Im Regen

24.3K 1.5K 297
                                    


Über mir brüllte Kulikow plötzlich: „Leon!" Dieser schaute hoch und sein Grinsen verschwand. „Natasha...", sagte er mit einem bitteren Unterton. „Für dich immer noch Kulikow, du Ratte!", verteidigte Carter seine Partnerin. „Ach...Hi, Mike! Dich hatte ich ja schon fast vergessen!", antwortete Leon mit einem verkniffenem Grinsen. Die Drei kannten sich anscheinend schon. Mike Carter schnaubte wütend und zückte seine Pistole. Ich und Kulikow schrien gleichzeitig auf, als der erste Schuss viel. „Nicht, du Stümper! Ella ist noch da unten!", hörte ich Kulikow schreien, während ich Leon von mir schupste und mich aufrappelte. Also ich versuchte es. Leon bewegte sich jedoch keinen Zentimeter und, als ich trotzdem versuchte aufzustehen, fiel ich, wegen meinem Gipsbein, zu Boden. Leon rollte mit den Augen, packte meine Arme und zog mich hoch. Wir beide schauten schnell wieder zum Fenster hoch und er schob mich vor sich. Carter stand oben und zielte immer noch mit der Waffe auf uns. Leons Hände umklammerten meine Oberarme, um mich vor sich her schieben zu können und dafür zu sorgen, dass ich immer zwischen ihm und der Pistole stand. Carter fluchte, als er bemerkte, dass er auf Leon kein freies Schussfeld hatte. „Ihr zwei kennt euch also schon?", fragt Kulikow und zog vorsichtshalber auch ihre Waffe. Sie deutete auf mich und Leon. „Ich hätte sie beinahe geheiratet!", sagte Leon laut lachend. Dann beugte er sich zu mir herunter und flüsterte: „Die wissen noch nicht was mit dir los ist?" „Natürlich nicht...", zischte ich zurück, „Sonst hätten die mich schon längst versucht umzubringen und du könntest mich jetzt nicht als Schutzschild verwenden!" Ich schnaubte verächtlich und sein Griff um meine Arme wurde stärker. „Werde ja nicht Frech...Sonst wirst du keinen angenehmen Tod bekommen!" „Schön, dass mein Tod wenigstens schon beschlossene Sache ist!", giftete ich zurück. Ein wütendes Knurren war von ihm zuhören. Stück für Stück, immer darauf bedacht nicht von Carter und Kulikow ins Visier genommen zu werden, bewegten wir uns in Richtung Krankenhausparkplatz. Bald würden wir außer Schussweite sein. Ich hörte die beiden Vampirjäger noch einmal fluchen, dann verschwanden sie im Inneren des Gebäudes. Mit einem Mal warf mich Leon über seine Schulter und rannte los. Bald würden Natasha und Mike hier unten auftauchen und, ich denke, dass die beiden mehr als nur im Stande waren Leon, trotz seiner Vampirfähigkeiten zu töten. Von mir ganz zu schweigen. In Sekundenbruchteilen hatten wir den Parkplatz schon halb überquert, als Leon ruckartig stoppte und ich beinahe von seiner Schulter rutschte. Vor uns, im Regen, stand Jack mit gezückter Waffe. Sein Mund war zu einem schiefen Grinsen verzogen und er warf mir einen bösen Blick zu. Ich zuckte bei seinem Anblick leicht zusammen. „Jacky...", fauchte Leon. „Das heißt jetzt 'eure Majestät'!", sagte Jack und sein Grinsen verbreiterte sich. „Du. Bist. Sowas. Von. Tod!", sagte Leon und bemühte sich seine Wut zu unterdrücken, doch ich konnte förmlich spüren wie sein Körper bebte. „Tut mir leid, aber ich habe nicht vor heute zu sterben!", antwortete Jack, „Aber wenn du mir Ella nicht sofort aushändigst, wirst du mich um dein Leben anbetteln müssen." „Aushändigen?", schnaubte ich, „Ich bin doch kein Gegenstand!" „Klappe!", brüllten mir beide Blackwood-Brüder zu. Das alles war wie eine schlechte Soap. Zwei Brüder, die sich um ein Mädchen kloppten. Wenn man das als Außenstehender betrachtet ist es schon irgendwie lustig...jetzt fehlt nur noch Popcorn und eine gut Wendung... „Na sie mal einer an...Gleich beide Blackwoods...", hörte ich Kulikow hinter mir sagen. 'TADAA! Die Wendung!', rief meine innere Stimme mit einem Mund voll Popcorn.

Jack richtete seine Waffe überrascht auf die Beiden an gehechteten Vampirjäger. Das nutzte Leon aus um mich fallen zu lassen und unter seinem Mantel nach einer Waffe zu greifen. Diese richtete er auf Jack. Dieser schwankte jedoch mit seinem Pistolenlauf zwischen seinem Bruder und den Vampirjägern hin und her. Carter und Kulikow hatten ihre Waffentasche dabei und zielten jeweils auf Jack oder Leon. Und ich? Ich lag in einer Pfütze. Unbewaffnet.

„Ella?", hörte ich Kulikow sagen, „Komm hinter mich!" Leon wollte schnell nach mir greifen, aber ich rollte mich weg. Mit meinem Gleichgewicht kämpfend, humpelte ich zu den Vampirjägern. Ohne Krücken, auf nassem Untergrund, mit einem Gipsbein vorwärts zukommen war wirklich eine Meisterleistung. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter. „Ella?", hörte ich Jack warnend sagen. „Nichts 'ELLA?'!", fuhr ich ihn an, „Verdammt noch mal! Du kannst es mir doch wohl kaum übelnehmen, dass ich NICHT in deinem Keller vermodern will!" Jack schien wegen meinem kleinen Wutausbruch wirklich kurz überrascht zu sein. „Ich hätte dich nicht in den Keller gesteckt!", sagte Leon hinter mir. „Dafür, aber in hässliche Marshmallow-Kleider...", murmelte ich vor mich hin. Aus dem Augenwinkel sah ich Jack ein Lächeln über das Gesicht huschen. Gleich würde ich bei Kulikow und Carter ankommen und was würde dann passieren? Wie würde das ganze ausgehen? Mehrere Szenarien gingen mir durch den Kopf:

1. Ich starb.

2. Jack starb.

3. Leon starb.

4. Kulikow und Carter starben.

5. ... dann das Ganze noch in etlichen anderen Kombinationsmöglichkeiten...

Mein Fazit war, dass entweder ich drauf ging oder am Ende mit irgendwem mitgehen musste. Sterben war noch keine Option. Mit Leon mitgehen? Niemals. Mit Jack? Auf keinen Fall. Mit den Vampirjägern? Die bekommen so oder so heraus, dass etwas nicht mit mir stimmt und, dass führ zwangsläufig zum Tod...oder zum Versuchskaninchen. Beides nicht sehr schön. Letzt Option: Sofort von hier verschwinden. Sehr guter Plan. 'Wow...Ich hab das Gefühl ich bin hier nur am Pläne schmieden...'

Ich humpelte vorwärts. Gleich war ich da wo ich hin wollte. Eigentlich müsste ich jetzt um Kulikow und Carter herum, aber ich blieb stehen. „Was ist lo-", wollte Carter fragen, da entriss ich ihm die Waffentasche. Mit einem Handgriff hinein hatte ich sofort eine Pistole gezogen. Was für ein Glück! Ich hob die Waffe und pendelte mit dem Lauf zwischen allen hin und her. Sie starrten mich verdutzt an. „Tut mir leid, aber ich werde jetzt gehen..., ohne einen von euch!", sagte ich bestimmt und der Regen ließ mich frösteln. Der Blick der Vampirjäger war verwirrt, der von Leon überrascht und Jacks einfach nur genervt. „Hä?", fragte Carter. Ich antwortete ihm nicht und ging langsam Rückwärts zum Parkplatzausgang. Jack richtete seinen Waffenlauf auf mich: „Ich kann nicht zulassen, dass du gehst, Ella. Bleib stehen oder ich muss dich erschießen!" Mein Griff um die Waffe verstärkte sich. „Das heilt wieder!", sagte ich wütend. „Mag sein, aber diese Holzkugeln tun verdammt weh und bis du dich wieder bewegen kannst, liegt dein Kopf schon 5 Meter von dir entfernt!", sagte Jack ruhig. Durch den Regen sah ich wie sich die Denkfalten auf Natashas Stirn noch vertieften. „Was soll das heißen?", fragte sie aggressiv. „Upps...Hast du es ihnen etwa noch nicht erzählt, mein Schatz?", fragte Jack mich süffisant. „Arschloch!", zischte ich. „Wisst ihr,... ", begann Jack, „...Ella ist ein Halbvampir mit super Regenerationsfähigkeiten, aber keine Sorge...Sie verträgt kein Blut." Carter fuhr herum und zielte mit seiner Waffe nun auf mich. „Halbvampir? Wie geht das?", fragte er. „ Erklär ich dir gerne Später, aber ich hätte eine super Lösung für unseren jetzigen Konflikt!", sagte ich. „Ach? Und die wäre?", fragte Leon desinteressiert. „Wenn ich das hier gerade richtig sehe, möchtest du, Leon, Jack ganz besonders gerne umbringen... und mich, nicht zu vergessen. Jack möchte vermutlich nur dich kalt machen. Die Vampirjäger wollen uns alle töten und ich möchte...eigentlich nur Jack eine Kugel in den Kopf jagen." „Wie charmant!", warf Jack dazwischen. „Klappe!", sagte ich und erntete einen bösen Blick von ihm, „Zusammenfassend kann ich also sagen, dass alle, außer Jack natürlich, es irgendwie auf Jack abgesehen haben. Also hier mein Vorschlag: Wir töten alle zusammen Jack und sehen dann weiter, wie dann die Fronten liegen!" „Find ich gut", sagte Leon. Kulikow zuckte mit den Schultern. „Verdammt noch mal!", sagte Jack aufgebracht, „Das hier ist keine demokratische Abstimmung!" „Stimmt!", sagte eine unbekannte Stimme irgendwo hinter Jack, „Und trotzdem ist dein Tod beschlossene Sache!" Der braunhaarige Mann, der Leon zu Flucht verholfen hatte, tauchte hinter Jack auf und hielt ihm eine Waffe an den Kopf. 'Uuuiiihh...! Noch eine dramatische Wendung...', freute sich meine Serien süchtige innere Stimme.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Wartet...geht gleich weiter...

Vampire entführen keine kleinen MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt