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Ich strecke meine Hand nach ihr aus, um ihr zu helfen von der Bank aufzustehen.

Sie lächelt erfreut, aber drückt mir ihre kleine Handtasche in meine Hand.

Ich schaue etwas verwirrt, doch das fällt ihr wohl nicht auf.

Sie hat meine Geste wohl nicht ganz richtig verstanden.

"Danke, dass du meine Tasche so bereitwillig für mich tragen möchtest", sagt sie noch während sie dann von selbst aufsteht, "andere Jungs packen einfach meinen Arm oder meine Hand und wollen mir beim aufstehen helfen. Was bin ich, eine alte Oma?", fragt sie mit beleidigter Stimme.

Ich gebe ein langgezogenes "Waaas" von mir und grinse dabei etwas schälmisch.

Auch das fällt ihr nicht richtig auf, sie muss sich gerade noch etwas schminken,

naja, besser so, mein Gesichtsausdruck eben sah bestimmt echt komisch aus.

-Ich kann's nicht lassen

"Das gibt's doch nicht.. was sind das bloß für Jungs", muss ich ja noch unbedingt hinzufügen und dabei auch noch etwas rot werden.

"Verstehe schon", sie kichert, "meine Tasche darfst du trotzdem tragen", währenddessen steckt sie ihr Puder-Make-Up in die kleine Tasche, die ich noch in meinen Händen halte und gibt mir einen Kuss auf die Wange während sie den Reißverschluss zuzieht.

Ihr Kuss brennt auf meiner Wange.

Ich weiß nicht was ich tun soll, was ich sagen soll oder wie ich reagieren soll.

Es war nur die Wange.

Es war bestimmt nur freundschaftlich gemeint.

Mikes Küsse haben nie gebrannt, sie waren immer zart und alles in mir hat gekribbelt,

das perfekte Gefühl einfach.

Mike hat mich immer auf die Wange geküsst, wir waren zwar nicht richtig zusammen und wussten auch nicht das wir schwul sind, eigentlich war Mike sich sogar immer sehr sicher hetero zu sein, aber es war trotzdem nicht unnormales oder komischen. Es war für uns eine Geste der Freundschaft, so zu sagen. Wir haben auch immer zusammen in einem Bett geschlafen wenn wir bei einander übernachtet haben. Anfangs stellten uns unsere Eltern immer das Gästebett auf, aber wenn wir am Morgen aufwachten lagen wir immer zusammen in einem Bett und hatten uns in den Armen. Irgendwann haben unsere Eltern, ohne dass wir sie darauf hingewiesen haben, oder sie uns gefragt haben, einfach das Gästebett immer weggelassen. Alles das, seid dem Kindergarten und wir hatten nicht aufgehört, selbst als wir Teenager waren. Irgendwann verspürte ich ein gewisses Gefühl für Mike, ich wollte einmal seine Lippen fühlen, und ihm zeigen... Dass ich ihn liebe... Ich hatte mich in Mike verliebt, ich war mir Sicher. Irgendwann als ich ihm dann die Frage stellte warum er mich eigentlich immer auf die Wange küsste, erwartete ich natürlich als Antwort sowas wie "Na weil ich dich liebe", aber er stellte als Antwort bloß die Frage "Ich dachte das macht man unter Freunden" und lachte ein wenig. Doch ich traute mich ihm zu sagen das ich ihn liebte und irgendwann war auch er sich sicher... Er liebte mich auch.

"Kommst du?", reißt sie mich plötzlich aus diesen Gedanken.

Sie steht schon ein paar Meter vor mir, hat sich extra zu mir gedreht und sieht schon ganz ungeduldig aus. "Träumst du gerade?", sie lacht. "Ich verstehe schon"

Da war sie wieder! Ihre Stimme, ihre verführerische Stimme!

Ich mag diese Stimme nicht.

Sie kommt auf mich zu.

"Eigentlich wollte ich dich in den Park locken, dort ist es so schön..."

Es geht weiter, diese Stimme macht mir Angst.

"...aber wenn du willst bleiben wir einfach hier, wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben und dann mache ich es hier".

Was meint sie damit...

Sie drückt ihre Lippen plötzlich auf meine.

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Mike & Milian | (abg.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt