Das Gefühl allein zu sein

1.6K 71 13
                                    

Amely

Es sind jetzt vier Tage vergangen. Morgen musste ich wieder zur Arbeit und ich hatte echt keine Ahnung was ich in der Zeit mit Niall anstellen sollte. Er gab mir so gut es geht Nachhilfe was seine Band anging und gab vor mir immer den hoffnungsvollen jungen Mann.

Sobald er allerdings alleine und unbeobachtet war, trat bei ihm die Trauer wieder hervor. Der Blonde trauerte um sich selbst und gab sich selbst die Schuld an seinen eigenen Tod. Das tat weh. Auch wenn ich ihn so gut wie gar nicht kenne. Es zerbrach einen das Herz, wenn er wieder einmal Nachts am Fenster saß und stumm Tränen über seine Wangen liefen. Niall brauchte nicht schlafen, nicht essen. Nichtmal seine Kleidung wurde dreckig oder muffig. Er war in der Ewigkeit gefangen und nur ich konnte ihn daraus befreien...

Mam hatte mich noch darüber aufgeklärt das mein Fall nicht selten in unserer Familie war. Seit Generationen konnten wir Geister sehen, hören oder ihre Anwesendheit spüren. Es kam allerdings auch immer darauf an, was für eine Augenfarbe man hatte.

Meine waren grün, das heißt ich kann nur Geister, oder eben verlorene Seelen sehen, wie Niall einer ist. Gut, liebevoll und noch nicht dazu bestimmt gestorben zu sein. Meine Mom hat blaue Augen. Sie kann die Seelen hören und spüren. Egal ob gut oder böse. Böse Geister, waren nicht direkt böse. Es waren die Geister die zurecht gestorben waren, damit jedoch noch nicht abgeschlossen hatten. Sie wurden von Leuten, wie meine Grandma gesehen. Von Leuten mit braunen Augen.

Leicht verwirrend, ich weiß. Bis vor vier Tagen hatte ich auch noch nicht daran geglaubt. Und nun helfe ich einem blonden Iren wieder lebendig zu werden.

,,Was machen wir morgen?", fragte Niall als wir am Abend auf der Couch saßen und einen Film schauten. ,,Ich muss zur Arbeit", sagte ich schlicht und stopfte mir einen Gummibär in den Mund. ,,Wo arbeitest du denn?", fragte er wieder und starrte dabei auf die Tüte in meiner Hand. ,,Bei Starbucks. In der Oxfordstreet"

Plötzlich schepperte es und Niall saß nicht mehr neben mir. Sondern stand bei meiner Stehlampe. Wie ich sein Teleportier-Ding doch hasste. Manchmal tat er das extra um mich nur zu ärgen, doch diesmal scheint es nicht der Fall zu sein. ,,Jetzt weiß ich warum du mir so bekannt vorkamst!", rief er und saß mitmal direkt vor mir.

,,Das ist der Lieblingsstarbucks von uns!" Damit meinte er sich und seine Freunde. ,,Ich hab dich aber nie gesehen", sagte ich verblüfft und der Blonde fing an zu grinsen. ,,Wir haben uns ja auch immer verkleidet. Wenn wir so wie wir sind bei euch rein gegangen wären, wären wir nicht bis zur Theke gekommen. Welcher ist morgen?" - ,,Der 18.1. Warum" - ,,Morgen ist Montag oder?", fragte Niall wieder. Er hatte den Zeitrhytmus echt verloren in den letzten drei Wochen. Ich nickte nur zur antwort und schon strahlte er mich an.

,,Wenn sie sich dran halten, werden sie morgen da sein! Ich werd sie dir zeigen. Da fällt mir ein. Harry fand dich schon immer ganz toll", jubelte der 20-Jährige und sah in diesen Moment einfach nur happy aus. Ich weiß nicht warum, aber es erwärmte mein Herz.

,,War Harry nicht der Aufreißer?!", fragte ich dann und unterbrach den Sänger bei seinem Jubeltanz. ,,Ja! Du hast mir ja echt zugehört. Da gibts gleich nen kleinen Test! Wie heißen die anderen drei?" Ganz eindeutig, er war grad zu gut gelaunt. Nicht das mir der trauernde Niall lieber war, der glückliche Niall war einfach nur wie ein unberechenbrares Kind. ,,Ähm. Waren das nicht Louis, Liam und.. ähm Zaaayn?", antwortete ich, letzteres eher als Frage da ich mir nicht wirklich sicher war. ,,Ja! Richtig und wie alt sind sie?" - ,,Also einer war 19!", sagte ich stolz und grinste. Ich hatte es nicht so mit Zahlen merken. ,,Genau, das ist Harry", grinste der Blonde und setzte sich wieder hin. ,,Ähm einer, ich glaub Liam, war wie du 20?", fragte ich und er nickte als antwort. ,,Okay... äh Louis hat an Heillig Abend Geburtstag! Und Zayn letzte Woche", sagte ich und zog dabei die Augenbrauen nach Oben. ,,Korreckt und wie alt sind die beiden?" - ,,Öhm Louis 22? Zayn... ähh 20?", hackte ich nach und Niall fing leicht an zu lachen. ,,Zayn ist jetzt 21. Aber war doch schon ganz gut" - ,,Ganz gut?! Ich hatte nur einen Fehler!", rief ich empört und fing dabei an zu lachen. ,,Du hast dich ja aber eher durch gefragt", erwiederte der Ire und grinste. ,,Ich wollte nur sichergehen das es stimmt", gab ich frech zurück und warf mit ein paar Gummibärchen nach ihm.

Es war schon leicht Gruselig. Wenn ich was nach ihm werfe prallt es an ihm ab und wenn ich ihn schubse knallt er gegen die Wand. Hab ich meine Finge allerdings nicht im Spiel kann er sogar durch Wände gehen. Da will ich gar nicht wissen was er macht wenn ich schlafe oder am Duschen bin.

Apropo schlafen. Es war schon halb 11pm und ich muss morgen wirklich früh raus. ,,Ich geh dann mal ins Bett", sagte ich Niall von daher und schon verschwand sein lächeln. ,,Okay", murmelte er und ließ sein Kopf hängen. Jetzt war er wieder traurig und das konnte ich echt nicht leiden. Von daher faste ich an sein Kinn und zog es hoch so das er mir in die Augen gucken musste. ,,Brauchst du irgendwas womit du dich ablenken kannst?", fragte ich und es schien als würde er überlegen. ,,Du hast nicht zufällig eine Gitarre und etwas zu schreiben da?", fragte Niall dann und ich lächelte leicht. ,,Hast du ein Glück das meine Mom wollte das ich ein Instrument lerne. Zufällig hab ich eine Gitarre da. Ich hol sie schnell", rief ich grinsend als ich sah wie der Blonde wieder lächelte.

,,Hier! Aber pass auf mein Baby auf!", warnte ich ihn grinsend und gab ihn meine Gitarre plus Block und einen Kulli. ,,Danke. Dann weiß ich was ich jetzt mache. Nur weil ich tot bin heißt es nicht, dass ich keine Lieder mehr schreiben kann", sagte er als er das Instrument vorsichtig in die Hand nahm. ,,Keine Sorge. Ich denk mal du kannst es anfassen wenn du daran denkst das es mir gehört", versicherte ich ihn, schließlich hatte Niall mir schon öfter ein Glas her gebracht. ,,Ich geh dann jetzt mal hoch. Wenn es dir nichts aus machst, könntest du mich um 8am wecken? Auf mein Wecker ist nicht immer verlass", fragte ich im gehen und drehte mich an der Tür zu ihm um auf seine Antwort zu warten. ,,Klar. Ich bin sowieso wach. Bin ich gleich mal der Wecker", grinste der 20-Jährige mich an und setze zu ein paar Akkorden an. Kopfschüttelnd ging ich zu meinem Schlafzimmer und hörte noch ein leises ,,Gute Nacht" von Niall...

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, das es grade halb 4am war. Ganz leise hörte ich die Gitarrentöne aus dem Wohnzimmer. Doch nicht nur das. Niall sang leise dazu, seine Stimme klang allerdings sehr brüchig. Ich stieg also aus meinem Bett und machte mich auf den Weg zu dem Blonden.

,,Right now
I wish you were here with me
'Cause right now
Everything is new to me
You now I can't fight the feeling
And every night, I'm feeling
Right now
I wish you were here with me"

,sang der Ire und es war wirklich unglaublich. ,,Das hört sich sehr schön an", sagte ich leise um ihn nicht zu erschrecken. Niall saß mit dem Rücken zu mir am Fenster, trotzdem wusste ich genau das er am weinen war. Er schniefte einmal kurz und drehte sich dann zu mir. ,,Du hilfst mir doch wirklich oder?", fragte der Blonde und began im nächsten Moment heftig zu schluchtzen. Sofort lief ich zu ihm und umarmte ihn. ,,Natürlich helf ich dir! Warum sollte ich das denn nicht tun?", flüsterte ich verwundert. Er war nicht mehr so kalt wie sonst immer. Zwar nicht auf Körpertemperatur, aber er war wärmer geworden...

,,Ich h-hab Angst", stotterte Niall, was mich verwirrte. ,,Was wenn es nicht klappt? Was wenn ich immer so bleiben muss? Ich... ich fühl mich so leer. So... so alleine", weinte er und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. ,,Heey. Shh. Du bist nicht alleine, okay? Ich bin doch da", versuchte ich ihn aufzubauen. ,,A-aber nicht N-nachts. Wenns dunkel i-ist. Da-das errinnert mich im-immer an den U-unfall", schluchzte Niall, dabei klammerte er sich richtig an mir fest. So als ob ich grade sein Fels am Wasserfall wäre und er versucht diesen nicht runter zu fallen.

Seine Worte wurden mir auch erst jetzt richtig bewusst. Natürlich hatte er angst! Er ist mitten in der Nacht, bei eiseskälte gestorben. ,,Wie wärs wenn du mit auf mein Zimmer kommst? Ich leg mich wieder schlafen und wenn was ist dann weck mich einfach, okay?" Ich wartete seine Antwort gar nicht erst ab, sondern zog ihn gleich mit.

In meinem Zimmer angekommen, löste Niall sich von mir und sah sich um. ,,Das i-ist wirklich schön hier", murmelte er und ließ sich auf einem kleinen Sessel in der Ecke nieder. Ich schlüpfte währendessen wieder unter meine Decke und sagte dann: ,,Du kannst dich auch neben mir legen. Ich hab da kein Problem mit" Als ich sprach, lächelte der Ire leicht und zögerte auch nicht lange um sich neben mir hin zu legen. Mein Bett war mit der Größe von 1.20x2m nicht grade groß, doch es passte trotzdem. Lächelnd kuschelte ich mich ein und ehe ich weg dämmerte hörte ich Niall leise flüstern: ,,Danke... für alles"

Help me. Please! || N.H. {#TheEloquenceAward2019}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt