XIII

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,,Rein da!" Grob wurde Dean in eine steinerne, kalte Zelle gestoßen und stöhnend rieb er sich den pochenden Schädel. Sie hatten ihn niedergeschlagen und gerade als sie ihn die Kellertreppen runterschleppten, war der Winchester wieder zu sich gekommen. Trotzdem drehte sich noch alles wenn er den Kopf zu schnell bewegte, weshalb er sich jetzt die Finger an die Schläfen presste, die Augen schloss. Er hatte Mary schützen wollen, deshalb hatte er die Gesandten angegriffen. Er lehnte sich seufzend gegen die kühle Wand - die Tür war zugeworfen worden und der Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Eingesperrt. Und wenn niemand ihn hier rausholte, dann saß er hier jetzt auf ewig fest - entweder ließen sie ihn hier unten verhungern und verdursten oder sie brachten ihn um. Im Endeffekt fand Dean seinen Tod im siebzehnten Jahrhundert und Mary den Ihren sicher auch, wenn sie versuchen würde, ihn zu retten. Er konnte nur hoffen, dass sie das nicht wagte. Er rieb sich übers Gesicht, wischte dann murrend das Blut, das hinterher an seinen Fingern klebte, an seiner schwarzen Hose ab. Hoffentlich konnte sie fliehen. Hoffentlich ging es ihr gut und sie kam nicht auf die Idee, dass sie irgendwas gegen die Gelehrten ausrichten und Dean aus deren Fängen befreien konnte. Es war das Beste wenn Mary alleine einen Weg nach Hause fand, wenigstens sie hier weg und zurück in ihre Zeit kam. So musste Dean nicht ganz mit dem Gewissen sterben, sie sich selbst überlassen zu haben - und das hatte er, obwohl es sein Ziel gewesen war, Mary zu retten. Doch jetzt begann er sich zu fragen, ob der jungen Dame, die ihm so sehr ans Herz gewachsen war, mit Deans aufopferungsvoller Geste wirklich geholfen war.

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Mary tigerte durch die Straßen - es regnete und ihr Kleid sog sich mit dem Wasser voll, sodass es ihr beinahe schwer um die Beine wurde, während sie sich voran kämpfte. Sie wusste nicht wonach sie suchte, wahrscheinlich einfach nach irgendeinem Hoffnungsschimmer oder etwas, das ihr in irgendeinem Fall Hilfe verschaffen konnte. Ihre wilde Entschlossenheit Dean zu finden und ihre Zuversicht, dass ihr das auch gelang, waren verschwunden und geblieben war ihr nur Kälte, Einsamkeit und Angst. Erst hatte sie überlegt Tina erneut um Hilfe zu bitten, dann jedoch war ihr klar geworden, dass sie die Schneiderin damit nur in Gefahr brachte. Genauso wie sie Dean in all das reingeritten hatte - hätte sie ihm damals nicht geholfen und ihn in der Gasse sich selbst überlassen, wäre der Winchester wahrscheinlich schon längst in seine Zeit zurückgekehrt und hätte all das hier hinter sich gelassen. Stattdessen befand er sich jetzt in Gefangenschaft derer, die es eigentlich auf Mary abgesehen hatten,  nicht auf ihn. Die junge Dame leckte sich über die spröden Lippen und rieb sich über die nackten Oberarme - ohne Dean schien sie wie ein alleingelassenes Rehkitz, das noch nicht mal ohne Hilfe stehen konnte. Sie zuckte leicht zusammen, als eine Tür zu ihrer Seite sich öffnete, ein alter Mann seinen Kopf nach draußen streckte und mitleidige, braune Knopfaugen in die Ihren sahen. ,,Junge Lady, sind Sie in Ordnung?", fragte der alte Herr sanft, die Farbe seines Hemds erinnerte Mary an die von Kieferzapfen und sie wollte bejahen, doch kein Ton kam über ihre bebenden Lippen. ,,Kommen Sie rein, Sie holen sich doch sonst was" Er hielt ihr die hölzerne Tür auf und die junge Dame wollte das zwar abschlagen, konnte es jedoch nicht und trat dankbar ein. Es war warm, im Ofen brannte ein kleines Feuer und sie rieb ihre Hände erleichtert gegeneinander, war froh, der Kälte der Nacht entkommen zu sein. ,,Ich habe ein Gästezimmer, wenn sie die Treppen hinauf gehen, gleich ganz oben", meinte der Mann sanft und sie nickte, hatte nicht die geringste Ahnung weshalb er ihr zur Hilfe kam, doch jetzt gerade war Mary das vollkommen egal. Sie war traurig und jeder Teil ihres Körpers schmerzte, sie vermisste ihren Freund und hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie ihn vor dem Tod bewahren sollte. Schwach fiel sie ins Bett, nachdem sie ihre nasse Kleidung zum Trocknen über den Stuhl gelegt hatte und sie war dankbar, sich jetzt im Unterhemd unter eine Decke schmiegen zu können - doch etwas wie Schlaf gestattete ihr Gewissen ihr trotzdem nicht. Die Bilder von Dean, welcher jetzt alleine in einer tristen, kalten Zelle saß, setzten ihr zu und ließen ihr Herz in ihrer Brust bluten, ihre Tränen fließen und den Stoff des Kissens benetzen. Sie wollte dass es ihm gut ging, wollte die Zeit am liebsten zu Anfang spielen und alles anders, besser machen, sodass er in Sicherheit war und gar nicht erst in all das mit rein gezogen wurde. Leider wurde ihr Fehler ihr leider nur viel zu spät klar... und jetzt begann er ihr zum Verhängnis zu werden.

Prisoner Of Time  [D.W|SPN]  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt