Kapitel 14

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PoV Evan

Ich verdrängte mal wieder erstklassig meine Gefühle und verbot mir jeden Gedanken, der in die Richtung Vampir ging.
Ich wollte die Sache hier und jetzt abblasen. Was hatte ich schon zu verlieren, außer vielleicht meinen Kopf, wenn der Rat mich fand?
So lebenswert war mein Dasein auch nicht.
"Hörst du mir überhaupt zu?" durchbrach Jeremies Stimme meine Gedanken und ich seufzte genervt.
"Nein, tue ich nicht. Und will ich auch nicht. Wir schweigen jetzt einfach, bis wir da sind, okay?" Jeremie brummte nur leise, sagte aber glücklicherweise nichts mehr.
Eine Weile gingen wir still durch den Wald und Jeremie sah sich wachsam um, also würde er jede Sekunde einen Angriff erwarten. Was nicht unwahrscheinlich war, wenn jemand merken würde, dass wir entkommen waren, konnten sie uns schnell einholen. Ich könnte natürlich auch einfach fragen, ob Jeremie mich wieder trägt, sodass wir schneller sind, aber ich wollte unnötigen Kontakt vermeiden.
"Wie weit ist es noch?" brummte ich etwa eine halbe Stunde laufen später. Aber Jeremie hielt es offenbar nicht mehr für nötig mir zu antworten, denn er ging stur weiter geradeaus. Meine Laune sank mit jedem Schritt weiter und nach wenigen Meter fing auch noch mein Hals wieder an zu kribbeln, sodass ich leise vor mich hin knurrte.
Denn es war kein unangenehmes Kribbeln.
Sobald wir diesem scheiß Rat Bescheid gesagt hatten, dass die Vampire einen Krieg anzetteln wollten, würde ich abhauen und wahrscheinlich den Kontinent verlassen.
Und hoffentlich nie wieder was von dem Vampir vor mir hören.
Einem Vampir, der in mir seinen Gefährten gefunden hatte.
Ich wusste nicht, was mich daran mehr störte. Dass ich der Gefährte eines Blutsaugers sein sollte, oder das besagter Blutsauger ein Mann war.
Ich hatte nichts gegen gleichgeschlechtliche Paaren, aber für mich war das absolut nichts. Und jetzt wollte mich das Schicksal, oder was auch immer, quasi dazu zwingen.
Aber was hätte ich auch erwarten sollen? Wann hatte ich jemals Glück gehabt?
"Wir sind gleich da, denke ich. Ich kann sie riechen." Ich nickte nur, obwohl er es nicht sehen konnte.
"Hör zu, wenn wir da sind, sagen wir erstmal niemanden davon. Okay?" fragte Jeremie und drehte sich zu mir um. Fragend hob ich eine Augenbraue und das obwohl ich genau wusste, was er meinte.
"Wovon genau?" Provokant sah ich ihm in die Augen und ignorierte das starke Kribbeln am Hals, welches sich anfing im ganzen Körper auszubreiten.
"Du weißt ganz genau von was ich rede!" fuhr er mich wütend an, doch bevor ich etwas erwidern konnte, wurde ich von hinten gepackt und Jeremie ebenso.
"Wer seid ihr?" fauchte uns eine weibliche Stimme an. Die Person hinter, drückte mir ihre Hanf auf den Mund, damit Jeremie antworten musste. Und in dem Moment, wo die Haut meines Angreifers meine berührte, schossen wieder Bilder durch meinen Kopf. Bilder, die ich niemals jemanden zeigen wollen würde.

PoV Jeremie

Evan brach vor meinen Augen zusammen und unwillkürlich entfuhr mir ein knurren, als eine der Personen, ihn am Hals berührte.
"Ein Mensch. Und ein Seher." Die Frau, die offensichtlich die Anführerin war, drehte sich zu mir um.
"Und du bist ein Vampir. Ist er etwa dein Gefangener?" fragte sie scharf nach und ich war froh, mit 'nein' antworten zu können. Skeptisch musterte sie mich.
"Wieso sollten wir dir glauben? Vampire und Seher sind schließlich nicht gerade beste Freunde." Ich verdrehte dir Augen. Vampire wurden immer in die selbe Schublade gesteckt.
"Amanda schickt uns her." Ein leises murmeln ging durch dir Reihe und die Frau sah mich überrascht an.
"Amanda also? Sicher, dass du sie nicht getötet hast, um uns zu finden? Arbeitest du für den Rat?" Ich seufzte frustriert. Sie würden mir nie glauben.
"Fragte ihn, wenn er wach wird." Ich deutete mit dem Kinn auf Evan.
Misstrauisch hob die Wölfin eine Augenbraue.
"Ich weiß was du denkst, Vampir. Aber wir sind gezwungen, vorsichtig zu leben. Sehr vorsichtig. Also, wieso sollten wir ihm glauben?"
Ich wusste nicht, ob es was bringen würde und vielleicht würde es alles nur noch schlimmer machen, aber ich sagte es dennoch.
"Er ist der Sohn von Kai und Ria." Die Wölfin riss geschockt die Augen auf und die Vampire und Wölfe, die um Evan standen, sprangen fast einen Schritt zurück. Offenbar war Ria bekannter gewesen, als gedacht.
"Um Gottes Willen. Bringt den Jungen ins Camp! Und berührt ihn nur an der Kleidung, nicht an der Haut." Die Wölfin beobachtete wie zwei Vampire Evan hoch hoben und in Richtung Camp trugen. Dann drehte sie sich wieder zu mir um.
"Und du hast mir einiges zu erklären!"

Seher - Der FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt