18.Kapitel. Verlockung

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Nathaniel schaukelte bei jeden Schritt auf dem Boot hin und her. Bei dem Wellengang war es anstrengend voran zu kommen. Der Fuchs neben ihm versuchte mit seinen vier Beinen das Gleichgewicht zu halten, während Nyx sich längst in die Luft erhoben hatte. Die Wellen schlugen gegen den Bug, während dieser das Wasser beim Vorankommen zerteilten.
Nathaniel hatte die Phönixdame bereits vorausgeschickt um den Hafen zu erkunden. Als sie zurück gekommen war, hatte sie sich in seine Schulter gekrallt und die Infos so schnell wie möglich weiter gegeben. Nathaniel hätte gerne mehr Zeit mit ihr verbracht, seit Daron ihn erwischt hatte, war sie ein wenig vernachlässigt worden, doch er schickte sie gleich weiter auf die Suche nach Avina. In der Luft war sie ohnehin besser aufgehoben als auf einem Schiff, das auf den Wellen ordentlich hin und her schaukelte. Er hatte vergessen wie stürmisch das Meer sein konnte, denn meistens überquerte er höchstens die schmale Seestraße zwischen Xadrien und Larwenia. Mit den Händen klammerte er sich an die Reling und musste an den Sturm zurück denken, der ihn dort beim letzten Mal erfasst hatte. Zwanghaft versuchte er die Erinnerung zu unterdrücken. Nathaniel wollte nicht vor sich sehen, wie sein Großvater vor seinen Augen in den Wellen verschwand, doch er konnte es nicht aus seinem Kopf verbannen. Immer wieder spielte es sich vor seinen geistigen Auge ab und zwang ihn schließlich auf die Knie. Noch angestrengt klammerte er sich an die Reling und hatte das Gefühl als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Gerade als er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, nicht ganz allein zu sein, eine wenn auch kleine Familie zu besitzen, wurde sie ihm sofort wieder entrissen. Bisher hatte er es geschafft nicht darüber nachzudenken. Er hatte nur das Schloß erreichen wollen und sie wieder im Arm halten. Avina war doch alles, was ihm jetzt noch blieb aber nein, auch sie war ihm entrissen worden und wenn er nicht rechtzeitig eintraf? Er wollte nicht darüber nachdenken doch die Einsamkeit hatte ihn bereits überrollt. Tränen die er erst jetzt bemerkte fielen in den Ozean. Warum passierte allen die ihm etwas bedeuteten, immer nur Schlechtes? War er den verdammt nochmal verflucht? Anders konnte er es kaum noch erklären. Oder war er einfach nur wieder auf Entzug und seine Gefühle spielten ihm einen fiesen Streich, wie seine Sinne den mit seinem Spiegelbild in Sondra. Sein Blick fiel auf den Fuchs, der ihm seit dem Sturm nicht von der Seite wich. Er wusste was ihm helfen konnte. Was ihm seine innere Ruhe wieder beschaffen konnte aber er wollte es einfach nicht. Langsam kam er sich vor wie ein verdammter Vampir, abhängig vom Blut anderer Lebewesen. Mit jeder Minute wurde dieser Gedanke verlockender und er kam sich so schäbig vor. Vampire taten das zumindest um zu überleben. Er tat es nur, um sich besser zu fühlen und das er lediglich Dämonenblut trank und keine Menschen tötete machte es auch nicht besser. Es blieb einfach abscheulich und doch, je länger er auf die kalten Wellen starrte um so mehr stieg das Verlangen sich nicht länger zu sträuben und sich Erleichterung zu verschaffen. Immerhin wenn er Avina retten wollte brauchte er seine ganze Kraft und in seinem jetzigen Zustand war er ein nutzloses Nervenbüdel. Am Horizont wurde ein dünner Landstrich erkenbar. Er musste sich zusammenreißen, doch sobald er an Avina dachte, wurde er von der nächsten Sehnsucht überrumpelt. Diesmal nach der Einzigen, die es schaffte ihm Ruhe zu schenken, ganz ohne sich in einen Blutrausch zu stürzten. Er wollte zu ihr. Jetzt sofort. Das Schiff war ihm viel zu langsam. Da war er ja schneller, wenn er schwimmen würde. Und auch dieser Gedanke wurde ihm plötzlich immer verlockender. Das Land war noch ein gutes Stück entfernt doch er kletterte auf die Reling an der er eben noch zusammengesunken war. Die kalte Seeluft umwehte ihn und das der Fuchs an seinen Hosenbein zerrte schien er gar nicht zu bemerken. Wie hypnotisiert starrte er auf das Wasser und stürzte sich kopfüber hinein. Das Wasser schloss sich um seinen Körper und der Fuchs starrte ihn winselnd hinterher, eh er sich ebenfalls hinein stürzte, doch anders als Nathaniel sah er die Gestalten, die nur knapp unter der Wasseroberfläche hin und her schwammen. Der Kapitän hatte noch gewarnt heute unter Deck zu bleiben.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum