9 - Noah

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Kritisch beobachte ich Mason dabei, wie er in die Küche läuft. Er macht so einen nachdenklich Eindruck. Nur wird er mir wohl kaum bereits so sehr vertrauen, dass er mir erzählt, was in seinem Kopf vorgeht.
»Das schmeckt gut.«, nuschelt Mason, worauf ich meinen Kopf zu ihm drehe. »Ey, das war mein Frühstück.«, beschwere ich mich und lasse mich an den Esstisch fallen, Mason setzt sich mir gegenüber. »Ganz genau, war.«, meint er und beißt ein weiteres Mal ab. »Dann gib' mir wenigstens was ab.«, jammere ich. Grinsend schüttelt er den Kopf, worauf ich nur genervt stöhne und aufstehe. Am Morgen kann man mit mir wirklich keinen Spaß haben.

Ich gehe in mein Zimmer und packe schlecht gelaunt meinen Rucksack für die Schule. Nach kurzer Zeit höre ich Schritte im Flur. »Noah?«, fragt Mason unsicher. »Was?«, keife ich und stopfe mein Mäppchen in den Rucksack. »Bist du echt sauer auf mich?«, fragt er leise. Ich drehe mich zu ihm. Wie ein begossener Pudel steht er im Türrahmen. »Nein.«, seufze ich. Wenn er so süß aussieht, kann ich ihm gar nicht böse sein.
Ein weiterer Seufzer verlässt meine Lippen. Warum denke ich sowas?

Plötzlich taucht seine Hand direkt vor meinem Gesicht auf, mit der Hälfte vom Sandwich. Aus Reflex will ich zurückgehen, allerdings steht er dort, sodass ich nicht wirklich weit komme. Mein Herz beginnt zu rasen und meine Handflächen werden schwitzig. Warum macht mich seine Nähe so nervös?

Mit zitternder Hand nehme ich ihm das Sandwich ab und ärgere mich in diesem Moment unheimlich über meine Nervosität. »Alles okay bei dir?«, fragt Mason besorgt nach, als er meine zitternden Hände bemerkt. Ich nicke schnell und flüchte aus meinem Zimmer in die Küche, unter dem Vorwand, ich bräuchte noch was zu trinken. Das stimmt sogar.

Seit diesem Vorfall haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Irgendwie ist es mir unangenehm, dass mein Körper so auf seine Nähe reagiert. Schweigend laufen wir den Weg zu meiner Bushaltestelle. »Diese Gegend hier ist ziemlich ruhig und schön.«, beginnt er ein Gespräch. Ich schaue ihn ungläubig an, bevor ich schweigend weiterlaufe. »Willst du jetzt nie wieder mit mir sprechen, weil du so nervös geworden bist?«, fragt er lachend. Mit roten Wangen sehe ich ihn an. »Du hast es gemerkt?!«, stelle ich mehr fest, als ich frage. »Natürlich. Man hat ziemlich deutlich gesehen, dass du nichts anderes wolltest, als ganz weit weg zu rennen.«, grinst er. Beschämt senke ich meinen Kopf und richte meinen Blick somit auf den Boden.

Seufzend hält mich Mason an der Schulter fest und dreht mich zu sich. Vorsichtig hebe ich meinen Blick wieder und schaue ihm in die Augen. »Hey Noah, das muss dir echt nicht peinlich sein. Ich finde es eher süß.«, meint er ernst, lacht aber am Ende.
Ich fühle, schon wieder, wie meine Wangen heiß werden. Ich löse mich aus seinem Griff und laufe einfach weiter. Mason folgt mir lachend.

Am Schultor trennen sich unsere Weg leider, da er in die Sporthalle muss und ich Geschichte habe. »Sehen wir uns in der Pause?«, frage ich hoffnungsvoll. Allerdings merke ich, wie unheimlich dumm das klingen muss. »Klar.«, meint er und kommt auf mich zu. Sanft schließt er mich in seine Arme. Kurz halte ich erschrocken die Luft an, erwidere die Umarmung aber. Er riecht so unglaublich gut.

Viel zu schnell löst er sich wieder und setzt seinen Weg zur Sporthalle fort, so wie ich meinen zum Schulgebäude fortsetze.

Cancer [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt