Kapitel 23 - Leos Sicht / Killians Sicht

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„Mir haben Killian und dieser ... Fynn erzählt, dass du mit meinem Bruder eine Auseinandersetzung hattest. Du wolltest hinter ihm her, doch dein Körper hat den Entschluss gefasst, dass es für dich zu viel war. Du hast angebrochene Rippen und auch sonst einige Verletzungen, mit denen nicht zu spaßen ist. Außerdem hast du noch zusätzlich Druck ausgeübt, der besser in den nächsten Tagen vermieden werden solltest. Es hindert deine Lunge daran, sich im Brustkorb vollkommen auszudehnen und auch den Knochen bekommt es nicht."

Er ließ sich kurz am Fußende auf mein Bett nieder und sah mich aus rabenschwarzen Augen an. Es war das gleiche Schwarz, wie das bei Killian. Augenblick schlug mein Herz schneller, als ich an ihn dachte, und ermahnte mich, dass ich an etwas anderes denken musste.

„Ich wusste nicht, dass der Binder derartig schlecht für mich ist... Aber ich kann nicht mehr ohne ihn auf die Straße gehen... Es... ist wie eine Qual, ohne ihn auf die Straße zu müssen...", murmelte ich leise und sah niedergeschlagen auf meine Hände hinab.

„Ich kann es mir vorstellen. Aber du musst im Moment auf deine Gesundheit achten, sonst schadest du dir noch mehr", legte er eine Hand auf meinen Unterarm und als ich aufblickte, sah er mir lächelnd entgegen. „Du solltest deinem Körper die Zeit geben, die er braucht, um zu heilen, dann kannst du wieder machen, was du willst."

Es strahlte eine unbeschreibliche Wärme aus und eine Welle der Aufmunterung kam auf mich zu. Ich fühlte mich, als würde die Zeit, bis ich den Binder wieder problemlos anziehen konnte, rasend schnell an mir vorbei eilen. Ich würde die Zeit überstehen, auch wenn ich dann wahrscheinlich ein nervliches Wrack war. Doch es würde irgendwann wieder bergauf gehen und an diesem Gedanken musste ich im Moment einfach festhalten. Ich musste geradeaus sehen und hoffen, dass die Zeit wirklich schnell vorbeiging...

Samuel kam in mein Zimmer und lächelte mich an. Wie konnte man am frühen Morgen nur solch eine gute Laune ausstrahlen? Scheinbar war er ausgeschlafen, hatte gut gefrühstückt und zusätzlich machte ihm die Arbeit Spaß... Und ich? Ich lag hier und wartete darauf, dass ich nach Hause konnte...

„Guten Morgen", lächelte er mir entgegen, als er mir in die Augen sah. „Na, gut geschlafen?"

Murrend nickte ich und sah ihm dabei zu, wie er meinen Puls und einige andere Werte überprüfte. Mittlerweile war ich bereits einige Tage hier und wartete nur darauf, dass er sagte, dass ich nach Hause gehen durfte. Ich wollte nicht länger hier im Krankenhaus bleiben. Doch bisher hatte er noch nichts zu meiner Entlassung gesagt.

Fynn wollte zwar heute Nachmittag vorbeikommen und mich besuchen, aber ich wollte eigentlich nur alleine sein. Ich wollte mich im Bett verkriechen, so wie ich es bisher getan hatte und wollte darauf warten, dass ich mich endlich wieder frei bewegen konnte ohne auf irgendwelche Verbote achten zu müssen.

„Ich denke, wenn deine Blutwerte auch in Ordnung sind, dann kannst du morgen nach Hause. Ich lasse eine Schwester zu dir kommen, die dir Blut abnimmt."

Auf seinen Lippen lag noch immer ein sanftes Lächeln und ich stellte fest, dass er aussah wie sein jüngerer Bruder. In meinem Inneren bemerkte ich einen stechenden Schmerz, der sich tief in mein Herz bohrte. Ich vermisste ihn, wollte es aber nicht zugeben und biss mir auf die Unterlippe, um meine Gedanken wieder in eine andere Bahn zu lenken.

„Wie geht es Killian?", entwich es mir leise über die Lippen. „Hat er ... irgendwas gesagt?"

„Ich weiß, dass ihr euch getrennt habt oder mein Bruder sich von dir. Er hat sich in den letzten Tagen immer in sein Zimmer zurückgezogen. Ich weiß nicht, was er macht. Ich kann aber gerne mal versuchen, mit ihm zu reden. Vielleicht kann ich ihn dazu bewegen, noch einmal mit dir zu sprechen. Aber nur, falls du das möchtest..."

Im fremden Körper - Auf dem Weg ins richtige LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt