Kapitel 4

1.5K 61 6
                                    

Elisabeth von Bernburg

Es ging ihr durch und durch, als sie das Mädchen sah. Ob Manuela sie erkannte und ihr gefolgt war? Aber das war ja nun ganz und gar nebensächlich. Sie hatten sich wiedergesehen, nach all den Jahren. Wie geht es dir? Herrgott, Elisabeth. Sie schüttelte den Kopf und rieb sich mit ihren Händen durch ihr kühles Gesicht. Hatte sie Manuela wirklich gefragt, wie es ihr ginge? Das Mädchen war darauf nicht vorbereitet, das bemerkte Elisabeth. Und weswegen hat sie sie bloß fort geschickt? Anstatt mit ihr zu reden, ihr ein wenig näher zu kommen. Elisabeth hatte Angst. Angst, einen Schritt zu weit zu gehen. Das war der Grund. Ihr war bewusst, sie hätte anders reagieren müssen, doch sie konnte es nicht. In ihr erbauten sich Gefühle, die sie seit damals nicht wieder spüren durfte. Aber nun waren sie zurück. Diese Gefühle. In dem Moment, als sie Manuela dort stehen sah, erstarrt und hilflos. Fräulein von Bernburg beschloss, sich wieder auf den Weg zum Gebäude zu begeben, denn es war wahrlich nicht angenehm, so lange in dieser Kälte zu verweilen. Langsam folgte sie den Spuren Manuelas, welche sie im Schnee zurück ließ. Nach ein paar Schritten vernahm Elisabeth ein leises wimmern und blieb abrupt stehen. Verwirrt sah sie sich um und erblickte ein kleines, zusammengekauertes Mädchen, das weinend im Schnee lag. "Manuela!", schrie sie und lief eilig auf sie zu. Elisabeth kniete sich zu ihr und zog Manuela in ihre Arme. "Pssscht. Alles ist gut.", flüsterte sie dem Mädchen zu. Doch Manuela beruhigte sich nicht. Sie weinte bitterlich und rang immer wieder nach Luft. "Liebes...ich bin hier. Alles ist gut." Zärtlich strich sie Manuela durchs Haar und legte ihre Wange an ihren Kopf. Diese Berührungen ließen Fräulein von Bernburg schaudern. So wollte sie es immer, doch musste sie es damals immer wieder abwehren. Denn sie war die Erwachsene. Und sie musste das Kind schützen. Doch nun war es anders. Sie hielt Manuela so fest in ihren Armen und drückte sie immer weiter an sich. 

Nach einer Weile sah ihr Manuela in die Augen. Sie weinte nicht mehr und suchte scheinbar nach Worten, doch sie schwieg. "Wir müssen aufstehen. Es ist zu kalt.", flüsterte Elisabeth und half Manuela auf die Beine. Fräulein von Bernburg klopfte sich den Schnee vom Mantel und zog ihn aus, um ihn Manuela über die Schultern zu legen. Die beiden liefen zurück zum Schulhaus und schwiegen sich an. Niemand sagte ein Wort. Aber das war auch gar nicht notwendig, denn ihre Berührung erfüllte Elisabeth voll und ganz. Ihre Blicke nach vorn gerichtet, ihren Arm um Manuela gelegt, als sie an der Eingangstür eintrafen. Dort blieben sie stehen und Elisabeth löste sich von Manuela, trat einen Schritt zurück. "Warum?", hauchte Manuela. Elisabeth wusste sehr genau, was Manuela meinte, doch sie blickte das Mädchen unwissend an. "Warum haben Sie mich damals verlassen?". Mit dieser Frage hat sie gerechnet, doch sie konnte sie ihr nicht beantworten. Nicht jetzt. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, Manuela.", antwortete sie ihr. Doch das Mädchen war nicht zufrieden. "Ich muss es wissen. Bitte." Es schmerzte Elisabeth, wie hilflos Manuela vor ihr stand. Ihre Stimme klang so zerbrechlich. "Lass uns rein gehen, du musst dich erstmal aufwärmen." Doch Manuela schüttelte nur ihren Kopf. "Ich muss es wissen. Fräulein.." "Manuela. Ich gebe dir mein Wort, dass wir darüber sprechen werden. Aber jetzt musst du mir erstmal den Gefallen tun und dich aufwärmen. Bitte. Ich mache mir Sorgen, dass du dir eine Lungen entzündest." Erschöpft bekam sie ein leichtes Nicken als Antwort und Elisabeth öffnete die Tür, um das Mädchen eintreten zu lassen. 


Bitte entschuldigt, das dieses Kapitel so wahnsinnig kurz ist. Aber es kommt heute Abend oder morgen das Nächste. Da ich jeweils aus einer Sichtweise schreibe, wechsel ich öfter mal und das Kapitel könnte schon mal was kürzer werden :-)

Mädchen in Uniform -Fanfiction (girlxgirl)Onde histórias criam vida. Descubra agora