Kapitel 18

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Ivy

Mit einem mulmigen Gefühl wachte sie auf. Ein schläfriger Blick nach rechts zeigte, dass Aiden nicht neben ihr lag. Wo war er bloß?

Seufzend griff sie mit ihrer Hand auf den leeren Platz neben sich und fuhr über die verknauschten Laken. Zum ersten Mal gab sie ganz offen zu, dass sie ihn vermisste. Keine Ausreden mehr, keine Selbsttäuschung. Sie vermisste Aiden mit jedem Atemzug.

Sie schloss die Augen und dachte an letzte Nacht. Wie er sie geküsst hatte. Wie er ihren Körper gestreichelt hatte. Und wie er sie mit voller Liebe angesehen hatte. Ivy lächelte. Zum ersten Mal schien ihr Leben halbwegs gut zu laufen.

Doch da dachte sie plötzlich wieder an ihre Mom. Sie würde ihren Enkel nie kennen lernen. Genauso wenig wie Dad. Warum nur hatte das Schicksal ihr die Familie genommen?
War sie etwa verflucht?

Bevor sie wieder in Tränen ausbrach, setzte sie sich kopfschüttelnd auf. Nein, heute würde sie nicht weinen. Heute würde sie sich bloß auf ihr ungeborenes Kind konzentrieren. Heute war ein guter Tag.

Also zog sie sich ihr Kleid an, welches Aiden bereits für sie gerichtet hatte und hievte sich in ihren Rollstuhl, der zuvorkommenderweise bereits am Bettrand stand. Sie mochte es, dass Aiden so aufmerksam war.

Nachdem sie Zähne geputzt hatte und sich Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, um wach zu werden, machte sie sich auf den Weg nach unten. Mittlerweile waren alle Umbauten im Haus beendet und sie konnte nun mit ihrem Rollstuhl überall im Haus hin.

Als sie unten angekommen war, war niemand zu sehen. Stirnrunzelnd fuhr sie in die Küche, doch dort traf sie auch niemanden an. Wo waren alle bloß? Wo war Aiden?

Sie legte den Kopf schief und lauschte. Stimmengemurmel erklang weiter hinten in Haus. Ivy vermutete, dass sie in Aidens Büro waren. Sie rollte etwas näher in die Richtung, aus der die Stimmen kamen und lauschte. Sie konnte nicht viel verstehen, die Tür musste geschlossen sein, doch sie hörten sich hitzig an.

Ivy wollte Aiden nicht bei einen seiner Rudelangelegenheiten stören, deshalb kehrte sie zurück in der Küche und starrte in den Kühlschrank, auf der Suche nach etwas Essbaren. Sie fand noch einen Rest des gestrigen Essens und verschlang es, nachdem sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht und den Fernseher eingeschaltet hatte. Er würde sie ablenken und sie davon abhalten an ihre Mom zu denken, die sie so schmerzlich vermisste.

Nach dem Essen zappte Ivy gelangweilt durch das Fernsehprogramm und blickte immer Mal wieder in Richtung Stimmen. Sie waren jetzt schon eine halbe Ewigkeit in Aidens Büro. Was hatten sie bloß so lange zu besprechen?

Seufzend wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu, indem irgendein Cartoon lief. Sie hatte bereits überlegt ins Internet zu gehen und einige ... na ja, Schwangerschaftsbücher oder so zu kaufen, damit sie vorbereitet war und wusste worauf sie achten musste, doch ihr Laptop war nicht hier und den einzigen den sie hier gesehen hatte, war ebenfalls in Aidens Büro.

Ach verdammt, sie musste sich dringend einige Dinge noch besorgen, und ein Handy und ein Laptop standen ganz oben auf der Liste.

Nach etwa einer halben Stunde hörte sie endlich, wie sich die Tür von Aidens Büro öffnete. Doch nicht Aiden kam ins Wohnzimmer, sondern sein Beta und seine Gefährtin, die beide einen grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatten. Sofort fragte sie: "Was ist los?"

Sofia war diejenige, die ihr antwortete: "Das Rudel hat neue Alphakämpfe angeordnet. Aiden muss gegen die fünf Rang höchsten Wölfe kämpfen im Rudel. Und er muss gewinnen, um Alpha zu bleiben."

"Was?", krächzte sie. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie waren doch gerade ... glücklich gewesen, oder etwa nicht? Kann es denn nicht mal für ein paar Stunden keine Probleme geben?

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