22

164 16 2
                                    

POV Luhan

Ein brennender Schmerz schoss durch meinen Körper und ruckartig öffnete ich meine Augen.

Lay kniete über mir und Schweißperlen liefen ihm über seine Stirn.
"Shsh, nicht bewegen!" Flüsterte er und strich mir über die Stirn. "Alles wird gut Luhan, bleib ruhig." 

"W-Was ist ...pa-passiert?" Meine Stimme klang rau und mein Hals fühlte sich an wie Sandpapier.

"Du wurdest fast zu Tode gewürgt. Eigentlich warst du...tot." Lays Stimme wurde immer leiser zum Ende hin.

"Was? Wie? Häh?"

"Hör auf zu reden und hör mir einfach zu okay? Wie du dich vielleicht erinnern kannst, wurden wir doch in diese Halle gebracht und fest gemacht, richtig?"

Ich nickte.

"Kurz darauf sind die anderen Sechs gekommen. Der Meister muss sie in seiner Gewalt gehabt haben, auf jeden Fall haben sie angefangen uns zu foltern oder wie auch immer man das nennen mag. Sie haben Ihre Kräfte gegen uns benutzt... Es ist alles meine Schuld, wäre ich doch bloß nicht zu Suho geschlichen..."

Hastig schüttelte ich den Kopf. "Nein... Nein!"

"Ich hab doch gesagt, dass du nicht reden sollst! Schon deinen Hals, du bist nicht der Einzige den ich heilen muss!" Er strich sich gestresst durch seine Haare und sah sich in der dunklen Zelle um. Ich konnte die weiße Kleidung von Tao, Baekhyun, Kyungsoo und Xiumin ausmachen.

"Suho hat mich quasi ertrinken lassen... Ich bin Wasser spuckend  aufgewacht, frag mich nicht wie, aber ich vermute, dass mein Körper angefangen hat sich von selbst zu heilen..." Lay seufzte abermals.

"Als ich wieder klar denken konnte, habe ich versucht euch zu helfen. Erst wollte ich aufgeben, weil ihr keinen Puls mehr hattet... Aber euer Gehirn hat noch gearbeitet und das hat gereicht. Ich hab diesen kleinen Funken Leben nutzen können und jetzt sind eure Zustände einigermaßen stabil."

Mein Blick schweifte durch die kleine, modrige, dunkle Zelle. Baekhyuns und Tao's Sachen hingen nur noch in Fetzen an ihnen, man konnte eindeutig Brandnarben auf ihrer Haut sehen. Xiumin sah auch nicht besser aus, er war leichenblass und seine Haare standen in alle Richtungen. Vorsichtig näherte ich mich ihm, um sie etwas glatt zu streichen.

"Nicht... Das wird nichts, er gibt immer noch Stromstschläge ab, wenn du dich ihm näherst." Instinktiv wich ich zurück.

Mein Blick blieb bei Kyungsoo hängen, der keinen halben Meter neben mir lag.

"Was ist mit ihm?"

"Kann ich nicht sagen. Er schwebt immer noch zwischen Leben und Tod.  Er war der Letzte, um den ich mich gekümmert habe... Es war echt schwer ihn wieder zum atmen zu bringen. Er braucht einfach nur Zeit." Erschöpft lehnte Lay sich an die Wand.

"Wie geht es dir?"

"Gut... naja, leicht war es nicht euch alle wieder zu heilen, aber jetzt brauche ich auch Zeit um selbst wieder fit zu werden."

"Soll ich dir bei irgendwas helfen?"

"Pass einfach auf die anderen auf, okay? Ich will nur ein bisschen schlafen..."

"Mach ich Lay. Ruh dich aus, du brauchst es wirklich mehr als ich im Moment." Aufmunternd sah ich ihn an.

Lay lächelte zögerlich zurück. "Ach und gib deine Jacke vielleicht noch Baek... Seine Sachen sind ziemlich kaputt, er wird sonst frieren... Tao hat schon meine und du hast immerhin noch dein T-Shirt."

"Kein Problem." Schnell zog ich meine Jacke aus und breitete sie über Baekhyuns Schultern aus. Er war sehr blass und leichte Narben zeichneten sich auf seinen Wangen ab.

Als ich mich zu Lay umdrehte, schlummerte dieser bereits tief und fest. Natürlich brauchte er das jetzt. Immerhin hatte er uns alle geheilt, ohne eine Pause einzulegen.

Ich strich Kyungsoo vorsichtig durch seine Haare. Sein Puls war normal und seine Atmung regelmäßig, trotzdem behielt ich ihn genau im Auge.

Nach einer Weile fing ich an an Sehun zu denken. Seine kalten Augen hatten mich mit so viel Hass angestarrt und dann...

Tränen kullerten über meine Wangen und sofort versuchte ich sie weg zu wischen. Ich mochte Sehun, sehr sogar, um so unfassbarer war für mich dass, was er getan hatte.

Schniefend wischte ich mir meine Nase und Wangen trocken. Ich musste jetzt stark sein für die Anderen.

"Lulu?" Tao neben mir rutschte auf dem kalten Boden hin und her. "Warum weinst du?"

"Tu ich nicht."

"Doch." Flüsterte er zurück. " Lüg mich nicht an. Du zitterst ja richtig."

"Ist schon gut...Nur ein bisschen kalt hier... Wie geht's dir?"

"Mit tut alles weh. Meine Haut fühlt sich immer noch so an, als ob ich in Flammen stehen würde... Wie hat Lay das geschafft?"

"Woher?" Zögernd hielt ich inne, doch Tao zuckte nur mit den Schultern. "War eine naheliegende Vermutung."

"Stimmt. Er hat mir gesagt, dass unsere Gehirne noch gearbeitet haben und er uns deswegen helfen konnte. Frag mich bloß nicht wie!"

"Klingt fast schon ein bisschen eklig." Kicherte Tao leise. "Etwas Gutes bringt der kalte Boden ja mit sich: Ich kann meine Haut hervorragend kühlen."

"Ja das stimmt schon... du sag mal...Bist du sauer auf Kris wegen ... dem was er getan hat?"

Tao biss sich auf seine Lippe und schwieg.

"Okay, dumme Frage, tut mir leid." Murmelte ich.

"Schon gut. Ich bin ihm nicht direkt sauer. Er konnte nichts dafür, also ich gehe mal grob davon aus. Der Meister hat ihn doch gesteuert oder?"

"Denke schon."

Es entstand eine kleine Pause und jeder ging seine Gedanke nach. Ob Sehun denkt das ich tot bin?

"Bist du sauer auf Sehun? Er war es doch, der dich gewürgt hat oder?"

"Ja er war es. Und ehrlich gesagt, ich bin mir da selbst nicht so sicher."

"Hast du deswegen geweint?"

"Nein!"

"Sicher? Du kannst es mir ruhig sagen... Vielleicht hilft es dir etwas..."

"Gut, vielleicht habe ich geweint. Aber nicht nur wegen ihm, sondern wegen allem. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde, einfach mein ganzes altes, langweiliges Leben, in dem es nichts spannenderes gab als Matheklausuren. Und ich musste das alles endlich mal raus lassen."

"Du hast Recht. Wir alle vermissen unser altes Leben. Ich vermisse auch meine Freunde. Vor allem Chanyeol... Er macht mir Angst, früher war er anders... Was haben sie bloß aus ihm gemacht..." Jetzt schniefte Tao.

Ein leises Wimmern unterbrach uns. Baekhyuns Augenlider flatterten und er starrte uns ängstlich an.

"Sagt mir bitte nicht, dass ich immer noch lebe..."

EXPERIMENT EXO #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt