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**zwei Wochen später**

"Hast du alles?"

"Ich denke schon. Sind die Pferde schon verladen, Dad?"

"Ja mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Aisha und Amica geht es gut."

"Oh Mann, ich bin so nervös." sage ich mit zitternder Stimme und trage meine zwei Koffer die Treppe hinunter. Hinter mir müht sich Hayley ab, die ihre drei Koffer nicht mal annähernd tragen kann. Nachdem ich mein Gepäck unten abgestellt habe, laufe ich wieder hinauf und helfe meiner besten Freundin. Wir laden die Sachen ins Auto ein und holen dann aus dem Stall noch die Reitsachen, die wir in einer gemeinsamen Tasche zusammengepackt haben. Meine unzähligen Designercollectionen von Spooks und Piceur lasse ich zu Hause. Hayley und ich haben nur das Wichtigste mit, da wir sowieso vorhaben dort shoppen zu gehen.

"Schätzchen, wieso hast du denn das rosafarbene Kleid und den Federhut nicht eingepackt? Das hat dir doch so gut gefallen." ruft mir meine Mutter noch nach, aber ich bin schon ins Auto gesprungen und schreie meinem Dad zu, der am Steuer sitzt,: "Los fahr!!" Aber er lacht nur und wartet, bis auch meine Mutter eingestiegen ist. Irritiert schaue ich zwischen meinen Eltern hin und her.

"Du kommst mit?" frage ich dann nach einer Zeit. Meine Mutter nickt nur und fängt ein Gespräch mit meinem Vater an, der das Auto mittlerweile schon gestartet hat und aus der Einfahrt rollt. Avery und Jack, Hayleys Eltern, bleiben zu Hause und kümmern sich um die Pferde und den Reitschulbetrieb. Ferienkinder haben wir zu dieser Jahreszeit zum Glück nicht mehr, da die Schule bald für alle angefängt.

"Oh ich bin so aufgeregt! Glaubst du, dass es dort auch so hübsche Jungs gibt, wie hier in Latina?" jubelt meine beste Freundin neben mir und strahlt übers ganze Gesicht.

"Oh das bezweifle ich nicht." antworte ich ihr unbewusst.

"Du hörst dich so an, als wüsstest du mehr als ich. Erzähl!"

Ich werfe einen kurzen Blick zu meinen Eltern, aber beide sind in mitten in einer Diskussion und außerdem ist das Radio laut aufgedreht, so dass sie uns sicher nicht hören werden.

"Na gut, ich weiß nicht, wieso ich es dir noch nicht erzählt habe, aber ich hab vor zwei Wochen nochmal mit Ryan geredet." antworte ich schließlich.

"Oh nein, nicht dein Ernst, oder?"

"Naja schon..Auf jeden Fall hat er mir erzählt, dass er seit letztem Jahr dort in die Schule geht."

"Malia, weißt du noch als ich dir gesagt habe, dass du dich von ihm fernhalten musst, wenn du keinen Liebeskummer oder Probleme mit seiner reichen Modelfreundin haben willst?" fragt sie mich direkt und schaut mir ernst in die Augen.

"Na das mach ich doch. Ich kann ja nichts dafür, wenn er immer dort ist wo ich bin. Außerdem hätte er ja nicht bei mir bleiben müssen. Er hätte auch mit seiner reichen Modelfreundin, wie du so schön sagst, mitgehen können. Hat er aber nicht getan."

Sie runzelt verwirrt die Stirn, erwidert aber nichts mehr. Den Rest der Fahrt verbringen wir mit Schweigen. Hayley scheint in Gedanken versunken zu sein. Und ich will sie nicht wirklich stören, da ich keine guten Erfahrungen dabei gemacht habe. Sie ist sehr reizbar, wenn man sie in solchen Situationen stört.





Nach drei Stunden Fahrt kommen wir an ein eisernes Tor. Meine Mutter steigt aus und spricht etwas in die Hightech-Sprechanlage, woraufhin sich das Tor öffnet und meine Mutter wieder einsteigt.

"Sie erwarten uns schon." sagt sie nur.

Wir fahren eine lange Einfahrt hinauf und bleiben schließlich vor einem großen, grauen Steingebäude stehen. Ingesamt kann man von dem Punkt an dem wir stehen relativ viel sehen. Zwei weitere länglichere Gebäude schließen am Haupthaus, vor dem wir stehen, an. Das müssen wohl die Stallungen sein. Etwas weiter am Hügel oben kann man eine Reithalle und mehrere Weiden und Koppeln erkennen. Ein Springplatz und zwei Roundpen befinden sich gegenüber von uns. Gesamt scheint es ein recht großes Grundstück zu sein und auch ich werde langsam nervös.

Als das Auto stehen bleibt, springen Hayley und ich sofort hinaus und schauen uns um. Wir sind nicht die Einzigen, denn auf dem kleinen Parkplatz tummeln sich unzählige PKWs mit Hängern oder manche auch ohne und dafür in schicken Cabrios. Das scheint ja hier ein ziemlich teures Elite-Internat zu sein. Hoffentlich wird auf die Schulnoten nicht so viel Wert gelegt, denn außerordentlich gut war ich in meiner alten Schule nie. Hayley ist dafür ein kleines Streberkind. Sie lernt viel für Klausuren und hielt bislang immer ihren Durchschnitt zwischen 1 und 2.

"Oh Emma, es ist so schön, dass du hier bist!" ruft auf einmal jemand und eine ältere Frau mit braunen Haaren kommt auf uns zu. Sie umarmt meine Mutter und weint fast vor Freude. Meine Mutter hingegen bleibt stocksteif stehen und erwidert nur ein kleines "Hallo Anna."

Die Frau, die scheinbar Anna heißt, lässt meine Mutter wieder los und schaut sie etwas verwirrt an. Danach fällt ihr Blick jedoch auf mich und Hayley und sie kommt freudestrahlend auf uns zu.

"Willkommen am Reitinternat Sunshine! Ihr müsst Malia und Hayley sein, ich habe euch schon erwartet. Ladet doch eure Pferde gleich aus, ich zeige euch ihre Boxen." begrüßt sie uns lächelnd und begeben uns ebenfalls leicht lächelnd zum Anhänger.

Die Pferde lassen sich leicht ausladen und folgen uns brav über den großen Platz zu einem der Ställe. Die Frau weist und zwei Boxen nebeneinander zu und wir stellen sie hinein. Ich kontrolliere noch schnell ob Aisha alles hat und gut versorgt ist, nehme ihr die Transportgamaschen ab und schließe danach die Boxentür.

"Hayley, du kannst schonmal dein Zeug holen, ich zeige euch gleich, wo ihr alles platzieren könnt. Malia, dich brauche ich noch schnell. Deine Mutter hat mir geschrieben, dass du für die Zeit hier ein Pferd für die Dressur brauchst. Ist das richtig?"

Hayley lächelt mir kurz zu und verschwindet dann um die Ecke. Ich drehe mich zu Anna, die scheinbar die Hofbesitzerin ist.
"Ja, das ist richtig. Ich mag die Dressur nicht, aber ich habe eine Vereinbarung mit meiner Mutter und jetzt muss ich zweimal im Jahr auf Dressurbewerbe geht."

"Okay, das kriegen wir hin. Komm mit." Sie geht vor und biegt um mehrere Ecken, bis sie schließlich vor einer Box stehen bleibt.

Ich schaue vom Boden auf und die Zeit steht still.

Reitinternat Sunshine 3: Dein Hufschlag ist mein Herzschlag.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt