2017: 9. (M)Ein Schicksal

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Auch wenn damit der zusammenhängende Teil meines Traumes abgeschlossen war, schien mir der entspannte Morgen nicht vergönnt.

Es war ein fließender Übergang zwischen den surrealen Erlebnissen, die das Leben mir fremder Personen zeigten, zu einer weiteren Begegnung. Mein Geist war noch immer von der Wirklichkeit der Bilder erschöpft und somit erkannte ich im nächsten Moment nur Schemen von Personen vor mir. Zumindest dachte ich, dass es nur Schemen von Personen waren.

Ich fühlte mich wie in einer Pathologie. Ich war nichts weiter als eine leblose Leiche die auf dem kalten und harten Obduktionstisch lag und mit starren Blick nach oben schaute. Über mir erkannte ich zwei Personen, Umrisse von Menschen die nur durch ihre hell leuchtenden, einmal grünen und einmal gelben, Augen hervorstachen. Die eine Stimme war deutlich weiblicher Natur, die andere hätte ich männlich genannt, wenn sie nicht etwas verwirrendes an sich hätte. Sie klang, als würde ein Mensch sprechen, der seit Jahren in Abgeschiedenheit gelebt und somit nie gesprochen hat, gleichermaßen wahnsinnig wie freudig. Die Weibliche begann das Gespräch und wirkte entzückt.

Er hört uns, sieht du? Seine Augen zucken, sein Mund ist offen, als wollte er sprechen, aber er kann es nicht. Zu gerne würde ich wissen, was er in diesem Moment denkt, aber leider ist das ja dir vorbehalten, mein Freund.

Jaja! Mir ist es vorbehalten. Und er versteht uns, er tut es! Das ist eine Chance, weißt du? Wie lange haben wir darauf gewartet? Nähren tut er uns und nähren wird uns uns noch mehr. Gib ihm ein bisschen Zeit. Wenn ich es richtig gesehen habe, dann hat er bereits in die Zukunft geblickt. Und er hat SIE gesehen!

Ach, wie hübsch. Aber sie ist und bleibt fort. Außerdem haben wir wichtigeres zu tun. Unser Schicksal und das vieler Anderer ist endlich wieder in unserer Hand. Wir können es retten, nach all den Jahren.

Du verstehst nicht! Ich werde SIE wieder sehen. Darauf warte ich. Ich bin auch da gewesen, er war da, deswegen war ich auch da. Und da er bei IHR war werde ich auch bei IHR sein. Es wird alles wieder gut werden. Gut wie früher! Wir lange haben wir nur darauf gewartet...

Jahre haben wir gewartet, das sagte ich bereits. Jahrzehnte, ach was, unsere Welt ist Jahrhunderte entfernt! Nur möchte er nichts machen. Er ist faul und müßig. Es wird ihm zum Verhängnis werden.

Er will nichts tun? Nein, nein! Er muss! Was soll sonst werden? Er muss helfen, ich habe es gesehen. Er hat es gesehen. Und auch die Deutung hat er bereits bekommen. Er muss es nur verstehen. Feuer und Eis. Geist, Schatten und Sucher. Dunkelheit...

Aber wir verstehen es doch selbst nicht. Was sollen wir tun, auch wenn er uns jetzt versteht? Er kann es nicht gewinnen, er wird versagen und untergehen. Er wird diese Welt verlassen und sein Leben wird vergehn. Das ist vorherbestimmt. Du hast es gesehen. Er kann es nicht schaffen. Aber es gibt die Möglichkeit...

...die Möglicheit der Hilfe! Ja, Hilfe. "Niemals allein", hieß es. Er braucht sie. Er muss zu ihnen gehen, wenn er es schaffen will. Alleine wird er sterben. Nicht allein kann er es schaffen. Feuer und Eis kommen zu ihm. Schatten und Geist muss er finden. Dann kann er in die Dunkelheit gelangen... und alles retten!

Da haben wir es. Jetzt müssten wir nur wissen, was das alles bedeuten mag. Du hast wirklich nichts gesehen?

Nein... doch! Er hat es gesehen. Hilfe hat er gesehen. Hilfe in Form von Freunden.

Und er hat sie verspottet. Na dann. Jetzt weiß er was zu tun ist. Oder stimmt es nicht? Du weißt was du tun musst.

Die Gestalten beugten sich über mich und öffneten ihre Münder. Tausend spitze Zähne füllten sie aus und langsam senkten sie sich auf mich herab. Ihr speichel tropfte auf mein Gesicht und langsam bewegte es sich über meine Wange.

ChroniclesWhere stories live. Discover now