Friedensvertrag

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Richmond, 2016

In der Schule ignorierte ich Emily und Milo, so gut es ging. Na ja, das war eher schwer denn sie waren DAS Thema der Schule. Man sollte meinen, dass Jugendliche auch noch etwas anderes zu tun haben sollten, als sich um die Angelegenheiten anderer zu kümmern aber nein. Außerdem gab ihr 1-Jähriges den Anlass zu vielen neuen Gerüchten, die kursierten. Ich packte gerade meinen Schulrucksack in den Fahrradkorb, als ich Emily und Milo zu ihren Fahrrädern kommen sah.

„Was ist dein Problem damit? Geht es nicht in deinen Kopf, dass ich auch noch ein anderes Leben habe? Du bist nicht der einzige um Mensch auf diesem Planeten." Milo klang genervt und ich wünschte mich weit, weit weg. Die beiden hatten mich noch nicht bemerkt, sie waren zu sehr auf ihre Diskussion konzentriert um überhaupt auf irgendetwas anderes zu achten.

„Und das soll dir das Recht geben, einfach so mit einer anderen rumzumachen?" Er zuckte nur mit den Schultern.

Weißt du was, Milo? Du bist der letzte Arsch, den es überhaupt gibt! Geh doch und mach was du willst! Das zwischen uns ist SO WAS VON VORBEI!" Eine einzelne Träne lief über ihre Wange und verschmierte die säuberlich aufgetragene Wimperntusche.

Milo drehte sich ohne ein weiteres Wort um und kehrte Emily den Rücken zu. Obwohl ich nicht gerade gut auf beide zu sprechen war, empfand ich Mitleid für Emily. Das hatte sie nicht verdient. Bevor ich es mir überlegen konnte, lief ich zu ihr. Als sie zu mir aufsah, brannte der pure Hass in ihren Augen.

„Was willst du denn jetzt?" Ich zuckte bei ihren Worten zurück und bereute mein Mitleid sofort.

„Hör mal, ich habe euer Gespräch mitbekommen und ich wollte nur sagen..." Trotz ihrer verheulten Augen lächelte sie hämisch.

„Was? Dass du dich jetzt an Milo ranmachen willst? Ehrlich gesagt ist es mir egal, Louise. Er ist nicht mehr mein Problem und du auch nicht!"

„Ich wollte nur sagen, dass du so etwas nicht verdient hast! Er hätte sich wenigstens entschuldigen können!" Für einen Moment sah sie überrascht aus, was jedoch sofort wieder verflog.

„Wie gesagt, es ist nicht dein Problem. Verstehst du das nicht? So wolltest du es doch, oder? Unsere Freundschaft ist vorbei. Das hast du zu mir gesagt und das Gleiche sage ich jetzt auch zu dir. Also lass mich in Ruhe!" Sie sprang auf und schwang sich auf ihr Fahrrad. Im nächsten Moment war sie verschwunden und ließ mich alleine zurück.

Wie oft hatte ich mir gewünscht, der Abend damals hätte eine andere Wendung genommen. Doch wenn ich eins aus dem letzten Jahr gelernt hatte, dann, dass sich die Uhr nicht zurückdrehen ließ. Sie hinterließ einen, gebrochen und am Boden aber man musste sehen, dass man das Beste daraus machte. Doch in diesem Fall hatte ich keine Ahnung, wo ich überhaupt anfangen sollte.

~~~

„Alles klar bei dir?" Ich fröstelte und war froh, als er die Haustür hinter mir schloss und damit den kalten Wind aussperrte, der mich den ganzen Weg auf dem Fahrrad zu ihm verfolgt hatte. Jonas zog mich in sein Zimmer die Treppe hinauf und küsste mich. Wir waren jetzt seit zwei Monaten zusammen und ich war froh, in dieser schweren Zeit ohne Emily einen Verbündeten zu haben.

„Wie immer", antwortete er als er sich endlich von mir lösen konnte. Dann sah er die Tränenspuren auf meinen Wangen und fuhr sie sanft nach.

„Was ist passiert?" Ich seufzte und erzählte ihm die ganze Geschichte mit Emilys und Milos Trennung von vorhin. Als ich geendet hatte, schloss er mich in seine Arme und ich war froh, mir diesen ganzen Mist von der Seele geredet zu haben.

„Das wird schon wieder, jeder braucht Zeit. Und ich glaube, du hast sie einfach nur am ungünstigsten Zeitpunkt erwischt."

„Kann schon sein."

Something like magicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt