Kapitel 26

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Aiden

"Nein, nein, nein. Derek, ... sie kann nicht tot sein. Bitte."
Noch nie in seinem Leben hatte er solche Schmerzen verspürt. Sein Herz pochte wild in seiner Brust, wusste, dass es das Wertvolltste in seinem Leben verloren hatte. Das, was er fürs Überleben brauchte, war nun weg.

Und sein ganzer Körper schrie nach ihr. Schrie nach ihren wunderschönen Augen, ihren Berührungen, ihren zärtlichen Küssen. Doch ... er spürte sie nicht. Würde sie nie wieder spüren.

Nie ... Nie wieder.

"Ahhhh!", schrie er so laut er konnte. Schrie seinen Schmerz von sich, schrie ihn hinaus in die Welt, um nicht mehr zu fühlen. Um zu verdrängen. Um nicht wahr zu haben, was er verloren hatte. Nämlich seinen Lebensinhalt.

Der Schmerz erdrückte ihn, seine Kehle schnürte sich zu, sein Herz war kurz davor aus seiner Brust zu springen. Er hörte noch, wie Derek auf ihn einredete: "Aiden! Aiden! Du musst dich beruhigen."
Danach verlor er das Bewusstsein.

Eine Stunde später ...

Er öffnete die Augen. Sofort waren die Schmerzen zurück und er biss die Zähne zusammen. Er wollte sich aufsetzen, wollte sich bewegen, den Schmerz endlich von sich abschütteln. Doch er war noch immer gefesselt.
"Derek!", donnerte er und riss gewaltätig an seinen Fesseln, als er bemerkte, dass er nicht mehr im Operationssaal war.

Er blickte in einen weißen stirielen Raum. War er im Krankenhaus?
Er schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein, Derek würde ihn nie in ein menschliches Krankenhaus bringen. Durch ihre schnelle Heilfähigkeit würde ihre Spezies sofort auffliegen.

Doch darüber konnte er gerade nicht nachdenken. Er konnte nur an seine ... tote Gefährtin denken. An die leidenschaftlichen Nächte, die sie zusammen verbracht hatten. An ihr wunderschönes Lächeln, welches nur für ihn bestimmt war. Und ihre Augen ... die sein Herz und seine Seele als einzige berühren konnten.

Er schloss die Augen, Tränen liefen an der Seite auf seinen Kissenbezug, als er an die Nacht dachte, als Alec geboren wurde.

Sie hatten einen Kaiserschnitt gemacht und Ivy war danach noch einige Tage angeschlagen, doch sie ließ es sich nicht nehmen nach der Geburt ihren Sohn in die Arme zu nehmen. Als er die beiden so gesehen hatte .. Seine Gefährtin total verschwitzt, mit verwuscheltem Haar und ein Lächeln auf dem Gesicht, während sie ihren schreienden Sohn zum ersten Mal gesehen hatte ... noch nie im Leben hatte er so etwas Schönes gesehen. Das Glück was er gespürt hatte ... das würde ihn niemand mehr nehmen können. Und ein Teil von Ivy würde für immer in Alec weiter leben. Wenn er in seine moosgrünen Augen sah ... sah er auch Ivys. 

Plötzlich wurde er am Arm berührt und er zischte schmerzlich auf, weil er zurzeit keine Berührungen ertragen konnte. Er öffnete die Augen und sah Derek, wie er sich über ihn beugte. "Mach mich los, Derek! Sofort, verdammt nochmal!", fluchte er und zerrte vielsagend an den Fesseln.

Zögerlich entgegnete er: "Noch nicht, Aiden."
"Warum zum -...", setzte er wütend an, doch Derek deutete auf die andere Seite von Aidens Bett und ließ ihn inne halten. Er drehte seinen Kopf und hielt die Luft an. Ivy! Sie lag neben ihm!

Jede Zelle seines Körper schrie danach sie zu berühren. Sein Wolf zerrte an seiner Oberfläche, wollte seine Gefährtin ebenso berühren.

"Was...?", fragte er verwirrt, während er seinen Blick nicht von seiner bewegungslosen Gefährtin lassen konnte.

Derek lieferte ihm eine Erklärung: "Ich wollte es dir vorhin schon erklären, aber du bist ausgerastet. Ivy lebt. Aber sie ..."
"Was aber?", fauchte Aiden und er spürte, wie die Adern an seinem Hals hervor traten.
"Ganz ruhig, sie wird wieder gesund, aber ..."

Aiden hörte nicht mehr zu, das Wichtigste war, dass sie überleben würde. Ivy lebte! Und er würde den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Er lächelte, auch wenn ihn der Schmerz schnell wieder das Lächeln vom Gesicht wischte.

"Aiden, du darfst dich nicht zu sehr anstrengen. Es könnte dich umbringen.", trat Derek besorgt näher. "Warum habe ich solche Schmerzen?", keuchte er, als sie schlimmer wurden.
Derek seufzte, bevor er endlich mit der Sprache raus rückte: "Ivy wird zwar wieder gesund, aber sie ist gestorben, als sie dich rettete."
"Was?" Aiden konnte nicht glauben, was er hörte. Er blickte zu seiner Gefährtin, die sich noch immer nicht bewegt hatte.
"Wie?", wollte er wissen.
"Sie wollte zu dir, als du ohnmächtig warst. Doch einer von Snows Wölfen hat sie kalt von hinten erwischt. Nathans Leute konnten euch beide in die Krankenstation bringen, doch es stand schlecht um dich. Du warst am Verbluten. Also hat sie ..."
"Sie hat was?", keuchte er, als Derek nicht weiter sprach.

Widerwillig antwortete er: "Sie hat sich geweigert von deiner Seite zu weichen. Sie hat dir ihr Blut gegeben, genauso wie ich Sofia mein Blut gegeben hatte. Sie ..." Er seufzte.
"Du brauchtest so viel Blut und sie hat sich geweigert von dir zu lassen, bis du genug hattest um zu überleben. Dadurch hatte sich aber ihr eigener Zustand rapide verschlechtert."

Er fuhr sich durchs Haar und es schien, als wäre er in Gedanken. "Ich habe sie 15 Minuten wiederbelebt. Dann ... wir hatten die Hoffnung schon verloren, Aiden. Doch plötzlich hatte sie wieder einen Herzschlag. Sie war wieder zurück und wir konnten ihre Wunden flicken."

"Mein Gott.", flüsterte Aiden. Wieso hatte er ihr das angetan? Wieso hatte sie ihn nicht sterben lassen, um selbst zu überleben?

Seine Tränen hörten nicht auf. Er war dazu bestimmt sie zu beschützen, doch bis jetzt hatte Ivy ihn immer gerettet. Sowohl seine Seele, als auch sein Leben.

Wieder sah er zu ihr. "Hat sie die gleichen Schmerzen, wie ich?", wollte er wissen. Derek nickte. "Durch ihren Tod ist euer Band zerstört worden. Ihr beide fühlt euch jetzt, als hättet ihr eure andere Hälfte verloren. Sie ist ebenfalls ohnmächtig geworden und noch nicht wieder aufgewacht."

Aiden nickte und Galle stieg in seiner Kehle auf. Er wollte nicht, dass Ivy noch mehr litt. "Ich will zu ihr.", befahl er und zerrte erneut an den Fesseln.

"Ich weiß nicht, ob- ..."
"Derek! Jetzt! Ich werde unser Band wieder vervollständigen. Ich will sie wieder spüren können. Und Ivy soll spüren, dass ich da bin. Sie soll meine unbändige Liebe für sie spüren.", flüsterte er.

Kurz darauf wurde sein Bett verschoben und er konnte seine Gefährtin näher betrachten. Sie sah blass aus, jedoch konnte ihrer Schönheit nichts anhaben.

"Mach meine Fesseln los.", befahl Aiden und Derek folgte seinen Anweisungen. Sobald er seine Arme wieder bewegen konnte, beugte er sich keuchend über sie und strich ihr zärtlich einer ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht.
"Ich liebe dich, mein Herz. Und bald wirst du meine Liebe wieder spüren.", flüsterte er liebevoll.

Er kratzte sich eine Vene an seinem Hals auf und drückte die offene Wunde gegen ihren Mund. Sie schluckte nicht von selbst, also öffnete er ihren wunderschönen Mund mit seinem Daumen. Nach ein paar Sekunden hörte er sie schlucken und Aiden seufzte erfreut.

Als er sich zurück bewegte, war er enttäuscht, dass ihre Augen noch immer geschlossen waren. 

Die gleiche kleine Wunde fügte er Ivy zu und leckte ein paar Bluttropfen von ihrer weichen Haut. Er wollte ihr nicht noch mehr Blut nehmen und für das Ritual reichte es.

Aiden küsste noch einmal ihre Wunde, bevor er sich von ihrem verführerischen Hals abwandte.
Zwei moosgrüne Augen sahen ihn. "Aiden.", krächzte sie und er hatte sich noch nie so sehr gefreut, seinen Namen zu hören.
"Mein Herz.", flüsterte er lächend und kostete ihre weichen Lippen.

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Tut mir leid für die ganzen "Fast-tot-Momente" 😅🙊 

Falls ich vor Weihnachten/Silvester nicht mehr update (Ich hoffe, ich komme noch vorher dazu, weiter zu schreiben), wünsch ich euch Frohe Weihnachten und ein wunderschönes neues Jahr! 😘❤❤

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