Liebe, Lüge, Leidenschaft...

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„Ich versteh es einfach nicht!", sagte ich wütend, während der Doc die dritte Ampulle mit meinem Blut füllt. „Wie kann eine Person, egal ob Vampir oder nicht, nur so egoistisch sein. Er hat mir noch nicht mal von dieser Party erzählt, geschweige denn davon, dass ich ab sofort sein Betthäschen vor aller Augen spielen darf. Wir müssen jetzt zusammen arbeiten und er scheint es einfach nicht zu verstehen, dass das bedeutete, dass er mich in sämtliche Pläne mit einbeziehen muss!" Dr. Morgan schüttelte den Kopf und sagte: „Ich will ihn jetzt nicht dafür verteidigen, was er getan hat, aber du brauchst dich darüber nicht so sehr aufzuregen. Gib ihm ein bisschen Zeit. Er versucht dich daran teil haben zu lassen, aber er kann auch nicht von jetzt auf gleich seine ganze Lebensweise für dich ändern." Ich wusste, dass er Recht hatte, aber ich wollte es mir einfach nicht eingestehen. Zähneknirschend änderte ich das Gesprächsthema. „Was ist jetzt eigentlich mit dem zweiten Ring passiert? Du weißt schon, dem goldenen?" „Den hat Jack nach eurer Hochzeit irgendeinem seiner Cousins gegeben. Der Typ hatte ihm auch geholfen seine Fesseln los zu werden und zu dir zu kommen, kurz bevor es damals 12 Uhr geschlagen hatte." Stimmt, ich hatte mich damals auch gefragt wie Jack sich so schnell befreien konnte. „Und der wird nach Jack König?", fragte ich. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, dass ich den dann auch heiraten müsste, wenn ich bis dahin noch nicht gestorben bin. Der Doc lachte: „Der wohl eher nicht. Jacks Cousins sind allesamt totale Flachzangen. Mal sehen wer dann den Ring hat, wenn es drauf ankommt." Ich nickte nur nachdenklich. „Übrigens Jack hatte mich gebeten dich in die offizielle Geschichte einzuweihen." „Offizielle Geschichte?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Ja, wir konnten ja schlecht den Vampiren erzählen, dass die Frau ihres Königs eine entführte, junge Frau aus dem Waisenhaus ist, die Vampire nicht leiden kann." „Stimmt, hört sich irgendwie trostlos an", sagte ich und verdrehte die Augen. Der Arzt schmunzelt: „Also...Du hast Jack durch einen Zufall damals kennengelernt und es war sofort Liebe auf den ersten Blick." Ich brach in schallendes Gelächter aus. „Liebe auf den ersten Blick? Er hat einen Mann ermordet und mich als Burger bezeichnet. Natürlich, perfektes erstes Date...", prustete ich. Dr. Morgan sprach ungerührt weiter. „Irgendwann seid ihr auf eurer Wolke 7, dann Leon begegnet und er hat sich auch sofort in dich verliebt. Es gab einen Kampf zwischen den Blackwood-Brüdern um die Krone und um dich. Weil aber der König eigentlich nicht verheiratet sein darf, hat Leon den Plan gefasst dir den Ring rein zu operieren..."„Runterschlucken wäre ja auch zu einfach gewesen." „...So konnte er nämlich das Verbot umgehen, weil um König zu sein, brauch er ja den Ring. Also war der Rat gezwungen eure Bindung zu genehmigen. Jedoch war Jacks Liebe zu dir stärker, als Leons und so siegtet ihr und Jack wurde König, statt Leon." „Kitschiger ging es nicht oder?" Der Doktor zuckte mit den Schultern. „Das ist das was die Leute hören wollen." „Stimmt, die Wahrheit wäre ja ekelhaft gewesen. Wer verschluckt schon ausversehen Ringe, weil man sich erschrocken hat!" Dr. Morgan schüttelte seinen Kopf und sagte: „Kommen wir zum größeren Problem. Deine Augen haben sich zurück 'verwandelt', wenn ich das so nennen darf. Wie reagieren sie jetzt auf Sonnenlicht?" „Keine Ahnung! Ich hatte noch keine Gelegenheit das zu testen", antwortete ich. „Gut. Vor morgen können wir eh nichts machen. Also du gehst jetzt am besten zu Mary und machst dich für heute Nacht fertig." „Stimmt. Es wäre ja ein Fiasko, wenn ich in Jeans auf einem Ball auftauche. Ob die mich so überhaupt reinlassen?"

Gefühlte Stunden später stand ich vor dem großen Spiegel in meinem Zimmer. Mary hatte gesagt, dass Jack das Kleid für mich ausgesucht hatte. Irgendwie konnte ich das nicht glauben. Es sei denn, Jack hätte so viel Modegeschmack wie sein Bruder keinen hatte. Das Kleid war ein Traum! Ein weinrotes Spitzenkleid. Ziemlich enggeschnitten, aber mit weit auslaufendem Rock. Einfach hinreißend und ich sah wirklich total sexy darin aus. Staunend drehte ich mich vor dem Spiegel hin und her. Mary hatte mein Make-Up dem Kleid farblich angepasst und hatte mir mit einer feinen, goldenen Nadel die vorderen Haare hochgesteckt. Danach war sie schnell verschwunden um sich auch auf den Ball vorzubereiten.

Vampire entführen keine kleinen MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt