Kapitel 1

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 Manuela von Meinhardis

Sie war wie immer früh wach und ging gleich nach unten, um die Vögel zu füttern. Im Winter fanden sie so schlecht Nahrung und sie liebte es, wenn sie alle zu ihr geflogen kamen und sich über ihr Frühstück freuten. 
"Na, kommt her. Ich habe etwas zu essen für euch." Ein kleiner Spatz landete auf ihrem Finger, den sie ausgestreckt vor sich hielt. "Hallo. Wer bist du denn?", Manuela lächelte. 
Wenn sie hier draußen war, fühlte sie sich immer so frei und stark. 
Heute war ein sehr aufregender Tag. Denn wie jedes Jahr, traf sie sich mit ihren Freundinnen vor dem alter Internat. Jedes Jahr veranstalteten sie dieses Fest. Nachdem die Frau Oberin verstorben war, fiel es ihr auch nicht mehr ganz so schwer dorthin zu gehen. Erst letztes Jahr war sie gestorben. Zwar hat sie sich damals sehr verändert, nachdem es geschah. Jedoch konnte sie sich bis zuletzt nicht wirklich mit ihr anfreunden. Doch heute sah sie Ilse wieder und auch Mia und Yvette. Sie nannte sie seit ihrem ersten Treffen Yvette. Obwohl man sie sonst nur Edelgard nannte.
"Nun meine Freunde. Was meint ihr? Kann ich so gehen?" Sie drehte sich im Kreis und zeigte den kleinen Vögelchen ihr Kleid. Ein lautes Gezwitscher begann und Manuela nickte zufrieden. "Also gut, dann werde ich mich nun auf den Weg machen."

Als sie vor den Toren des Stifts stand, sah sie sich nachdenklich um und erinnerte sich, wie jedes Mal, an ihren ersten Tag. Doch nun war es anders. Sie hatte keine Angst mehr. Jedenfalls nicht vor dem, was dort mit ihr geschehen würde. Nun war es lediglich die Angst vor ihren Erinnerungen. Die Erinnerungen die sie so gut wie sie konnte verdrängte. Elisabeth von Bernburg. Hier erinnerte sie alles an ihre ehemalige Lehrerin. 
Sie war damals einfach gegangen. Einfach verschwunden. Während sie noch tief und fest schlief, verließ Fräulein von Bernburg das Internat und kehrt nie wieder zurück. Monate oder gar Jahre hatte Manuela gebraucht, um dies zu verarbeiten. Doch ist es ihr bis heute nicht richtig geglückt. Manuela hörte von ihren Mitschülern, dass Fräulein von Bernburg ging, einen Tag nachdem sie versuchte, sich im Treppenhaus das Leben zu nehmen. Sie hinterließ ihr keine Nachricht, kein Zeichen. Es war, als hätte sie nie existiert. Als hätte es nie eine Elisabeth von Bernburg gegeben. Nur ihre Gefühle waren stärker als je zuvor. Sie aß nicht mehr, trank kaum noch etwas, lebte jeden Tag nur vor sich hin und interessierte sich für nichts mehr. Mit Mühe behielt sie ihre guten schulischen Leistungen bei. Manuela fühlte sich voller Schmerz und doch so taub und leer.

"Manuela. Manuela." Jemand rüttelte sie aus ihren Gedanken. "Ilse, wie schön dich zu sehen." Manuela drehte sich zu ihr um und lächelte voller Freude. "Wie fühlst du dich? Ist alles in Ordnung?", fragte Ilse, während sie sich in den Armen hielten. "Ausgezeichnet. Und wie ist es bei dir?" Sie nickte hakte sich bei mir ein. "Lass uns reingehen. Die anderen kommen ein wenig später.", sagte Ilse. So gingen die beiden nun zu dem großen, gelben Gebäude und es wurde allmählich etwas voller, je näher sie kamen. "Wir sollten erstmal rein gehen und uns aufwärmen. Hier draußen ist es bitter kalt.", schlug Ilse vor und Manuela war einverstanden. So gingen die beiden in ihr altes Schulhaus und bedienten sich mit heißem Tee.


Mädchen in Uniform -Fanfiction (girlxgirl)Where stories live. Discover now