Dreizehntes Kapitel

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In Worte zu beschreiben, wie es sich anfühlt, so kurz vor etwas zu stehen, und es dann nicht zu erreichen, fühlt sich grausam an.
Im Worte kann man dieses Gefühl nicht fassen. Man muss es erleben.

Wie oft ich dieses Gefühl schon erlebt hab, ist längst nicht mehr zählbar. Es gab immer wen, auf den ich neidisch war, da er das erreichte, was ich erreichen wollte. Das brachte mich dazu, immer weiter zu kämpfen. Zu kämpfen und zu schuften für das, was sich Sieg nennt.

Sieg. Siegreich zu sein ist hier ein hoher Preis. Man bekommt Anerkennung, man bekommt Freunde (die sich zwar nur einschleimen und dein Erfolgsgeheimnis herausfinden wollen), und man bekommt die innerliche Befriedigung, etwas geleistet zu haben.

Aber selber hat man davon nichts.

Man kommt von einer Mission zurück, hat eine Aufgabe erfolgreich erfüllt, doch trägt nichts davon, was das Leben unbedingt spannender oder besser macht. Es macht dich zu keiner besseren Person.
Niemand von uns ist durch so was zu einer besseren Person geworden. Niemand von uns.

Also möchte ich auch nicht von mir behaupten, eine bessere Person zu sein, indem ich Ardian durch seine persönliche Hölle laufen lasse. Indem ich ihn auf den Boden beförder, immer wieder und wieder und wieder, bis er mir endlich zuhört. Bis er versteht, was ich sage. Bis wir keine Zeit mehr haben, denn die Zeit wird noch unser Feind werden. Unser wahrer Feind, wenn es drauf ankommt.

Rose sitzt auf dem Baumstamm und sieht uns zu. Sie hat ihre Ellbogen auf ihre Knie abgestützt und rollt jedes Mal mit ihren Augen, wenn Ardian erneut nicht zuhört und meine Ratschläge einfach überhört, so Fehler macht, und dann auf seinem Hintern landet. Sie sieht schon beinahe gelangweilt aus, da ich sie dort platziert habe, da Ardian und sie eine Spannung zwischen sich aufbauen, jedes Mal, wenn sie gegen ihn antritt. Und genau das passt hier überhaupt nicht rein.

Ganz ausgeschlossen, dass in mir ein klein wenig Eifersucht herrschen könnte. Es passt hier nicht rein, fertig.

Und schon wieder blocke ich Ardians Hiebe ab und er sitzt ebenfalls schon wieder auf dem Boden, da er immer dieselben Fehler macht, die ihn auf seine vier Buchstaben befördern.

"Du musst mir zuhören, verflucht nochmal." Ich strecke ihm meine Hand hin und ziehe ihn hoch, sodass er wieder auf seinen Füßen steht. "Wenn ich sage, dass du aufpassen musst, dann musst du auch wirklich aufpassen und dir nicht deine nächsten Schritte überlegen, um mich ins Gras werfen zu können."

"Leichter gesagt, als getan." Er klopft sich seine Knie ab und reibt über seine Augen, die kurz zu Rose schauen.

Genau das passt mir nicht. Wie er sie anschaut. Als sei sie eine Trophäe oder so was, die er gewinnen muss.

"Nein, du Vogel, es ist leichter getan, als gesagt. Es ist nicht schwer."

Er sieht schon wieder weg, zu Rose.

"Hey, sieh mich an.", ergänze ich, und Rose lacht leise. "Wir müssen bei dir sonst mit Babyschritten anfangen, wenn du nicht zuhören kannst. Du kannst Menschen umbringen, aber keinen Menschen zuhören!"

"Ihr würde ich zuhören.", flüstert er leise und zwinkert mir zu.

Wir sind hier seit einer Stunde beschäftigt, in der er mir gegenüber null aufmerksam ist, und jetzt sagt er mir, dass er Rose zuhören würde?
Das reicht.

Bevor er auch nur wieder von Rose zurück zu mir schauen kann, landet meine Hand mit den Fingern voraus in seinen Rippen, mein anderer Arm drängt den Ellbogen von der anderen Seite in seinen Oberkörper und mein Fuß blockiert seinen aufrechten Stand.
Er liegt auf dem Boden.
Mal wieder.

The Fighter | Dner [DISCONTINUED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt