28. Miserable

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Wochen später

Inzwischen kamen die Herbstferien und ich hatte zwei Wochen keinen Unterricht in der Schauspielschule. Ich versuchte abzuschalten und mich auf mein Leben zu konzentrieren. Mein Herz brauchte Ruhe, um sich wieder zusammenzusetzen. Doch es ist alles viel einfacher gesagt als getan.

Nach der überstürzten Nachricht von Paul über seine Verlobung mit Jane haben wir kein Wort mehr miteinander gesprochen. Alle wussten bereits Bescheid, wie es um uns stand. George und Celina besuchten mich fast jeden Tag, um mich aufzuheitern. Ringo und John kamen des öfteren auch vorbei. Der Drummer brachte mir immer seine selbstgebackenen Kekse mit. Die meiste Zeit allerdings verbrachte ich mit Celina, die mich zu Shoppingtours zwang. Ich fand vielleicht ein paar Kleider und Schuhe und manchmal erwischte ich mich selber beim Kichern, aber sobald meine Gedanken abwichen, verfiel ich wieder in diese Depressionen. Doch meine Freundin und Arbeitskollegin gab nicht auf. So auch heute.

" Hey, Missie. Bereit für eine neue Shoppingrunde?".

" Celina, ich muss mein Geld zusammenhalten. Wir können nicht immer prompt shoppen gehen. Es hilft doch eh nichts ".

" Ich bezahle. Außerdem, was willst du hier in deinen vier Wänden schon groß machen? In Mitleid versinken nur wegen einem Typen?".

" Dieser Typ heißt Paul und ja, dann versinke ich halt in Mitleid. Er hat mich einfach verarscht von Anfang an ".

" Lass einfach von ihm ab, ignorier ihn. Ins Studio brauchst du nicht gehen und seine Ziege Jane ist doch auch zu ihm gezogen. Ganz ehrlich, John tut mir echt leid ".

" Ja .. er hat auch schon so einige Sachen erzählt. Er kann abends schlecht einschlafen ".

" Bitte keine Details, Dani!".

Ich kicherte und stand von meinem Bett auf. Es brachte nichts hier weiter rumzuhängen. Ich öffnete meine Schrank, da fiel mir etwas entgegen. Es war grau, weich und hatte schwarze Augen.

" Paul ..".

Nachdem ich völlig am Ende gewesen bin, habe ich den Elefanten in meinen Schrank geschmissen. Er hatte ihn mir geschenkt .. für gar nichts. Mir kamen die Tränen, die ich sofort mit meinem Handrücken wegwischte. Es gab keine Zeit für Tränen. Ich holte mein neues Kleid aus dem Schrank und sperrte mich im Badezimmer ein. Von draußen hörte ich Celina.

" Hat sich Tyrek eigentlich mal wieder gemeldet?".

" Ehm .. ja. Er wollte wissen, was los war. Aber ich hab ihm nichts gesagt ".

" Und was ist das jetzt zwischen euch?".

" Was sollte sein?".

Ich kam aus dem Bad und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Celina hatten ihre ernste Miene aufgesetzt und musterte mich scharf.

" Naja ... Wenn du ihn nicht liebst, dann mach Schluss ".

" Das kann ich doch nicht einfach so machen ".

" Du kannst ihn aber auch nicht verarschen von Vorne bis Hinten ".

" Er will Weihnachten mit mir verbringen. Er hat soviel geplant. Ich will ihm das nicht kaputt machen ".

" Willst du das denn? Weihnachten mit Tyrek verbringen?".

Ich hielt inne. Natürlich wollte ich das. Damals habe ich mich so gefreut, als er mich gefragt hat. Bilder haben in meinem Kopf herumgeschwirrt von heißer Schokolade und dem frischen Tannengrün des Weihnachtsbaumes. Wieso sollte ich das alles fallen lassen?

" Natürlich. Und jetzt lass uns das Thema wechseln und shoppen gehen ".

In der Stadt

Es verlief alles super. Wir liefen mit zwei vollen Einkaufstüten durch die Straßen. Zufällig kamen wir an einem Hochzeitsladen vorbei, der Brautkleider anbot. Celina lief unbeirrt weiter, während ich stehenblieb und durch die Schaufensterpuppen hindurchschaute. Ich vergaß fast das Atmen. Dort stand Jane, in einem weißen Brautkleid. Es glitzerte und gerade wurde ihr die Schleppe angelegt. Sie sah wirklich perfekt aus - zu perfekt. Ich entfernte mich vom Fenster und lief Celina nach, die inzwischen an unserem Cafe angekommen ist.

" Ich muss nur schnell etwas erledigen. Warte hier ".

" Ehm .. okay ".

Sie verschwand durch die Tür, während ich mich gegen eine Straßenlaterne lehnte. Vorsichtig stellte ich die Tüten ab und ließ meinen Blick über die Menschenmenge schweifen. Zu dieser Jahreszeit waren doch recht viele draußen. Eine mir bekannte Lache riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte meinen Kopf automatisch in diese Richtung. Aus dem Brautgeschäft kam Jane, weiter vorne wartete Paul auf sie. Sie kicherte, als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Ausgerechnet jetzt müssen die Beiden hier auftauchen - jetzt gehen sie auch noch in meine Richtung. Was soll ich tun? Hier stehen bleiben? Oder einfach wegrennen? Nein, ich muss doch auf Celina warten. Ich hatte eh keine Möglichkeit mehr gehabt, denn die beiden hatten mich bereits entdeckt. Demonstrativ drehte ich meinen Kopf weg und ignorierte das Paar. Doch die beiden hatten anscheinend andere Pläne als einfach an mir vorbeizugehen.

" Dani .. können wir bitte reden?".

" Ich will aber nicht mit euch reden ".

" Bitte! I-I-Ich will wissen, was mit dir los ist. Du redest nicht mehr mit mir, weder in der Schule noch privat. Wir sind doch Freundinnen .. oder?".

Mir stockte der Atem. Langsam drehte ich mich zu Paul und Jane. Zweiteres schaute mich flehend an, während der Beatle abwesend, auf der Unterlippe kauend, wegschaute. Ich presste die Lippen zusammen. Am Liebsten würde ich alles rausposaunen, nur um Klarheit zu schaffen.

" Ich fürchte manche Menschen passen einfach nicht zusammen. Sie leben sich auseinander, verletzen sich und doch empfinden sie etwas füreinander. Aber am Ende dann doch den Schwanz einzuziehen ist einfach nur erbärmlich ".

Das war der Moment, wo Paul und ich Augenkontakt hielten. Seine Augen sprachen Bänder.

'Es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht'.

Dieser Satz blieb verborgen. Stattdessen schwiegen wir uns nur an. Jane ging einen Schritt auf mich zu.

" Was soll das denn jetzt heißen, Dani?".

In diesem Moment kam Celina aus dem Cafe, fuchtelte gerade an ihren Taschen herum.

" Tschuldige. Hat etwas länger gedauert als ... Ehm Hi ".

" Wir müssen jetzt eh gehen ".

" Was .. warte mal!".

Ohne auf Celina zu hören, nahm ich sie bei der Hand und zog sie die Straße hoch. Wir bogen um eine geschützte Ecke und verschnauften kurz. Ich starrte nur auf einen Fleck der Steinwand, während Celina mich von der Seite beeugte.

" Was sollte das denn jetzt?".

" Ist egal. Hat sich alles geklärt ".

" Aha .. soso ".

Hat dieser Alptraum denn nie ein Ende?


Words Of Love [Paul McCartney Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt