zu suchen. Als Manuela die Tür öffnete und durch einen kleinen Spalt hindurch sah, konnte sie ihr Fräulein sehen, wie sie vor dem Kamin saß. Fräulein vom Bernburg drehte ihr den Rücken zu und beobachtete das brennende Holz. Ob ich zu ihr gehen sollte?, dachte Manuela. Sie wollte dieser Frau keinesfalls ihren Raum nehmen und machte kehrt, doch das knarren der Tür verriet sie. Fräulein von Bernburg drehte sich abrupt zu ihr und Manuela fühlte sich sofort ertappt. "Manuela. Warum schläfst du nicht?", fragte das Fräulein. Doch Manuela brachte kein Wort heraus. Nun trat sie aus dem Zimmer heraus und ging langsam in ihre Richtung. "Nun? Hat dich der Wind geweckt?", fragte sie wieder. Mittlerweile war es Manuela gelungen, ihre Stimme zu sammeln. "Ja.", sagte sie nur kurz und knapp. Fräulein von Bernburg drehte sich wieder um und beobachtete das Feuer. Doch sie wollte dem Fräulein nahe sein und setzte sich neben sie, ließ jedoch einen gewissen Abstand zwischen ihnen. "Ich werde dir einen Tee machen. Der hilft dir beim einschlafen.", sprach Fräulein von Bernburg, stand auf und bereitete ihr eine Tasse zu. Ihre ließ sie dabei auf dem Holzboden stehen und Manuela betrachtete diese. Wie gerne wäre sie nur diese Tasse. Wie gerne würde sie mit ihr tauschen, um die Lippen der Lehrerin berühren zu können. Sie hätte alles dafür gegeben. Die leisen Schritte hinter ihr, rissen sie aus ihren Gedanken. Kurz darauf hielt das Fräulein ihr einen Tee hin, den Manuela dankend annahm. Doch Fräulein von Bernburg blieb hinter ihr stehen. Dann spürte sie, wie ihr eine Decke umgelegt wurde. Dabei legten sich zwei Hände auf ihre Schultern und verweilten dort einen Augenblick. Diese Berührung gab Manuela einen elektrischen Stoß durch ihren gesamten Körper. Sie schloss ihre Augen und griff instinktiv nach einer dieser Hände. Die beiden Hände umschlossen sich und so saßen sie noch einen Moment da, bevor sich Fräulein von Bernburg sanft daraus entzog. Als Manuela ihre Augen suchte, nachdem sich das Fräulein neben sie setzte, wich sie ihrem Blick aus. Sie wirkte verträumt und nachdenklich. Irgendwie auch ein wenig traurig. Warum nur, warum. Warum ließ sie ihre Liebe nicht einfach geschehen? Warum lehnte sie Manuela nur so ab? Das sie der Lehrerin nicht egal war, das wusste sie. Es konnte nicht anders sein. Doch warum verschloss sie sich ihr so?
"Manuela, nicht.", sagte sie. Doch Manuela verstand nicht. "Sieh mich nicht so an.", sagte das Fräulein. Aber Manuela konnte nicht wegsehen. Es war, als würde jemand ihre Augen festhalten. Als würde sie ein unsichtbares Band verbinden und Manuela daran hindern, die Augen von Fräulein von Bernburg abzuwenden. "Wir können nicht...ich kann nicht.", flüsterte sie. Es klang, als würde ihre Lehrerin mehr zu sich selbst sprechen. Manuela blieb stumm und beobachtete weiter. "Ich weiß nicht, wie.", hauchte sie nun und ihr Blick fiel zu Boden. So hilflos und verzweifelt hat Manuela sie noch nie gesehen. Fräulein von Bernburg war immer die starke, die glückliche und lebensfrohe Frau. Doch nun wirkte sie nur noch wie eine verkümmerte Blume, die zu verwelken drohte. Was sollte sie bloß tun? 

Mädchen in Uniform -Fanfiction (girlxgirl)Where stories live. Discover now