20 - Mason

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Leidend betrachte ich Noah, der wie ein Häufchen Elend auf dem Bett sitzt und zittert wie Espenlaub. Auch sieht es so aus, als würde er gleich wieder weinen. »Tut mir Leid.«, flüstere ich und stehe auf, bevor ich zu seinem Schrank laufe und ihm einen frischen Hoodie heraushole. »Hier, zieh' dich um. Ich gehe so lange zu deiner Mutter.«, sage ich und drücke ihm den Pulli in die Hand.

»Er hat wieder gespuckt.«, erzähle ich ihr. Gestresst fährt sie sich durch das Gesicht und nickt dann. »Dann hol' ihn und wir fahren ins Krankenhaus.«, bestimmt sie und ich laufe wieder hoch.

Ich finde einen vollkommen erschöpften Noah vor, der auf seinem Bett liegt und jeden Moment ohnmächtig zu werden droht. Überfordert sehe ich ihn an. Wir müssen uns wirklich beeilen. »Komm'.«, flüstere ich und helfe ihm auf. Panisch krallt er sich an mir fest, um nicht umzufallen. Seufzend stütze ich ihn, während wir zum Auto laufen.

In der Notaufnahme werden wir gebeten, noch einen Augenblick zu warten. Wir setzen uns auf die Stühle, die hier auf dem Gang stehen. Sanft ziehe ich Noah auf meinen Schoß. Er lehnt sich sofort an mich und schließt müde seine Augen. Ich kraule ihm beruhigend durch die Haare, da er schon wieder zu zittern beginnt. »Noah Williams.«, ruft ein Arzt und wir stehen auf, ehe wir ihm folgen.

In dem Behandlungszimmer angekommen setze ich Noah auf der Liege ab und setze mich neben ihn. »Was hat er denn?«, fragt der Arzt. »Wir waren vor ein paar Tagen beim Arzt, der meinte, Noah habe eine heftige Grippe. Aber alles, was der Junge zu sich nimmt, kommt direkt wieder raus.«, erklärt seine Mutter die Lage. Der Arzt nickt und tippt etwas in seinen Computer ein. »Was für Medikamente nimmt er denn?«, fragt er weiter, worauf Noah's Mutter ihm eine Tablettenpackung hinhält. Er nickt und kommt dann auf uns beide zu. Noah verkrampft sich, lässt den Arzt aber seinen Job machen.

»Noah hat einen starken grippalen Infekt, deshalb wirken diese Medikamente auch nicht. Die sind eigentlich für starke Erkältungen ausgelegt. Da er aber schon einen beachtlichen Mangel an Flüssigkeit zu haben scheint, behalten wir ihn vorerst hier und hängen ihn an den Tropf.«, meint der Arzt, worauf sich Noah schmerzhaft in meinen Oberschenkel krallt. Ich nehme sanft seine Hand dort weg und er klammert sich an diese.

Der Arzt verabschiedet sich von uns und meint, dass eine Schwester den Zugang legen wird. Diese kommt wenig später auch zu uns und begrüßt uns freundlich. Schnell hat sie alle Utensilien beisammen, mit denen sie sich neben die Liege setzt. »Kannst du dich bitte hinlegen?«, fragt sie Noah freundlich. Er legt sich hin, klammert sich aber verzweifelt an meine Hand. Wortlos lässt er alles über sich ergehen, zerquetscht meine Hand aber förmlich.

Nach einer guten Stunde sind wir fertig und Noah liegt in seinem Zimmer, zusammen mit einem jüngeren Mädchen, die aber gerade schläft. Noah liegt kaputt im Bett, während die Kochsalzlösung durch den Schlauch in seine Hand und in seinen Blutkreislauf gelangt. »Schlaf' Noah. Ich geh' jetzt nach Hause und komm' aber nach der Schule morgen wieder. Dann geht's dir hoffentlich besser.«, flüstere ich und streiche ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

Er ist so hübsch.

Cancer [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt