Experiment

#15 The Selection

Ich bebte schon den ganzen Tag. Aber jetzt war ich auf dem Höchstpunkt des persönlichen Erdbebens. Die Ergebnisse waren da. Und mein Leben zu Ende.

Die Schulleitung hatte beschlossen die Ergebnisse nicht auszuhängen, nicht laut zu verkünden, was doch echt nett war. Sie waren stattdessen auf die gloreiche Idee gekommen, dass man ein großes Puzzel-Partnersuche-Spiel veranstalten sollte. Das heißt konkret: Jeder von uns bekam ein Puzzelteil auf dem ein Tier abgebildet war. Eigentlich sollten wir nun durch die Gegend laufen und Tiergeräusche passend zu unserem Puzzelteil zu machen, sodass wir dann irgendwo in der Menge unseren Partner finden würden. In der Schule hatte ich das Wort Partner oft gehört, aber nie hatte ich es so schlimm gefunden wie jetzt.

Ich teile euch jetzt eure Partner für das Projekt zu.

Da ging es um höchstens zwei Wochen zusammen an einem biologischen Experiment zu arbeiten und nicht...

Irgendwie ist das auch ein biologisches Experiment....

Aber ein Partner war in dem Fall ein Typ der zwei Aufgaben mit mir gemacht hat und dann verschwunden ist und der nicht mit mir in einen Käfig gestopft wird, um uns möglichst keine andere Möglichkeit zu geben als sich ineinander zu verlieben.

Das wird niemals funktionieren...

Aber ich hatte ja erwähnt wir sollten eigentlich diese Geräusche machen, was natürlich niemand tat. Seit dem Zeitpunkt, an dem alle einen Zettel hatten, war ein großes Gewusel mit einem extrem lauten Geschrei losgegangen. Und alles wurde übertönt von dem ersten Pärchen, dass sich gefunden hatte. Lia und Tilo, wobei Lia eindeutig lauter war, waren mehr als zufrieden damit, dass sie als Paar auch weiterhin ein Paar sein durften. Doch ich konnte mich nicht wirklich darüber freuen, da mein Kopf von all dem Lärm dröhnte wie verrückt. Mein persönliches Erdbeben hatte wohl sein Epizentrum in meinem Kopf.

Also lief ich mit zwei Fingern an der Schläfe, die versuchten meinen Kopf zu beruhigen, indem sie diesen massierten. Leider funktionierte das nur mäßig. Viele Menschen kamen auf mich zu und sagten Dinge wie: Hund? Elefant? Giraffe? Schaf? Antilope? Kamel?
Wenn man nicht wüsste worum es hier geht, wäre es bestimmt witzig mit an zusehen, aber wenn es um deine Zukunft und dein Todesdatum geht, dann ändert sich deine Meinung darüber schlagartig. Auf meinem Puzzel war ein Panda abgebildet. Sehr süß.
"Nilpferd?", sagte eine mir bekannte Stimme.
"Ne, sorry Flo.", sagte ich nüchtern, aber mit einem kleinen Lächeln. Er sah mich mitleidend an.
"Mein Kopf tut auch weh, wir sehn uns nachher."
Und weg war er. Es fanden sich, der Akustik nach zu folgen immer mehr Paare, die sich aus der Masse lösten um sich am Rande des Geschehens zu unterhalten. Ich lief derweil weiter durch die Menge und vor lauter Kopfschütteln tat mein Kopf noch mehr weh. Plötzlich hielt mich jemand von hinten an der Taille fest, zog mich zu sich und fing an meine Schultern zu massieren.

"Das Problem is nicht dein Kopf, also versuche nicht den zu massieren.", sagte eine Stimme die mich sonst gefrieren ließ. Aber Tates Massage war so angenehm das meine Kopfschmerzen tatsächlich weniger wurden. Verwundert drehte ich mich zu ihm um und legte den Kopf schief.

"Ich habe dich in letzter Zeit gar nicht gesehn, wo warst du?", fragte ich ein wenig misstrauisch.

"Hast du mich etwa vermisst?", fragte Tate und grinste schräg.

So heiß... Verdammt STOP!

"Nein, aber ich habe mir nunmal so meine Gedanken gemacht... Wer weiß was du ausheckst.", sagte ich und schaute mich um. Wer von diesen Spinnern ist meine Partner?

"Suchst du nach jemandem?", fragte Tate neugierig und folgte meinem Blick.

"Ja? Schon vergessen, dass wir diesen schönen Puzzelteile gekriegt haben?", fragte ich Tate und hielt mein Puzzel vor sein Gesicht.