Abseilaktion (ohne Seil)

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„Also, weil wir davon ausgehen müssen, dass Jack hier wieder auftauchen wird, werden wir ihm eine Falle stellen. Er weiß nicht dass wir hier sind und wird wohl kaum, nur um ein kleines Mädchen zu holen, mit Verstärkung anrücken....", sagte Carter zu Kulikow. '...nur um ein kleines Mädchen zu holen...'? Warum fühlte ich mich so sehr unterschätzt? „Und ich soll hier nur rumliegen und auf ihn warten?", fragte ich. „So ziemlich!", erwiderte Kulikow, „Ich werde mich im Badezimmer neben an verstecken und Carter wird draußen Stellung beziehen und sie...am besten ist es sie schlafen!" „Okay...!", sagte ich zögerlich, „Aber ich muss mir noch mal schnell die Zähneputzen, bevor sie ins Bad gehen." „Gut, aber beeilen sie sich!", sagte Kulikow und wand sich zu Carter um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Daraufhin holte er eine Tasche hervor. Ich quälte mich aus dem Bett und griff zu den zwei Krücken an meinem Bett. An der Badezimmertür angekommen drehte ich mich noch mal zu den Vampirjägern um. Sie sortierten gerade Waffen aus der Tasche auf mein Bett. So viel Munition, Schuss-, Wurf- und Stichwaffen habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Schnell schloss ich die Tür, als sie gerade dabei waren Holzpfähle auszupacken. Ich musste hier weg! Jack bekommen die auch allein, aber wenn ich bis morgen früh noch im Krankenhaus bin, werden, bei den Untersuchungen, die Ärzte merken, dass ich fast komplett geheilt bin. Mittlerweile war mein Handgelenk fast wieder zusammengeflickt und dann wäre das Schlüsselbein dran. Und nach dem Schlüsselbein folgen all die kleinen Kratzer, Schnitte und blauen Flecken und wenn das passiert wird keiner mehr glauben, dass ich jemals einen Unfall hatte. Und all das würde in den nächsten Stunden passieren. Davor musste ich unbedingt Carter und Kulikow loswerden. Denn ich wette die Beiden sind schon ganz heiß darauf ihren ersten Halbvampir zu töten, sollten sie jemals heraus bekommen, dass es solche gibt! Sekunde...Können die mich wirklich umbringen? So wie einen normalen Vampir?

Ich fand im Badezimmer keinen verwendbaren Gegenstand um den Bein-Gips loszuwerden. Ich blieb erschrocken vor dem Spiegel stehen. Nicht nur das ich fruchtbar aussah. Sondern mir fiel auf, dass meine Augen gar nicht mehr rot waren. Sie hatten wieder ihre alte, gewohnte Farbe. Kein Wunder, dass die Vampirjäger mich nicht als ein Vampir erkannt haben. Nervös schüttelte ich den Kopf um den Gedanken an meine Augen loszuwerden. Ich hatte gerade größere Probleme. Kurzerhand öffnete ich das Toilettenfenster. Kalte Luft schlug mir entgegen und ich fröstelte. Die Leute vom Krankenhaus hatten mir ein weißes T-Shirt und eine weite Jogginghose gegeben, weil meine Klamotten vom Unfall total kaputt waren. Immerhin musste ich nicht mit so einem OP-Hemdchen herumlaufen, bei denen jeder deinen Hintern sehen konnte, aber es war trotzdem verdammt kalt.

Ich befand mich im dritten Stock des Krankenhauses. Bei einem Sprung werde ich mich zu 100% irgendwie verletzten. Die Frage ist bloß: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich nach dem Sprung soweit noch gesund bin um weglaufen zu können? Ich suchte den Boden vor dem Gebäude und die Wand ab. Neben meinem Fenster verlief eine Regenrinne, die immer wieder an schmalen Fenstersimsen stoppte. Aber ich würde es nicht schaffen mit meinen eingegipsten und teilweise noch verletzten Körperteilen die Rinne hinunterzuklettern, oder? Und würde die Regenrinne mich überhaupt halten?

Verdammt! Diese blöde Rinne ist meine einzige Chance!

Ich zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. „Beeilen sie sich bitte, Ella! Jack könnte jeden Moment hier auftauchen.", rief Kulikow durch die Tür. „Ja, ich bin gleich soweit!", rief ich über meine Schulter herüber. Vorsichtig schwang ich mein benutzbares Bein aus dem Fenster. Sobald ich sicheren Halt hatte, zwängte ich meinen Gips durchs Fenster. Mit der Schiene um mein Handgelenk rutschte ich kurzzeitig ab. Reflexartig hielt ich mich mit meiner gesunden Hand am Fensterrahmen fest und stöhnte auf, als ein Schmerz durch meinen Körper zuckte. Das verdammte Schlüsselbein hatte sich irgendwie dabei verschoben. Es klopfte noch mal an der Tür. Diesmal war es Carter: „Miss Moore? Alles in Ordnung?" „Ja, alles bestens. Ich bin bloß ausgerutscht.", sagte ich. Schritte entfernten sich von der Tür und ich hörte die Beiden wieder leise miteinander reden. Vorsichtig rutschte ich, Stück für Stück, den Sims entlang und umklammerte die Regenrinne. Wie um mir zu beweisen, dass ich so richtig in der Scheiße sitze, begann es zu regnen. Sekunden später klebten meine Haare klatschnass an meinem Kopf und meine Hände rutschten immer wieder von dem kalten Metallrohr ab. Nervös wischte ich mir meine Hände ein letztes Mal an meiner Hose ab und klemmte mein benutzbares Bein um die Regenrinne. Ich rutschte, Zentimeter für Zentimeter, die Rinne hinab. Plötzlich fiel ich einen Meter auf einmal hinab und konnte mich im letzten Moment noch am Sims vom zweiten Stock mit dem Bein abstützen. Keuchend klammerte ich mich erschrocken an dem Metallrohr fest. Ich blickte kurz nach unten und bereute es sofort. Es war immer noch ein ganz schönes Stück bis nach unten. Ich wollte gerade mein Bein vom Sims nehmen und weiter nach unten rutschen, als die Regenrinne bedrohlich begann zu quietschen. 'Bin ich wirklich so schwer?'

Ich beeilte mich voran zukommen, als ich intensives Klopfen aus dem dritten Stock hörte. „Miss Ella Moore! Öffnen sie endlich die Tür und kommen sie raus. Sie können nachher noch ihr Näschen pudern!", schrie Kulikow und ich konnte hören wie wütend sie war. Weiteres lautes Klopfen von oben. Jetzt konnte ich auch keine Antwort mehr geben, ohne dass es komisch klang. So schnell wie ich nur konnte versuchte ich weiter nach unten zu klettern. Ich kam nicht mal mehr 20 Zentimeter weit. Meine Hände glitten von der nassen Regenrinne ab und ich fiel. Ein Schrei entfuhr meiner Kehle, als ich die letzten Meter rückwärts nach unten stürzte. Doch anstatt auf dem harten Beton aufzuschlagen, wurde ich überraschender Weise aufgefangen. Regen prasselte mir ins Gesicht und ich starrte nach oben. Ich sah die erstaunten Gesichter von Kulikow und Carter oben im dritten Stock und das Gesicht meines Retters. „Hallo, Kleine! Also...Wo ist Jacky?", sagte Leon mit einem breiten Grinsen.

Heilige Scheiße! Die ganze Sache läuft gewaltig aus dem Ruder...

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Hallöle,

Tut mir sehr leid, dass die letzten Kapitel immer so kurz waren, aber ....äh...dafür hab ich keine Ausrede😂, außer ein gewisses Maß an Zeitmangel.

Bis zum nächsten (längerem) Kapitel

Vampire entführen keine kleinen MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt