Kapitel 1

8.2K 539 18
                                    

PoV Evan

Total gestresst schüttete ich ein Getränk nach dem anderen ein und stellte es an die Theke. Die Diskothek war mal wieder total überfüllt und mein Kollege hatte sich kurzfristig krank gemeldet.
Anzügliche Sprüche wurden ignoriert, genervte und besoffene Kunden ebenso und ein paar mal musste ich schon die Security rufen, weil mir Leute über die Theke an den Hals springen wollten. Nicht, dass ich die Hilfe dieser Männer brauchen würde, immerhin hatte ich schon Vampire und Werwölfe getötet, da würde ich auch mit besoffenen halbstarken klar kommen, aber es ging mehr ums Prinzip.
"Hey Evan!" Ich drehte mich zu meinem Chef um, während ich ein Glas Cola einschüttete.
"Mach mal Feierabend. Ich übernehme jetzt. Du solltest dich mal ordentlich ausschlafen." Ich brachte ein kleines gezwungenes lächeln zu stande. Wann ich das letzte mal richtig gelacht hatte, wusste ich nicht mehr. War wahrscheinlich schon eine Weile her.
"Danke Bryan." Ich hängte die Schürze an einen Hacken und verließ durch den Hintereingang das Gebäude. Die Chance jemanden zu berühren und etwas zu sehen, war einfach zu groß.
Aber heute wäre es besser gewesen, das in Kauf zu nehmen.
An der Wand lehnte eine junge Frau an deren Hals ein Mann hing. Jeder der hier vorbei käme würde denken, dass die beiden nur rummachten. Leider war es nicht so. Ich konnte das dunkle Flimmern, um den Mann erkennen, welches ihn als Vampir kennzeichnete. Also war er gerade wahrscheinlich dabei die Frau umzubringen.
Ich sollte eigentlich weiter gehen und nicht versuchen ins Schicksal einzugreifen. Ich hatte immerhin schon schlimmeres gesehen und würde nur riskieren, dass ich auflog. Ich hatte meine 'Gabe' bis jetzt vierundzwanzig Jahre verdeckt halten können und wollte nichts riskieren.
Aber eine Sache ließ meinen Entschluss wanken. Und zwar das Symbol auf der Schulter des Vampirs. Ein Kreis, mit drei Strichen hindurch. Dieses Symbol hatte ich schon mal gesehen.
Dieser Vampir hatte schon mindestens zehn Frauen auf dem Gewissen.
"Hey! Könnt ihr das nicht wo anders machen?" Ich tat so als würde ich denken, dass sie rummachten. Der Vampir ließ von der Frau ab, die zu Boden sank, aber noch lebte, auch wenn sie schwach war, da ihre Aura fast vollständig verblasst war.
"Du solltest dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen, Freundchen. Das wirst du bereuen." knurrte der Vampir. Ich musterte ihn. Es dürfte nicht allzu schwer werden ihn zu töten, mehr als hundert Jahren hatte er nicht.
"Ach und warum?" Während er auf mich zu schlich, zog ich unauffällig eine Klinge aus meinem Ärmel, welche sich immer dort befand.
"Weil man nie weiß mit wem man sich anlegt!" Mit diesen Worten stürzte er sich auf mich. Da er nicht damit rechnete, dass ich auf seine Schnelligkeit gefasst war, nahm er nicht war, wie ich meine Hand hob und die Klinge in seiner Brust versenkte. Er keuchte auf und sackte gegen mich. Sofort schoss eine seiner Erinnerungen durch meinen Kopf

Ein großer Raum. Sieben Vampire saßen in einem Halbkreis um einen achten Vampir.
"Wir müssen die Sache beschleunigen. Die Werwölfe vermehren sich immer mehr mit den Menschen und zeigen sich diesen immer mehr. Nicht mehr lange, bis sie auch von uns Wind bekommen. Wir müssen sie zerstören." Der Vampir in der Mitte erhob den Kopf. Eine Narbe durchzog sein komplettes Gesicht.
"Jerom, kümmere dich darum. Finde heraus, wo der Rat der Werwölfe seinen Sitz hat. Und zerstöre ihn."

Ich keuchte auf und ließ den leblosen Vampir auf den Boden sinken. Die Vampire wollten also die Werwölfe angreifen? Wölfe waren extrem vorsichtige Wesen, niemals würden sie zulassen, dass der Aufenthaltsort des Rates bekannt wurde. Und Folter brachte auch nichts, wegen ihrer angeborenen Loyalität.
"Ihr braucht einen Seher." flüsterte ich leise, geschockt über diese Erkenntnis. Jemand wie ich könnte mit etwas Glück den Rat ausfindig machen, wenn die Vampire den richtigen Werwolf einfangen würden. Sie würden den Seher zwingen, ihnen zu helfen und ihn dann töten.
Also war es jetzt noch wichtiger meine Tarnung aufrecht zu erhalten.
Nur wusste ich nicht, dass ich zu dem Zeitpunkt schon längst aufgeflogen war.

Danke für die ganzen Kommentare beim Prolog :)

Seher - Der FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt