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Das erste was Mary spürte als sie erwache war ein starker Arm der sanft um ihre Taille lag und sie hielt - das zweite, und damit darauffolgende war, dass ihr Herzschlag losstolperte und ihr warm wurde, die Bilder der letzten Nacht durch ihren Kopf strömten, sodass ihre Wangen sich erhitzten. Sie drehte sich in den Armen des Mannes hinter ihr und Dean blinzelte, ehe er verschlafen die Augen öffnete und das Grün darin direkt in Marys Rehbraun sah. ,,Du bist schon wach?", fragte er leise und sie nickte leicht, leckte sich über die Unterlippen. ,,Bitte stoß mich jetzt nicht wieder von dir", wisperte sie, ihre Stimme zitterte leicht und Dean lächelte sanft, seine Arme zogen sie entgegen ihrer traurigen Erwartungen näher und Mary bekam Gänsehaut, als sein nackter Körper sich noch mehr an ihren schmiegte. ,,Das werde ich nicht. Nicht nochmal. Ich hab ja jetzt gesehen, es sinnt nicht, das zu versuchen", wisperte er und sie atmete erleichtert auf, ihre Hand legte sich auf seine Brust, auf das Besessenheitstattoo, das sich darauf verband. ,,Deine Verletzung ist gut verheilt, oder?", fragte sie leise und er nickte leicht, während ihre Fingerspitzen die feinen Linien seiner Tätowierung entlang strichen. ,,So lange sitzt du hier schon fest...", flüsterte er, sein Atem traf ihre Wange, sodass Mary wohlig erschauderte. ,,Du musst dich so sehr nach jemandem gesehnt haben, der dir hilft. Du hast jetzt mich, Mary. Entweder kommen wir beide hier weg. Oder keiner" Ernst sah er sie an und Mary nickte leicht. ,,Das schwöre ich dir. Solang der Himmel blau ist, Ozeane existieren und in uns Menschen ein Herz blutspendend melodische Takte schlägt. Solang werde ich dich nicht alleine lassen. Nicht mehr." Mary kicherte leise. ,,Hast du eine Kitschtablette verschluckt?", fragte sie belustigt und Dean grinste. ,,So schlimm? Ich hab sowas noch nie zuvor gesagt", entgegnete er und auf die Lippen der Schwarzhaarigen stahl sich ein Lächeln. Sie würde ihn lieben. Solang wie der Himmel blau war. Ihr war klar, sie kannte ihn nicht lange. Doch sie hatten schon so viel miteinander durchgestanden, waren Tag und Nacht durchgehend zusammen gewesen. Es war klar, dass es so kommen würde. Dass sie mehr sein würden als Partner oder Freunde. Mary war wunderschön, sie war betörend. Und selbst den starken Dean Winchester hatte sie damit verzaubert. Und Mary war ebenso verführt von Dean, ihrem Beschützer, dem Mann, der ihr Nachts die Decke zuschob, anstatt sie ihr wegzuziehen. Ihre Probleme waren noch längst nicht vom Tisch, doch sie hatten einander. Und zusammen in der Scheiße stecken war immer noch besser als alleine, war es nicht so? ,,Eigentlich kein bisschen schlimm... Eigentlich so ziemlich perfekt", wisperte sie, reckte sich, damit sie endlich wieder ihre Lippen miteinander verbinden, eins werden lassen konnte. Für den Moment waren die Beiden glücklich. Jedoch leider nur für den Moment.

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,,Mary. Ich weiß, du hast Angst. Aber du musst schneller laufen", keuchte Dean, er hielt ihre Hand fest in seiner und rannte durch die dunklen Gassen. Sie hatten Schritte gehört, dann Stimmen und ihnen war klar geworden, dass man sie nach zwei weiteren ruhigen Nächten gefunden hatte - jetzt suchten sie das Weite, waren aus dem Fenster geklettert, während die Männer der Schriften noch das kleine Häuschen durchkämmten. ,,Wie haben sie uns so schnell finden können, Dean?!", keuchte Mary - und ihre Stimme war von Angst und Panik erfüllt. Der Winchester nahm sachte ihr Gesicht in seine Hände. ,,Ich weiß es nicht, Mary. Wirklich nicht. Aber wir müssen hier weg, wenn sie uns finden, sind wir entweder alle beide so gut wie tot - oder einer von uns" Ernst sah er die Dunkelhaarige an und sie nickte schluckend, in ihrem Hals war ein dicker Kloß und in ihren Augen schwammen Tränen. Alles war gut gewesen - für einige Zeit hatte sie ihr eigentliches Problem sogar vergessen können, während sie in dem kleinen Häuschen das Leben so hingenommen hatten, wie normale Leute es taten. Nicht wie zwei Jäger, auf der Flucht und irgendwo auch mit Todesangst lebend. Zumindest hatte Mary die gerade - und zwar so sehr, dass sie ihr die Glieder schier lähmte und Dean sie am Arm packen, hinter sich her zerren musste. Er schleifte sie in den Wald zur Seite der Klippe hinein und die scharfen Äste zerkratzten ihnen Arme und Gesicht, als sie sich durch das überwucherte Dickicht kämpften. Mary krallte sich an Deans Hemd fest und als dieser sich sicher war, dass sie kurz Zeit zum Verschnaufen hatte blieb er einen Moment stehen um die junge Frau sanft an seine Brust zu ziehen. ,,Es wird alles gut, Mary. Wir finden ein neues Versteck, die kriegen uns nicht, niemals", flüsterte er, küsste sie aufs Haar - wollte sie beruhigen, doch andererseits insgeheim auch sich selbst. Sie würden Mary nicht kriegen, nicht solange er bei ihr war, um es zu verhindern! Klar, er setzte somit sein Gesicht mit auf den Pranger, doch das war ihm sowas von egal. Jetzt ging es um alles, lange konnten sie sich nicht mehr verstecken, immer wieder weg zulaufen beeinträchtigte sie beide, seelisch und körperlich. Doch ein Weg nach Hause, zurück in ihr Jahr war noch nicht gefunden und Flucht oder eben Konfrontation unausweichlich. Doch für Zweiteres waren sie genauso wenig gewappnet, zur Zeit blieb ihnen nur, wieder weg zu laufen. ,,Geht's wieder?", fragte er leise, strich der schwarzhaarigen Dame über den Rücken, nachdem sie aufgehört hatte zu weinen und nur noch leise schniefend die Nase hochzog. Sie nickte leicht, wischte sich übers Gesicht, als sie einen Schritt zurück trat. ,,Entschuldige", murmelte sie und er nahm sanft wieder ihre Hand. ,,Ist okay, aber jetzt komm" Sie liefen etwas langsamer, doch noch immer eilten sie durch den üppig bewachsenen Wald. Dean hatte keine Ahnung wohin sie laufen sollten, doch fürs erste würde ihr Weg sie zurück in die Stadt führen, damit sie sich dort verstecken konnten - auch wenn nicht ganz klar war, wo genau sie dann dort Zuflucht suchen wollten.

Prisoner Of Time  [D.W|SPN]  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt