Kapitel 6

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Ivy

"Lange werde ich das nicht aushalten.", hörte sie den Alpha gegen ihren Hals flüstern. Oh ja, sie spürte an ihrem Bauch eindeutig ... dass er angespannt war. Sie war ihm dankbar, dass er aufgehört hatte. Sie wusste, dass er sie mit Leichtigkeit zum Sex hätte zwingen können.

Und ob sie wirklich etwas dagegen gehabt hätte ... sie konnte es ehrlich nicht sagen. Ihr Körper war definitiv bereit dazu, sich Aiden hinzugeben, aber emotional konnte sie sich noch nicht auf ihn einlassen. Im Nachhinein würde sie es bloß bereuen.

Also begnügte sie ihren Körper damit, dass sie sich gegen seinen starken Körper presste und über seinen Kopf streichelte. Er hatte wunderbar weiches Haar. Aiden brummte unter ihrem Streicheln und sie lächelte, während sie darüber nach dachte, was in den letzten 24 Stunden alles passiert war.

Ihr ganzes Leben hatte sich von Grund auf geändert. In der einen Sekunde hatte sie noch Karten gespielt mit ihrer Mom und in der nächsten Sekunde wurde sie von einem Alpha entführt, der sie verwirrte wie noch nie jemand zuvor.

Doch Ivy hatte nicht vor, sich ihm zu beugen und ihm die Treue zu schwören. Jedenfalls jetzt noch nicht. Auch wenn sie Gefährten waren und durch die Anziehung die sie beide füreinander verspürten, war sie sich nun sicher, dass es so war, würde sie sich zuerst in ihn verlieben, bevor sie ihm die Treue schwor.

Die Anziehung von Seelenverwandten war nicht genug. Nicht genug für Ivy. Sie wollte mehr, sie wollte Liebe. Jemanden der sie liebte, weil sie sie war. Wegen ihrem Charakter, wegen ihrer Eigenarten. Aber sie wollte keine erzwungene Liebe.

Ivy bemerkte, dass Aidens Atemzüge regelmäßiger geworden waren und sie ließ ihre Hände auf seinem Kopf liegen. Noch immer kribbelten ihre Lippen von seinem Kuss. Schläfrig fielen ihr die Augen zu, in Gedanken noch immer bei seinem Kuss. 

Als sie wieder aufwachte, war Aiden verschwunden. Neben sich sah sie bloß ein paar wirre Decken liegen. Sofort verdrängte sie das Gefühl, dass in ihr hoch kommen wollte. Denn sie vermisste ihn. Und das konnte sie nicht zulassen, nicht so früh.

Also zog sie die Decke von sich und sah sich um. Sie sah nach draußen durch die Fensterfront. Sonnenstrahlen fielen auf die Baumspitzen und vermischten sich mit Nebel. Es war ein wunderschöner Anblick und Ivy hätte alles dafür getan, jetzt durch den Wald zu laufen.

Wehmütig wendete sie den Blick ab. Nicht weinen, Ivy. Du bist stark.

"Willst du Laufen gehen?" Erschrocken drehte sie sich um. Der Alpha stand mit einem halb geleerten Orangensaft in der Hand an die Treppe gelehnt da. Die andere hatte er in seine Hosentasche gesteckt. Poste er etwa für sie?, dachte Ivy amüsiert. Doch er sah verdammt gut aus, mit seinem perfekt geschnittenen blauen Hemd und seiner dunklen Jeans.

"Nein, ich habe keine Lust in den Nebel zu gehen.", log sie. Skeptisch sah er sie an, doch sie brach ihren Blickkontakt nicht ab. Zu ihrem Glück nickte er und setzte sich zu ihr auf die Couchlehne. "Was willst du heute machen, mein Herz?", fragte er und zu ihrem Beschämen wurde sie wieder rot. So hatte er sie gestern schon genannt.

"Das fragst du mich?", wunderte sie sich. Alphas waren doch bekannt dafür den Ton anzugeben, oder etwa nicht? Schief blickte er in ihre Augen. "Ich mache das, was du willst.", sagte er fest und aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm.

Sie räusperte sich. "Na gut, dann will ich, dass wir mit meinem Alpha Nathan reden. Ich will wissen was mit Mom passiert ist und ob es ihr wieder gut geht."
Ivy sah wie der Alpha die Lippen zusammen presste und wie sich seine Finger um das Glas verkrampften. Schnell ruderte sie zurück: "Ich glaube dir. Und auch Derek." Sie hörte ihn erleichtert Seufzen.
"Aber dann will ich wissen, was in Wirklichkeit passiert ist. Wer ihr weh getan hat."

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