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Kapitel 2

Ein Traum, ein Mann

Nächste Haltestelle. Ein komisch angezogener Mann setzte sich neben Leo. Er hatte einen Wintermantel (obwohl es Mitte Sommer war) an, und einen großen Hut, der seine Augen verdeckte. Leo schaute ihn mit einer misstrauischen, irgendwie prüferischen Blick an, den ich noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Nach einiger Zeit widmete er sich wieder mir zu.

„Und, hattest du schon wieder diesen Traum?", fragte er mich. Ach ja, der Traum. Der Traum, der sich jede Nacht seit ca. 3 Monaten wiederholte. In diesem Traum war eine Person die mir unheimlich wichtig ist. Dennoch sehe ich sein Gesicht nie. Er steht auf einer Wiese, es ist dunkel, eher Nacht. Ich versuche jedes mal nach dieser Person zu rufen, aber es geht einfach nicht. Dann kommt plötzlich ein Blitz, der diese Person trifft. Jedoch als der Blitz weg ist steht er dort nicht mehr. Es ist ein Monster. Es ist grün-gelblich. Hat Flügel wie ein Engel. Ein Gesicht wie ein Mensch, jedoch mit messerscharfen Zähnen, die man sogar sehen konnte, obwohl der Mund geschlossen ist. Der Körper ist der einer Echse. Wieder kommt ein Blitz. Das Monster ist verschwunden. Nur ich blieb zurück, geschockt, da mein Körper mit dem ganzen Blut dieses Menschen-Monsters überströmt war. In meiner rechten Hand ein Speer. „Elli!! Elli!? Was ist los..?"

Ich hörte Leos Stimme. Ich war wieder in meinen Gedanken versunken. Leo sah mich besorgt an. Ich fasste mir an die Wangen. Sie waren nass.

„Du weinst schon wieder...dieser Traum..." Leo ballte seine Hände zu Fäusten. Ich nahm den Ärmel meiner Jacke, und wischte mir schnell die Tränen weg. „Ich bin OK." Er sah mich wieder fürsorglich an. „ Wirklich... ich bin OK! Schau mich nicht so an! Schließlich konnte ich wegen dir nicht ins Kinderheim..." Leos Miene veränderte sich sofort zu einem Lächeln, als er das hörte. „Das du dem Kinderheim dein ganzes Erspartes spendest...dass ist total beeindruckend, obwohl du dort schon ohnehin aushilfst." „Naja ich kann mit diesen Kindern fühlen. Schließlich haben wir ein gemeinsames Schicksal..." Plötzlich schmiss der eigenartige Mann seinen Hut hoch. Seine Kleidung...sie zersetzte sich. Er packte mich, stürmte nach vorne, und drückte mich gegen die Wand des Zuges. Er öffnete seinen Mund. Spitze Zähne, die mich mit Leichtigkeit durchbohrt hätten. Die meisten von euch hätten jetzt Angst gehabt. Ihr hättet wahrscheinlich geschrien, geweint, vielleicht sogar nach eurer Mutter gerufen. Jedoch ich empfand keineswegs so. Ich spürte nur … Erstaunen. Das Monster, dass mich gerade angriff, es war das Monster aus meinem Traum.

Ich hörte Leo fluchen. Plötzlich spuckte das Monster schwarzes Blut in mein Gesicht und löste sich auf.

„Mist, er ist nicht tot!", schrie Leo. Er lief auf mich zu und umarmte mich sanft. „Leo...?" Er hatte sich verändert. Er stand vor mir in einer schwarzen Kutte, einem Speer, jedoch kein normaler, den dieser spuckte Feuer und war mit schwarzem Blut übergossen. Er sah mir in die Augen. „Verdammt, du hast das Blut ins Gesicht bekommen! Elli! Bleib wach, du musst...!" schrie er. Da sackte ich auch schon zusammen und verlor das Bewusstsein.

Es hatte mit einem dumpfen Schmerz am Hals begonnen. Dann wurde dieser immer schlimmer, bis er sich auf meinem ganzen Körper verteilt hatte. Ich wusste, dass ich schon so gut wie tot war.

„Nein! Ich muss dass mit Leo noch klären! Wach auf!", schrie ich zu mir selbst. Es half nicht. Ich dachte wieder an meinen Traum. „Habe ich dich endlich getroffen...",sagte ich zu mir selbst. Plötzlich wurde der Schmerz unerträglich, hörte aber dann abrupt auf. Dann wurde es wieder schwarz.

Das helle Sonnenlicht weckte mich. Ich sah mich um. Ich war in einem unbekannten Raum, in einem unbekannten Bett und trug einen unbekannten Pyjama. Neben mir war Leo, der anscheinend auf der Bettkante eingeschlafen war. Hat er etwa die ganze Zeit aufgepasst? Er wachte auf.

„Elli!" Er sah mich mit besorgter, aber gleichzeitig erstaunter und interessierter Miene an. „ Ich ...bin..nicht tot?", war das einzige, was ich vorher bringen konnte. Leo sah ziemlich mitgenommen aus. Seine Haare standen in allen Richtungen ab, er hatte auch noch die Schulkleidung an. Wo ist die schwarze Kutte... Ich schaute auf unsere Hände, die ineinander verschlungen waren. Er zog seine sofort weg, als er meinem Blick folgte und wurde rot. „Ich habe mir so Sorgen gemacht... Ich hätte auch gedacht dass du stirbst..., aber dass du lebst, bedeutet..." Er beendete den Satz nicht. „Das im Zug... das habe ich mir doch nicht eingebildet...was ist hier los? Leo bitte erkläre...!" Ich kam nicht dazu den Satz zu beenden, da jemand an der Tür klopfte. „Ja?", schrie Leo, etwas genervt. „Herr Kommandant! Bitte um einzutreten!", sagte eine mir unbekannte Stimme, sehr respektvoll. „Erlaubt!" rief er. „Hoffentlich ist es wichtig", fügte er hinzu, aber nur das ich es hören konnte. Er stand auf und ging zur Tür. Ich konnte ihrem Gespräch nur schwer folgen. Was ich verstand war, das Leo zu seiner Einheit müsse, und das Morgenappell anstünde. Häh?! Wo war ich hier gelandet?! Und was viel wichtiger war...Wer war Leo eigentlich in Wirklichkeit? „Elli, ich komme gleich wieder, warte hier bitte kurz und bleib im Zimmer!", sagte er, aber man sah ihm an, das es ihm schwer fallen musste, jetzt zu gehen. „Nein! Leo warte...!", schrie ich verzweifelt, er war aber schon gegangen. Was fällt dem ein?! Ich merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Aggressiv wischte ich sie weg. Ich humpelte aus dem Zimmer, trotz Leos Verbot, und suchte nach ihm.Ich ging aus der Tür und vor mir erstreckte sich ein riesiger, langer Gang, der mit aufwendigen Bildern und Teppichen geschmückt war. War das weißer Marmor? Jedenfalls sah es sehr elegant und wertvoll aus. Ich hörte Leos Stimme, die etwas sagte und tausende andere, die ihm das nachsagten. Was für eine Sprache war das? Ich folgte diesen Stimmen. Ich war am Ende des Gangs (und der war wiiiirrrrklichhh laaang) und schaute um die Ecke. Dort war ein großer Raum mit einer großen Bühne. Auf dieser stand Leo, wieder in seiner schwarzen Kutte, in der rechten Hand wieder ein Speer, wie damals. Er führte tausende Leute, die aussahen wie er, an. Ich beschloss, wieder zurück zu meinem Zimmer zu gehen. Natürlich hatte ich den Teppich vor mir übersehen, und so tollpatschig wie ich bin, stolperte ich und schrie auf. „Elli?!", schrie Leo, der seinen Speer losließ und zu mir rannte. Panisch rannten die anderen 'Kuttenmenschen' zum Speer, um ihn aufzufangen. „Herr Kommandant, seien sie doch vorsichtiger!", schrie einer der Leute. Er ignorierte ihn und sagte nur: „Training abgebrochen!" Er legte seinen Arm um mich, sodass ich aufrecht gehen konnte und begleitete mich auf mein Zimmer.

The Hunters and the Hosters (pausiert)Where stories live. Discover now