~43.

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Für einen langen, fast endlosen Herzschlag lang war Vera einfach nur in der Lage, stumm und ohne zu blinzeln zurück zu starren. Eine Hand lag noch immer auf Neymars Schulter, fiel spätestens jetzt jedoch schwach herab, als sie den geschockten, fassungslosen Gesichtsausdruck ihrer besten Freundin sah, welche noch immer am oberen Treppenabsatz stand, eine Hand auf den Handlauf gelegt, in der Bewegung eingefroren.

Ihre großen, blauen Augen waren blank.

Und Vera schossen gleich mehrere Gedanken durch den Kopf. Nicht hier, nicht jetzt, nicht so... auf diese Weise...

Während nun auch Neymar wie in Trance einen Schritt von ihr zurückwich, Abstand zwischen sie brachte, das mindestens ebenso erschrockene Gesicht seiner Exfreundin zugewandt, klappte Vera tonlos den Mund auf und zu. „An-Analu...", hauchte sie fast stimmlos.

Im nächsten Moment konnte sie das Splittern in Analus blitzblauen Augen beinahe sehen, bevor die Blondine mit einem Ruck herumwirbelte und total aufgelöst die Treppe hinabrannte.

Es lief alles ab wie in einem schlechten Hollywood-Film.

„Analu!", rief diesmal Neymar ihr hinterher, als man nur noch die eiligen Schritte ihrer Stiefel auf den Treppen hören konnte. Nur für einen Moment schien er zu zögern und drehte sich noch einmal zu Vera, bevor er sich doch dazu entschloss, seiner Exfreundin hinterher zu laufen.

Vera konnte noch einmal seine Stimme im Treppenhaus hören, ein verzweifelter Versuch, Analu am Gehen zu hindern, bis die Schritte irgendwo in den unteren Stockwerken verklangen.

Vera, die bis jetzt wie in Beton gemeißelt vor der offenen Zimmertür gestanden war, spürte erst jetzt, wie sämtliche Wärme aus ihrem Körper wich, sodass sich eine Gänsehaut ihre nackten Beine hochzog.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie in Trance drehte sie sich um und lief zurück in ihre Wohnung, ließ die Tür krachend hinter sich zufallen.

Ihr ganzer Körper fühlte sich plötzlich eiskalt an und sie musste nach Luft schnappen, um nicht auszurasten. Der Anblick ihrer besten Freundin, fassungslos und total aufgelöst, kurz bevor sie sich abgewendet hatte, geisterte noch immer vor ihrem inneren Auge herum, und verhöhnte sie.

Erneut schnappte Vera nach Luft und fuhr sich mit beiden Händen durch die gewellten Haarsträhnen, bevor sie in ihr Zimmer rannte und die Schranktür aufriss. Sie zog irgendeine Jeans aus dem Schrank, sprang hinein und griff nach ihren Chucks und ihrer Tasche, um dann wieder hinauszulaufen.

„Woah!", ertönte eine vertraute Stimme vor der Tür, als Vera beinahe in einen Körper, der direkt davor stand, hineingeprallt wäre. Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass es sich dabei um Neymar handeln würde und ihr Herz machte einen rumpelnden Sprung, doch dann sah sich hoch und erblickte die grünen Augen ihres Flurnachbarn vor sich.

Lucas runzelte verwirrt die Stirn. „Darf man fragen...?", begann er mit einem unsicheren Grinsen, doch da stürmte Vera bereits kopfschüttelnd an ihm vorbei in Richtung Treppe. „Vera?", rief Lucas ihr noch hinterher, doch da sprang sie bereits die Stufen hinab bis zum Eingangsfoyer. „Nicht jetzt, Lucas! Code Red!", rief Vera mit zitternder Stimme, noch während sie die erste Treppe nahm.

Auf quietschenden Sohlen erreichte sie die schwere Eingangstür, zog sie auf und sah auf die leere Straße, die rot getüncht von dem Licht der untergehenden Sonne war.

Es war fast fünf Uhr abends. Wieso musste Analu auch ausgerechnet jetzt noch hier bei Vera auftauchen? Wieso hatte Vera nicht einfach auf ihre WhatsApp-Nachricht geantwortet und ihr Bescheid gesagt, dass sie heute keine Zeit hatte? Wieso hatte sie die Nachricht ignoriert und es darauf ankommen lassen müssen, dass so etwas passierte?

Tudo Passa // Neymar JRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt