Kapitel 4

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Traurigerweiße fand ich mich nach meinem kleinen Spaziergang und einer Stunde lernen, am Esstisch wieder.
Meine Mutter neben mir und meine Schwester und Fischgesicht gegenüber von mir, drang die ganze Zeit nicht ein einziges Wort aus meinem Mund.

Dass ich hier nicht sitzen wollte, wäre die Untertreibung des Jahrtausends gewesen.

»Hast du deine Stimme verschluckt ?«, fragte meine Mutter belustigt und schob sich eine weitere Gabel vom Kartoffelauflauf in den Mund.

Eigentlich war es mein Lieblingsessen, doch ich bekam heute komischerweiße kaum einen Bissen hinunter.

Meine Laune war im Allgemeinen auf dem Nullpunkt und das schon seit knappen 10 Stunden.
Gesund war meine langanhaltende, miese Laune sicherlich nicht.

Wahrscheinlich würde ich durch das genervte Dreinschauen, bald überall im Gesicht Falten bekommen.
Dann würde ich schon mit 30 Jahren aussehen, wie meine 76 jährige Oma heute.

Zwar wollte ich nicht unbedingt schon so früh wie sie enden, doch etwas ändern wollte ich auch nicht, denn wenn ich mies drauf war, würde ich sicherlich niemandem ein Lächeln vorspielen.

Das konnte man doch auch gar nicht so lange aushalten, oder ?

Wobei einem mit der richtigen Disziplin wahrscheinlich alles gelingen könnte.

Ich jedenfalls gehörte in diesem Bereich nicht zu den trainierten Menschen, die ihre Gefühle mühelos verbergen konnten.

Dafür konnte ich andere Sachen grandios verbergen.

»Ich glaube, die hat sie in ihrem Zimmer liegen lassen, als sie vorhin mit ihrem schiefen Gesang die Bilder von den Wänden geholt hat«, klinkte sich nun meine wundervolle, große Schwester ein, weswegen sowohl sie, als auch Nathan und meine Mutter in ausgelassenes Gelächter verfielen.

Wütend verdrehte ich meine Augen und ließ meine Gabel einfach fallen, sodass ein bisschen von dem heißen Auflauf, auf den Tisch spritzte.

»Kayla, was ist denn wieder los mit dir ? Hast du keinen Hunger ? Das ist doch dein Lieblingsessen«, fragte meine Mutter halb genervt, halb besorgt. Ehrlich gesagt, konnte ich nicht ausmachen, was die Überhand in ihrer Stimme übernahm.

»Nein danke. Ich hab keinen Hunger«, gab ich verbissen zurück, wobei mein Blick starr auf meinen Teller gerichtet war.

»Ist vielleicht mal besser so, wenn du das Essen auslässt. Dann muss der Stuhl wenigstens ein bisschen weniger Last tragen, als er es ohnehin schon tut«, lachte Nathan und zeigte dabei zuerst mit seinem Finger auf das Essen und dann auf mich.

Ouch, das hatte gesessen.

Wut stieg in mir auf und wäre ich noch immer das kleine Mädchen von damals gewesen, hätte ich jetzt angefangen zu heulen.

»Dann iss du ruhig noch ein wenig, damit du vielleicht doch irgendwann nocheinmal ein paar Muskeln bekommst«, konterte ich, angewidert von den Kreaturen, welche sich mir mit am Essenstisch befanden

»Übertreib es nicht, Kayla«, erwiderte meine Mutter scharf.

Eigentlich wäre nun der Zeitpunkt gekommen, am dem ich mich wie ein kleines Kind aufregen würde, wie unfair es doch war, dass sie mich jetzt in meine Schranken wies, wobei nicht ich die jenige war, die angefangen hatte. Doch ich hatte mittlerweile gelernt, dass eine Diskussion über die Erziehungsmethoden meiner Mutter, zu nichts führte.

Letztendlich würden wir anfangen, uns am Essenstisch zu streiten, meine Schwester würde sich einmischen, Nathan hätte neue Angriffsfläche um mich zu nerven und ich würde schlussendlich in mein Zimmer gehen, mir Musik in die Ohren stecken und einschlafen.

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