Ungewohnte Begegnungen

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Amely

*Klopf*,,Amy!" *Klopf* ,,Mach diese.." *Klopf* ,,..verdammte.." *Klopf* ,,..Tür auf!", brüllte Kate schon seid gefühlt zehn Minuten und missbrauchte dabei meine Wohnungstür. Warum wohnte sie nur ein Stockwerk über mir?! Achja, sie hatte hier als erstes gewohnt. So musste ich mir das wohl noch öfter anhören. Wahrscheinlich machte sie sich nur sorgen. Oder Mom hatte sie angerufen, damit sie nachsieht ob ich noch Lebe. Okay, wirklich leben tu ich zurzeit nicht. Hin vegetieren trifft es wohl eher. Schließlich hatte ich noch Urlaub, dieser würde auch noch bis nächste Woche gehen. Bis dahin hatte ich eigentlich vor keinen Schritt nach draußen zu wagen. Zwei Wochen hatte es geklappt. Jetzt war der 14. Januar und ich hab seid dem ersten nicht mehr dieses Haus verlassen. Noch nicht mal bei Granie's Beerdigung war ich. Klingt jetzt egoistisch nicht auf der Beerdigung der eigenen geliebten Großmutter auf zu tauchen. Doch ich konnte einfach nicht. Ich hätte den Tag nicht überlebt..

,,AMELY JANE CARTER! Mach jetzt diese verf*ckte Tür auf oder ich hol Stan!", drohte mir meine einzigste Freundin. Stan war der kleiderschrankartige Vermieter-Schrägstrich-Hausmeister hier und hatte leider einen Schlüssel. Da ich nun keine Lust hatte ihm zu erklären warum ich denn die Tür nicht öffnen würde, stand ich stöhnend von meiner Couch auf und bewegte mich richtung Wohnungstür. Als ich diese geöffnet hatte überlegte ich mir was jetzt in Kate's Kopf vergehen musste. Entweder sie war erstaunt darüber das ich doch die Tür geöffnet hatte oder sie ist total erleichtert, das ich noch nicht mit einer Klinge in der Hand in meiner viel zu kleinen Badewanne lag, natürlich mit aufgeschnittenen Pulsadern. Ihrer Reaktion zu folge, lief es eher auf zweiteres hinaus, denn keine zwei Sekunden später warf sie sich um meinen Hals. ,,Warum. Zum. Teufel. Meldest. Du. Dich. Nicht?!", brachte sie in einer Mischung aus erleichterung und wut heraus. ,,Ich hab... nachgedacht" - ,,NACHGEDACHT?! Willst du mich verarschen? Du kannst doch nicht zwei Wochen am Stück nachdenken. Weißt wie viel Sorgen Bree sich macht?!" Bree war meine Mutter. Ich fand ihren Namen schon immer wunderschön und danke Granie dafür sie so genannt zu haben. Als ich jedoch hörte was Kate mir sagte bekam ich ein schlechtes gewissen. ,,Ich..", fing ich leise an doch wurde von der Brünetten unterbrochen. ,,Deine Granie hast du auch noch nicht besucht" - ,,Ich weiß", brachte ich leise hervor damit meine Stimme nicht wieder abbrach. ,,Wir können ja zusammen hingehen und danach zu deiner Mom. Okay?", fragte die 19-Jährige vorsichtig und ich nickte. Ich fühlte mich plötzlich eingeengt und musste dringend aus meiner 3-Zimmer Wohnung raus. ,,Dann mach dich eben ein bisschen Frisch und zieh dir was anderes an. Für Jogginghose und T-Shirt ist es noch ein wenig zu kalt draußen", sagte Kate und schob mich zu meinem Schlafzimmer.

,,Weißt du, niemand macht dir Vorwürfe. Jeder hat seinen eigenen Weg damit umzugehen" Seitdem wir uns auf den Weg zum Friedhof gemacht haben sagt Kate mir die ganze Zeit das mein Handeln nicht schlecht war. Sondern ganz normal. ,,Ich hab mit Mr. Williams drüber geredet. Er kann es verstehen wenn du nächste Woche noch nicht wieder anfangen willst" Mr. Williams war unser Chef, denn auch die Brünette arbeitet bei Starbucks. Dort haben wir uns auch kennengelernt als ich damals angefangen hab. Erst war sie noch eine Kundin doch ein halbes Jahr später stand sie neben mir an der Theke. Nun gut, zurück zu Mr. Williams. Er ist geschätz mitte 30 und sehr verständnisvoll wenn es um die Familie geht. Denn er selber hatte mit seiner Frau schon zwei Kinder und das dritte ist bereits Unterwegs. ,,Nein, ich werd das wohl schaffen. Ablenkung tut gut", meinte ich dann und plötzlich blieb meine beste Freundin stehen. Wir waren angekommen, an Granie's Grab. Kate wollte grade etwas sagen als ihr Handy klingelte. Nach einem kurzen Blick aufs Display strahlte sie übers ganze Gesicht das hieß die Nachricht konnte nur von einem kommen. Mark. Ihr Freund. Sie wendete sich zu mir und machte den Mund auf, ich war allerdings schneller: ,,Geh schon. Ich schaff das alleine" Die Kleinere von uns beiden quikte einmal freudig auf und umarmte mich dann stürmisch. ,,Danke, danke. Aber meld dich wenn du bei Bree bist" - ,,Mach ich. Und jetzt geh!" Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und machte sich auf den Weg zurück währendessen ich mich wieder zum Grab wendete. ,,Hallo Granie", wisperte ich und just in diesem Moment fing es an zu schneien und ein leiser Wind fegte um meine Ohren.

,,...Und jetzt bin ich hier und schütte dir mein Herz aus", flüsterte ich und beendete meinen Vortrag. Nach einer Weile hatte ich mich, trotz der Kälte, ins nasse Gras gesetzt und erzählte ihr von den letzten zwei Wochen. Grade wollte ich anfangen ihr zu erzählen wie sehr ich sie vermisse, da hörte ich ein leises Schniefen. Verwirrt sah ich mich um doch sah niemanden. Als ich das Geräusch jedoch nochmal vernahm stand ich auf und fragte laut: ,,Hallo?! Ist hier jemand?" Ich bekam keine Antwort und auch sonst sah der Friedhof verlassen aus. Wieder hörte ich das Schniefen und beschloss dem Geräusch zu folgen. Es dauerte eine Weile bis ich in dem älteren Teil des Friedhofes ankam. Naja, älter kann man nicht sagen. Hier wurden immer noch Personen begraben. Er lag jedoch etwas abseits und sehr viele Leute kamen hier nicht vorbei. Noch einmal hörte ich das Schniefen und sah mich etwas genauer um. Der immer noch fallende Schnee erschwerte mir die Sicht und so kam es das ich den blonden Jungen fast übersah. Er saß auf einer Bank die genau gegenüber von einem Grad stand. Als ich näher kam sah ich was auf dem Grabstein stand:

Niall James Horan

geboren 13. September 1993

gestorben 27. Dezember 2013

Du bleibst für immer unser singender, lebensfroher Leprechaun

Mir stockte der Atem. Der Junge war nur 20 geworden und musste Ire gewesen sein. Der Blonde Kerl ist bestimmt ein Freund. Meine Aufmerksamkeit erregte er wieder durch einen tiefen Schluchtzer, wodurch ich sofort Mitleid verspürte. Ich ging also um die Bank herum und der nächste Schock traf mich. Der Junge saß dort nur auf T-Shirt! Es war weiß und es war etwas mit schwarzer Blockschrift drauf gedruckt. [i]Crazy Mofo[/i] stand dort. Ich setzte mich hin, legte meine Hand auf seine kalte Schulter und fragte gleichzeitig: ,,Ist alles Okay?" Der Kopf des Jungen schreckte hoch und seine strahlenden verweinten blauen Augen sahen mich entsetzt an. ,,Du kannst mich sehen?", fragte er leise und mit leichten irischen Akzent. ,,Klar, sonst würde ich dich ja nicht fragen wie es dir geht. Sag mal. Ist dir nicht kalt?", antwortete ich vorsichtig und beobachtete wie er den Kopf schüttelte. ,,Ich spüre schon lange nichts mehr" Leicht verwirrt über seine Worte stand ich auf und hielt ihn meine Hand hin. ,,Kom. Ich denke dein Freund hier wäre nicht sehr begeistert wenn du hier draußen erfrierst. Ich heiße Amely Carter, kannst mich aber Amy nennen" Ich weiß nicht was mit einem Mal mit mir los war und ich so offen mit ihm umging. Auch der Junge schien überrascht zu sein als er meine Hand mit seiner, ebenfalls eiskalten, ergriff und sich hochzog. Er ist nicht viel größer als ich und somit sah ich ohne probleme in seine mit Tränen verspielten Augen. ,,Und wo führst du mich hin?", fragte er wieder und ein Lächeln umspielte nun meine Lippen. ,,Das sag ich dir wenn ich weiß wie du heißt" - ,,Achja. Wo bleiben meine Manieren", sagte er leise, schniefte kurz, fuhr sich über sein Gesicht und seine Haare und wischte sich kurz seine Hände an seiner Jeans ab, ehe er mir seine rechte hinhielt. ,,Ich bin Niall. Niall Horan"..

Help me. Please! || N.H. {#TheEloquenceAward2019}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt