Epilog Nathaniel u. Avina

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Nathaniel betrachtete sich im Spiegel. Gerade mal einen Monat war es nun her das sein Vater gestorben war. Die Wunden waren verheilt. Alle bis auf die Narben an seinen Kinn. Die die ihn immer an einen der ersten Kämpfe gegen seinen Vater erinnern würde und auch seine seelischen Wunden würde er noch in vielen Jahren spüren, doch auch das Land begann langsam zu heilen. Er war mit Avina noch am Abend der Schlacht überstürzt aufgebrochen, um das Chaos in Xadrien möglichst gering zu halten. Er hatte alle Hände voll zu tun, kleinere Aufstände möglichst gewaltfrei aufzulösen, Dämonen zu beseitigen und die Politik umzuarbeiten. Außerdem wurde ein offizieller Friedensvertrag zwischen Larwenia und Xadrien verfasst. Will hatte ihn persönlich vorbei gebracht. Es war schon praktisch, dass er ein Rabe sein konnte. Nathaniel musste nur unterschreiben und dann war William leider auch schon wieder losgeflogen. Er vermisste ihn und Selina mehr als er es jemals vermutet hätte. Aber heute würde er sie endlich wieder sehen. Noch einmal betrachtete er sich im Spiegel, den langen, roten Umhang, den Siegelring an seinem Finger und die allgemein sehr elegante Kleidung. Nach Wills inoffizieller Krönung auf dem Baumstam in Larwenia würde heute seine Offizielle im Schloss von Xadrien stattfinden. Avina betrat das Zimmer.
"Es geht gleich los. Hör endlich auf dir Gedanken zu machen"
Nathaniel seufzte.
"Muss dieser Umhang wirklich sein?", wollte er wissen und Avina trat zu ihm.
"Ja du bist König und du solltest auch so aussehen."
Er drehte sich um und nahm sie hoch. "Ich mag keine piek feinen Zeremonien. Komm wir verschwinden einfach und machen uns einen schönen Tag."
Er grinste sie verführerisch an, doch Avina blieb streng.
"Ein sehr verlockendes Angebot aber du kannst dich nicht vor deiner eigenen Krönung verstecken."
"Da hat sie recht.", mischte sich Castiel ein, der gerade den Raum betrat und Nathaniel hob die Hände.
"Also gut.
Ich ergebe mich. Mir bleibt ja nichts übrig, wenn ich gleich zwei Anstandswauwaus auf der Schulter sitzen habe. Sollte einer von euch nicht auf meiner Seite stehen und sagen 'mach dir einen schönen Tag'?"
"Nein es reicht durchaus, wenn du selbst so denkst.", tadelte ihn Avina und zog ihn mit sanfter Gewalt den Gang entlang. Nathaniel folgte ihr. Er wusste ja, welche Verantwortung vor ihm lag und, dass er sich davor nicht drücken konnte. Er wollte es auch nicht. Er würde das Land wieder aufbauen, doch für einen Tag wäre er gerne nicht der König, sondern einfach nochmal der Fremde, der das Mädchen aus der Schule in Larwenia vor ein paar miesen Typen rettete. So mussten sie sich am Anfang gesehen haben. Bevor er wenige Monate später erkannte, dass sie die Prinzessin war und sie ein paar Wochen darauf erfuhr, dass sein Vater ihre Eltern ermordet hatte, dass das Schicksal sie dennoch zusammen gebracht hatte, konnte er immernoch kaum glauben. Er liebte sie, wie nichts anderes auf dieser Welt. Deshalb folgte er ihr nun auf den Balkon.
Castiel übernahm die Rede.
"Wir haben uns heute hier versammelt, um einen Neuen König zu krönen. Einen König der die Tage der Finsternis beendet und Xadrien zu alten Glanz zurück führt. Nathaniel bist du bereit dein Volk würdig zu vertreten und gerecht zu regieren?"
"Ja das bin ich."
"Dann empfange nun die Krone."
Castiel setzte ihm die Krone auf den Kopf. Die Krone die er schon seit seiner Rückkehr trug, doch das Volk jubelte und Nathaniel musste zugeben, dass es nicht so schlimm war, wie er befürchtet hatte. Doch nun würde er so schnell wie möglich zum angenehmen Teil übergehen. Nur vorher wartete noch das Schlimmste. Seine eigene Rede. Er war nicht wie Will. Er hatte kein Talent dafür Menschen mitzureißen. Er hatte sich nicht darum gekümmert, was sie wollten und getan was er tun musste, ohne nachzufragen. Doch er kam nicht darum herum, egal wie schwitzig seine Hände bereits waren.
Er stürzte sie auf das Geländer und schaute über die Massen. Er hatte mit Avina genau einstudiert, was er sagen sollte, doch nun kam ihm ein völlig anderer Gedanke und er redete einfach los.
"Die meisten von euch kennen mich und viele, so glaube ich, fürchten mich. Ihr sollt wissen, dass es keinen Grund dafür gibt. In der Vergangenheit habe ich sicher viele Fehler gemacht und es wäre falsch alle Schuld darauf zu schieben, dass Daron mich benutzt hat. Doch die Wahrheit ist, dass ich nicht der Einzige war. Wie viele haben Dämonen erschaffen, gefangen und für ihre Zwecke genutzt. Wie viele haben alle Länder um uns gehasst und wer tut es nicht noch immer? Doch schweigt um den König nicht zu erzürnen? Ich bin sicher, es sind viele. Aber glaubt mir, wenn ich schwöre die Zeiten in denen jemand, wegen seiner Meinung verurteilt wurde, sind vorbei. Ich kann euch nicht versprechen, alles richtig zu machen, doch ich schwöre meine Macht nicht zu missbrauchen und mein Bestes zu geben, um euch ein guter König zu sein."
Dann drehte er sich um und lächelte Avina an.
"Zusammen mit meiner Königin. Und jetzt genug von all dem Gerede last uns endlich feiern!"
Wieder brach Jubel aus und und Nathaniel ging zurück ins Schloss. Die Leute strömten bereits in den Thronsaal in dem zu diesem Anlass ein langer Tisch aufgestellt war. Ein richtiges Festmahl stand darauf und auf der anderen Seite des Raums Musikanten.
Nathaniel gebürte mit Avina natürlich der erste Tanz. Sie gingen in die Mitte des Saals, wo die Versammelten Platz machten und als die Musik spielte, drehte er sich mit ihr im Kreis.
Ab der Hälfte des Liedes begann endlich auch der Rest zu tanzen und Nathaniel ging mit Avina zum Tisch. Dort wartete schon jemand, den beide sehr gut kannten.
"William!" Avina umarmte ihren Bruder stürmisch umd Selina tat beleidigt.
"Und ich werde nicht begrüßt?", fragte sie mit Fiona auf dem Arm.
"Doch natürlich.", antwortete Avina schnell und umarmte auch ihre Freundin.
"Schön euch wieder zu sehen. Fiona ist ja schon richtig gewachsen."
Selina lächelte.
"Oh ja, ich habe das Gefühl, sie wird jeden Tag größer."
Avina lächelte und beugte sich zu ihrer Freundin. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf Selina fröhlich quiekte.
"Seit wann?", wollte sie wissen und musterte Avina von oben bis unten. Diese lächelte jedoch nur, da Nathaniel und Will sie so verwirrt ansahen.
"Wir reden später.", grinste sie Selina an und Nathaniel reichte ihr ein Glas Wein. Avina lehnte allerdings ab.
"Das sollte ich wirklich nicht trinken. Zumindest nicht für die nächsten Monate.", erklärte sie und Nathaniel starrte sie an, eh er sie an sich zog und eine Hand auf ihren Bauch legte. Sie spürte das Kribbeln seiner Magie und sah, wie er zu grinsen begann. Er hob sie hoch und drehte sich mit ihr so stürmisch im Kreis, dass der ganze Saal zu ihnen hinüber sah, doch ihm war das egal. Er war so unheimlich glücklich, dass er es nicht beschreiben konnte, denn er wusste sein Traum wurde wahr.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWhere stories live. Discover now